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Lehrer sind Bergsteiger und Schatzsucher

Die Tagung im Gewerbeschulhaus erwies sich für die Lehrer als Chance, ihren Horizont zu erweitern. Nebst neuem Wissen wurden ihnen die Gemeinsamkeiten ihres Berufes mit jenen eines Abenteurers aufgezeigt.

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Mathe

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Solothurner Zeitung

Michael Herzig

Leiten und Begleiten - unter diesem Motto wurden die Lehrer der Region zum Weiterbildungsanlass eingeladen. Wer sich am Samstagmorgen noch schläfrig fühlte, wurde durch das Referat von Erwin Sommer, Leiter der Fachstelle Kindergarten- und Schulaufsicht, wachgerüttelt: Sommer liess die vielen Teilnehmer auf eine Wanderung versetzen, die bis zum Gipfel eines Berges führen sollte. Das Abenteuer symbolisierte den Prozess, den Lehrer bei der Ausbildung ihrer Schüler durchlaufen. Während der Bergsteiger wegen des Klimawandels ins Schwitzen gerate, haben sich die Lehrer mit dem Wandel in der Erziehungsmethodik auseinanderzusetzen.

Um Konfliktpotenzial zu vermeiden, seien Netzwerke und Teamarbeit unabdingbar. Zögern und Zaudern bei der Ausbildung von Jugendlichen bezeichnete Sommer als Gefahr; vielmehr seien Mut, Entschlossenheit und eine enge Zusammenarbeit mit Eltern bedeutend. Diese Leitblanken gelte es zu nutzen, um den Weg zum Gipfel zu finden. Oder in die Ausbildungssprache übersetzt, um Lernenden einen guten Schulabschluss und einen erfolgreichen Berufseinstieg zu ermöglichen. Sommer vergleicht Lehrer mit Schatzsuchern: Ihre Aufgabe sei, die Begabungen der Schüler zu erkennen und diese gezielt zu fördern.

Mit Tanzen zum freien Gemüt

Der Hauptteil des alle zwei Jahre stattfindenden oberaargauischen Weiterbildungsanlasses waren die Workshops: Davon standen den Teilnehmern 19 zur Auswahl. «Der Sinn der Tagung besteht darin, neue Erkenntnisse in Lern- und Ausbildungsmethodik kennenzulernen, und der Austausch von Lehrer aus verschiedenen Schulen und Gemeinden», sagte Rita Günter, Mitveranstalterin des Anlasses. «Wenn jeder einzelne Lehrer nur ein paar positive Aspekte in ihren Schulalltag übernehmen kann, hat der Anlass sein Ziel erreicht.»

Gefallen am Kursangebot fanden die Teilnehmer. Kindergärtnerin Tamara Signer aus Langenthal entschied sich unter anderem für den Kurs «D'Schwiz tanzt... Welttänze» und bereute ihre Wahl nicht. Sie fand über Kursgestaltung und vermittelte Materie nur lobende Worte: «Ich habe einige neue Erkenntnisse gewonnen und werde versuchen, sie ich in nächster Zeit meinen Schülern zu vermitteln.» Besonders angetan war sie von den südafrikanischen und indischen Tanzschritten. Für Signer vereint Tanzen wichtige Elemente wie Bewegung, Rhythmus oder das Kennenlernen von fremden Kulturen. Aber auch das Erlernen einer Körpersprache: «Beim Tanzen können wir unseren Emotionen auf eine gute Art freien Lauf lassen. Dies ist für die Entwicklung eines Kindes wichtig.»

Kraftgewinn dank Klartext reden

Samuel Schmid besuchte den Kurs «Alles klar? Klartext reden - Kraft gewinnen!» Dieses Themengebiet wurde von ihm bewusst ausgewählt, um erfahren zu können, ob er sich mit seiner Umgangsweise mit Schülern auf dem richtigen Weg befindet. Der BSA-Lehrer aus Huttwil sah sich nach Ende der Vorstellung in seiner Ansicht bestärkt: «Oft fehlt den Lehrern der Mut, Regeln und Grenzen klar festzulegen. Doch es ist zentral, dass wir Lernenden den Rahmen des Erlaubten klar aufzeigen.» Eine Kuschelpädagogik führe nicht zum angestrebten Ziel, zumal Lernende nach Schulabschluss ohnehin mit den Regeln der Gesellschaft und der Arbeitswelt konfrontiert würden. «Die Berufswelt ist knallhart. Um den künftigen Anforderungen gewachsen zu sein und nicht eine böse Schockwirkung zu erleiden, müssen Jugendliche bereits in ihrer Schulzeit auf die Zukunft vorbereitet werden.»

Sowohl Lehrer Schmid wie Kindergärtnerin Signer lobten die Organisation der Tagung und das originelle Rahmenprogramm. Zum Einstieg wie auch zum Abschluss wurde das Publikum durch die Künstler Matthias Walter (Live-Painting am Hellraumprojektor), Daniel Küffer (Saxophon) und Andy Harder (Klavier) mit perfekt inszenierten Interaktionen zwischen Text, Bild und Klang verzückt.