Die Beizengänger der Region bestätigen, dass das Bier aus der Schönenwerder Brauerei Karbacher bald nicht mehr ausgeschenkt wird. Die AZ war vor Ort und hat sich umgehört.
Raphaela Gysi
Was ist los mit dem Traditionsunternehmen? Auf Anfrage beim Karbacher Getränkemarkt neben der Brauerei hiess es, dass nur noch das Köhler-Bier verkauft werde, alle andern Sorten wie das Haferbier Mustang oder das Hopfe-Buurli, ein naturtrübes Biobier, werden nicht mehr verkauft und auch nicht mehr produziert. Die Lagerbestände sind bereits aufgebraucht. Im dazugehörigen Restaurant Braui bekommt man nur noch das Appenzeller Quöllfrisch.
Erhöhter Umsatz für Köhler-Bier
Der Gemeindepräsident von Schönenwerd, Peter Hodel, bestätigt, dass der Inhaber Paul Kar-bacher mit der Firma Locher eine Kooperation einging. Das Köhler-Bier wird die nächsten fünf Jahre in Appenzell hergestellt. Das sieht man schon beim Kauf eines Harasses Köhler-Bier. Der Harass nämlich ist nicht mehr im typischen Karbacher-Rot gehalten, sondern braun mit der Aufschrift Appenzeller Bier der Brauerei Locher AG.
Danach wird neu verhandelt. Karl Locher, Mitglied der Geschäftsführung in fünfter Generation, ist aber der festen Überzeugung, dass durch diese Kooperation mit Karbacher eine Umsatzsteigerung des Köhler-Bieres generiert werden könne.
Warum wurde nur das Köhler- Bier aus dem Sortiment übernommen? Das Köhler ist ein leichtes untergäriges Bier, folglich ohne bitteren Geschmack. Besonders bei Frauen ist das Bier aus diesem Grund beliebt. Das preisgekrönte Köhler- Bier entstand anlässlich des 125- Jahr-Jubiläums der Bürgergemeinde Schönenwerd. Zu diesem Anlass wurde eigens ein Kohlenmeiler errichtet, daher der Name.
Vor ungefähr einem Jahr wurde bekannt, dass die Firma zum Verkauf stehe. Im September 2008 eröffnete das Amtsgericht den Konkurs, im Oktober hob diesen das Obergericht wieder auf. Die Gemeinde sei seitens der Karbacher-Brauerei nie offiziell informiert worden, sagt Peter Hodel. Bis zum Redaktionsschluss hat Inhaber Paul Karbacher gegenüber der AZ nicht Stellung bezogen.
Müller aus Baden wollte helfen
Viele dem Karbacher-Bier zugetane Leute wollten helfen und dem Traditionsunternehmen unter die Arme greifen. Die Badener Brauerei Müller wollte sogar die Produktion übernehmen. Auch der Getränkehandel Brunner in Gretzenbach war an einer Zusammenarbeit interessiert. Peter Hodel meint, es wäre jammerschade, sollte dieses Traditionsunternehmen verschwinden. Nicht mancher Gemeindepräsident könne sagen, es gebe eine Brauerei im Dorf.