Die Politik hält sich nicht an die eigenen Worte und die Bevölkerung glänzt durch Desinteresse. Dennoch setzt sich das Centre for the Millennium Goals weiterhin für die Millenniumsziele ein.
Toprak Yerguz
Die Millennium Development Goals (MDG, auf deutsch: Millenniums-Entwicklungsziele) wurden im Jahr 2000 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Die MDG bestehen aus acht Zielen: Beseitigung der extremen Armut und des Hungers, Verwirklichung der allgemeinen Grundschulbildung, Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, Senkung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Gesundheit der Mütter, Bekämpfung von Krankheiten wie HIV-Infektionen und Malaria, ökologische Nachhaltigkeit und Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft. Die Millenniums-Entwicklungsziele sollen bis zum Jahr 2015 verwirklicht werden. Es ist allerdings jetzt schon absehbar, dass die selbst gesteckten Vorgaben von den UNO-Mitgliedstaaten nicht eingehalten werden. (ty)
«Auch wenn die Ziele vielleicht nicht erreicht werden, lohnt es sich dafür zu kämpfen.» Sonja Ribi wählt ihre Worte mit Bedacht. Der Geschäftsleiterin des in Basel ansässigen Centre for the Millennium Development Goals (CMDG) ist bewusst, dass die Umsetzung der acht Millenniumsziele (siehe Kasten) sehr zu wünschen übrig lässt.
Im Jahr 2000 nahmen sich die Vereinten Nationen vor, die Ziele bis 2015 umzusetzen. Jetzt - mehr als die Hälfte der Zeit ist verstrichen - ist absehbar, dass man weit hinter den eigenen Vorgaben liegt.
Damit nicht genug: 88 Prozent der Schweizer Bevölkerung können mit dem Begriff «Millenniumsziele» nichts anfangen, wie eine vom CMDG im Herbst 2008 in Auftrag gegebene, repräsentative Studie ergeben hat. Nur gerade 12 Prozent konnten mindestens eines der acht Ziele nennen.
Um diesem Missstand entgegenzutreten, organisiert das CMDG am Samstag zum zweiten Mal den Nationalen Tag der Millennium Development Goals. 130 Jugendliche haben sich in den vergangenen Wochen mit dem Thema befasst und werden am Samstag ihre Interpretationen präsentieren: Strassentheater, Graffiti oder Performances - das Resultat ihrer Gedanken deckt eine grosse Bandbreite ab.
Moderator Patrick Rohr wird durch den zweiten Teil des Anlasses leiten: Im Zentrum stehen die Rede von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und das Referat von Friedensforscher Daniele Ganser. Musik vom David Klein Sextett und ein Film der Oscar-nominierten Jane Campion zum Thema Wassermangel im australischen Outback lockern den Anlass auf.
Sonja Ribi hofft, dass dieser Nationale Tag auf die Dringlichkeit der Millenniumsziele aufmerksam macht: «Die Gäste nehmen vom Anlass Eindrücke und Informationen mit nach Hause, die ihr Verhalten beeinflussen werden.» Ribi lässt sich nicht davon beirren, dass die Umsetzung der Ziele bis 2015 unwahrscheinlich ist. Sie hält an der Richtigkeit fest: «Es sind grosse, weitreichende Ziele, die das Leben von Millionen von Menschen verbessern könnten.»
Sonja Ribi ist seit Juni Geschäftsleiterin des CMDG, sie hat das Amt von alt Nationalrat Remo Gysin übernommen. Sie hat bereits viel Erfahrung in gemeinnützigen Organisationen sammeln können, zuletzt war sie bei Pro Natura. Beim CMDG sind gerade mal zweieinhalb Stellen besetzt - im Vergleich zu anderen Organisationen eher überschaubar. «Wir sind ein kleines Team», bestätigt Ribi und fügt lachend an, «aber wir haben grosse Ziele.» Als nächste Projekte nennt sie den Ausbau der Internetseite, wo die Interaktivität gefördert werden soll. Dort können Besucher jetzt schon Anregungen für ein umwelt- und sozialverträgliches Konsumverhalten holen. Weiter sei die Idee eines MDG-Mobils angedacht, wofür aber die Finanzierung sichergestellt sein müsse. So zielstrebig, wie die Vereinten Nationen ihren Marschplan verfolgen, werden das CMDG und Sonja Ribi noch lange zu tun haben.