Die Stiftung Berner Gesundheit bietet einen Selbstest für jugendliche Trinker an. Zu viele trinken zu oft und zu viel.
Maya Mezzera, die Präventionsleiterin bei der Stiftung Berner Gesundheit, ist erfreut. Nicht so sehr darüber, dass der Alkohol für einen beträchtlichen Teil der Jugendlichen offenbar eine grosse Rolle spielt und manchmal eine zu grosse. Aber sie freut sich, dass das neue Angebot «Alcotool» von den Jungen und Mädchen rege genutzt wird.
Die Internet-Plattform gibt Jugendlichen die Gelegenheit, sich mit dem eigenen Alkoholkonsum auseinanderzusetzen. «Viele haben sich angemeldet, und viele haben auch den Schritt gewagt, ein Konsumtagebuch zu führen», sagt Mezzera.
Über 3800 Personen, darunter etwa ein Viertel 25 Jahre oder älter, haben zwischen April 2008 und Mai 2009 den «Alcotest» ausgefüllt. «Wir wollten Jugendliche erreichen, die viel Alkohol trinken, und das haben wir auch erreicht.» Der Test ist nicht repräsentativ. Erschreckend sei aber vor allem, sagt Mezzera, dass recht viele der 14- bis 15-Jährigen Alkohol trinken.
Von den Teilnehmenden in dieser Altersgruppe trinkt fast ein Drittel der Jungen und ein Sechstel der Mädchen mehrmals wöchentlich Alkohol. Und oft greifen sie auch intensiv zum Glas: Über die Hälfte der Knaben und über ein Drittel der Mädchen trinkt mehrmals pro Monat fünf Standarddrinks oder mehr.
Mit dem Test einher geht eine Empfehlung an die Teilnehmenden. Die Statistik zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Jugendlichen den Konsum im Griff. Bei den Jungen sind es 17 Prozent, bei den Mädchen 16 Prozent, die sich keine Gedanken machen müssen. 20 respektive 11 Prozent aber werden dazu angehalten, den Konsum zu senken.
Kritische Auseinandersetzung
Neben dem Selbsttest können die Jugendlichen auch ein Tagebuch führen. Im «Alcocheck» haben etwa 60 Personen den täglichen Alkoholkonsum festgehalten, im Schnitt während zwei Wochen. «Das zeigt, dass sie sich intensiv mit ihrem Konsum auseinandersetzen», sagt Mezzera. Mit «Alcolimits» bietet «Berner Gesundheit» auch Hilfe an.
Diese Resultate zeigen für Mezzera aber auch, dass der Jugendschutz nicht konsequent umgesetzt wird. «Nicht nur Restaurants oder der Detailhandel können dafür verantwortlich gemacht werden.» Der Appell, genauer hinzuschauen, richtet sich darum auch an die Eltern.
«Alcotool» wurde im Auftrag der bernischen Gesundheits- und Fürsorgedirektion explizit für Jugendliche entwickelt. «Es wäre sinnvoll, etwas ähnliches auch für Erwachsene anzubieten», sagt Mezzera. Es ist aber noch offen, ob es für die Jahre 2010 bis 2013 einen weiteren Aufgrag für «Berner Gesundheit» geben wird. (joh)