Kunstsammler und -jäger sind los

Gestern Abend wurde der Kunstsupermarkt eröffnet. Kaum ist Häme und Spott der ersten Jahre vergessen, macht dieser erste Schritte in konventioneller Richtung: Erstmals fallen Bilder aus dem Preisrahmen.

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Solothurner Zeitung

Regula Bättig

Die erste Solothurner Hängung ist eigentlich nichts anderes als eine Petersburger Hängung: ein Teppich aus Bildern. Nur stammen die Werke nicht von belgischen und flämischen Meistern, sondern von Künstlern, die im Verlauf der letzten zehn Jahre beim Kunstsupermarkt mit dabei waren. Sie starten jedoch ausser Konkurrenz, die grossformatigen Arbeiten lassen sich nicht in die vier Preiskategorien einordnen - hier ist ein tieferer Griff in die Tasche vonnöten. «Wir möchten zeigen, wie die Künstler arbeiten, wenn sie sich ausserhalb des Kunstsupermarkts bewegen», sagt Organisator Peter-Lukas Meier.

Originell und schaffensfreudig

Denn das unkonventionelle Konzept des Supermarkts erfordert von den Künstlern spezielle Fertigkeiten: «Jemand, der nicht produzieren kann, ist hier fehl am Platz.» 40 Bilder müssen geliefert werden - mindestens. Dass von den rund 500 Bewerbungen, die jährlich eintrudeln, lediglich ein Zehntel den Weg in die Supermarkt-Kisten findet, hat jedoch andere Gründe. «Wir sieben sehr stark», sagt Meier: «Wichtig ist uns vor allem die Originalität, wir wollen ein möglichst breites Stil-Spektrum abdecken.» Jahr für Jahr sorge diese Selektionierung für böses Blut, das gehöre dazu: «Kunst wird nun mal sehr subjektiv wahrgenommen - was für den einen Kunst ist, erinnert den anderen an die Kritzeleien seiner Kinder.»

Prostitution oder tolle Idee?

Der Vorwurf, dass die Künstler beim Supermarkt-Konzept ausgenommen würden, dass sie zu stark unter Produktionsdruck gesetzt und schlecht entschädigt würden, kann Gabriela Schmid nicht bestätigen. Die Attiswilerin ist eine der wenigen Kunstschaffenden aus der Region, die mitmachen. Es könne schliesslich jeder selber entscheiden, ob er sich bewerben wolle, findet Schmid. «Und für mich ist es eine grossartige Sache», sagt sie. Zum dritten Mal ist sie nun schon mit dabei. Um ihre Reputation fürchtet sie deswegen nicht: «Klar sagen manche, dass sei Prostitution der Kunst», persönlich finde sie die Idee jedoch toll: «Der Supermarkt bietet Kunst für alle. Das Angebot richtet sich ans breite Volk und nicht an die oberen Zehntausend, wie dies in Galerien oft der Fall ist.»

Voraussichtlich, so Schmid, werde sie sich auch nächstes Jahr wieder bewerben - im Bewusstsein, dass sie dann abgelehnt werden könnte. «Ich weiss, dass ein neuer Künstler bevorzugt wird, wenn der Stil ähnlich ist. Aber damit kann ich leben.»

Standortfrage und kein Ende

Die vielen Teilnehmer - dieses Jahr sind es 77 -, die zudem häufig wechseln, stellen Meier vor Herausforderungen. Eines kaufe er meist selber, um die Zusammenarbeit zu dokumentieren und manchmal auch noch das eine oder andere mehr ... Seinen Mitarbeitern geht es ähnlich. Kein Wunder stellt Meier lakonisch fest: «Wir sind wohl unsere besten Kunden.»

Bezüglich der weiteren Zukunft des Kunstsupermarkts und dessen Standort sagt Meier nur eines: Nie mehr sage er, das sei das letzte Mal. Mehr als einmal hat er sich nämlich schon getäuscht, mehr als einmal konnte der Kunstsupermarkt dann doch noch am Kronenplatz stattfinden. Ob Ausgabe elf ebenfalls noch dort stattfinden wird, sei einmal mehr noch nicht klar. Doch stattfinden werde er - wo auch immer.

Kunstsupermarkt Kronenplatz. Montag bis Freitag, 14 bis 20 Uhr; Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr.