Bottmingen
Junge Redaktion will verändern

Fünf Bottminger Kinder geben eine Zeitung heraus. Allzu kritisch dürfen sie nicht sein Die zehnjährige Svenja Pohl bringt mit ihren Freunden in Bottmingen eine Schülerzeitung heraus. An Ideen und Beiträgen fehlt es nicht, allzu kritisch dürfen sie allerdings nicht sein.

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Bottmingen_Schülerzeitung

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bz Basellandschaftliche Zeitung

Bea Asper

Kinder und Narren sagen die Wahrheit. An dieser Weisheit scheiden sich derzeit im Bottminger Zentrum (BOZ) die Geister. Drei Ausgaben ihrer Schülerzeitung haben die Bottminger Kids bereits veröffentlicht. Bei der vierten gab es für einen Beitrag die erste Zensur. Eltern und Freunde überredeten die Kinderredaktion, von einem negativen Bericht über das Essen in der Mittagsbetreuung abzusehen. Die Kinder lassen deswegen allerdings nicht den Kopf hängen. Ihr Enthusiasmus bleibt ungebrochen: «Dann berichten wir eben über etwas anderes», sagt der Fünftklässler Gian-Luca Iaiza und schlägt der Redaktion von «Top Secret» eine neue Bildgeschichte vor.

Die Welt verändern

Trotzdem haben er und seine Freunde bereits einiges bewegt. So ist ihnen zu Ohren gekommen, dass sie durch das Aufgreifen des Themas die Verantwortlichen dazu gebracht haben, die Menüplanung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die drei Jungs und drei Mädchen der Redaktion können aber stolz sein: Ihr Blatt ist abwechslungsreich und informativ und sogar politisch: Die Viertklässlerin Svenja Pohl hat in der letzten Ausgabe auf eindrückliche Art geschildert, wie sie die Wahl Barack Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten der USA empfindet: «Ich glaube und hoffe, dass ‹Yes, we can› eintreten wird», schreibt die Bottminger Schülerin und erklärt: «Obama sagt uns damit, dass wir die Welt verändern können, wenn wir es nur wollen.»

Svenjas Schlussfolgerung: «Wir müssen uns verändern, damit es weniger Kriege gibt und damit wir die Umwelt schützen, da wir sonst die Welt, auf der wir leben, überlasten.» Ihre Freundin Julia will in der kommenden Ausgabe über China und die dortigen Probleme berichten.

David Guyer, Fiona Moser, Gian-Luca Iaiza, Julia Logo, Shan Huber und Svenja Pohl bilden eine Gegenbewegung zu albernen Gesprächsfetzen per SMS oder Internet. So haben sie sich für ihre Zeitung das Ziel gesetzt, «informativ, kreativ und lehrreich zu sein», erzählt Gian-Luca. Dafür stellen sie sich auf die Strasse und machen Umfragen, zum Beispiel zum Thema «Billett-Automat». Und sie schreiben ein Krimi-Drehbuch, spielen dafür Theater, knipsen die Szenen und machen daraus eine Bildergeschichte.

Comics selber zeichnen

Natürlich helfen sie sich mit den modernen, technischen Hilfsmitteln, doch nehmen sie auch immer wieder den Bleistift zur Hand und zeichnen Beiträge. «Daraus entstehen dann die Rätsel-, Comic- und Witzseiten», erzählt David und präsentiert sein neustes Werk.

Jeden Donnerstag treffen sich die Kinder im BOZ zur Redaktionssitzung, zum Gedanken- und Infoaustausch. Die auf alle Schultern gleichmässig verteilte Arbeit werde jeweils zu Hause fertig gestellt und am nächsten Treffen miteinander diskutiert, erklärt Svenja. «Top Secret» war ihre Idee. Gedruckt wird zu Hause und nicht in der Schule - damit wird die Unabhängigkeit gewahrt.

Die Lehrer kommen aber auch vor in der Schülerzeitung - als Interviewpartner. Ausserdem wird die Zeitung jeweils in den Schulen aufgelegt. Nun soll die Auflage erhöht werden, denn es hat sich von sich aus ein Gönner gemeldet. «Vielleicht wird die nächste Ausgabe sogar im Gemeindehaus aufgelegt werden», meint Svenja. «Auf geht's, stellen wir noch das Rezept und die neue Umfrage fertig», sagt Shan.