Jetzt gehört den Italienern die Stahl Gerlafignen AG

Die Stahl Gerlafingen AG gehört neu vollständig der bisherigen Mehrheitsaktionärin Beltrame. Der italienische Stahlkonzern hat die restlichen 35 Prozent der Aktien erworben. Für den Standort Gerlafingen soll dies keine negativen Auswirkungen haben.

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Italiener besitzen alles

Italiener besitzen alles

Solothurner Zeitung

Franz Schaible

«Die Italiener unterstreichen mit dem Aktienkauf ihren Willen, das Stahlwerk Gerlafingen als vollwertiges Mitglied in die Gruppe zu integrieren und die Weiterentwicklung des Unternehmens voranzutreiben», versichert Daniel Aebli, Leiter Personal und Kommunikation. Die Vollübernahme erfolge im Rahmen der laufenden Integration aller Stahlwerke in den Gruppenverbund der AFV Acciaierie Beltrame. Die Vollübernahme sei auch nichts Aussergewöhnliches, sei dies doch in den Kaufverträgen mit Schmolz+Bickenbach (Ex-Swiss Steel) vorgesehen gewesen. Die darin vorgesehene Call/Put-Option wäre Ende 2011 abgelaufen, nun sei sie frühzeitig ausgelöst worden. 2006 hat Beltrame von der damaligen Swiss Steel 65 Prozent der Stahl Gerlafingen AG übernommen. Wie viel die Italiener für das restliche Aktienpaket bezahlt haben, wird nicht bekannt gegeben.

Standort gesichert

Befürchtungen, wonach mit der vollen Übernahme das Gerlafinger Werk von Beltrame «wegen Überkapazitäten» geschlossen werden könnte, seien abwegig, sagt Aebli. Der Schweizer Standort werde «gestärkt und nicht geschwächt». Innerhalb der Gruppe sei Gerlafingen das einzige Stahlwerk, in welches der Mutterkonzern aktuell investiere. Insgesamt werde die Realisierung der Grossinvestitionen in die neue Walzstrasse, die Stranggiessanlage und die Speditionshalle über 250 Millionen Franken kosten. Und die geplante Erneuerung des Stahlwerkes sei zwar verschoben, aber nicht vom Tisch. «Da würde also eine Schliessung alles andere als Sinn machen.»

«Talsohle durchschritten»

Mit der Klärung der Beteiligungsverhältnisse sei nun die angestrebte Integration abgeschlossen, führt Aebli weiter aus. Bereits auf Anfang Februar ist die Führungsorganisation der teilweisen Neuausrichtung angepasst worden (wir berichteten). Dank dem neuen Walzwerk will Stahl Gerlafingen bekanntlich ihre Produktepalette um Profile und Träger erweitern. Für den Wissenstransfer im Hinblick auf deren Produktion sowie auf die bessere Koordination innerhalb des Verkaufsnetzes brauche es eine engere Anbindung und klare Abstimmung mit dem Hauptsitz.

Nach dem schlechten Geschäftsjahr 2009 setze man alles daran, 2010 ein ausgeglichenes Resultat zu erzielen, blickt Aebli voraus. Die Marktsituation bleibe zwar nach wie vor schwierig. «Wir gehen aber davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist.»

Die Produktivität soll weiter erhöht werden, aber nicht auf Kosten der Arbeitnehmenden. So sei kein Stellenabbau geplant. «Für den Betrieb der über 600 Meter langen neuen Walzstrasse werden wir nicht weniger Personal brauchen.» Ferner sei die im April eingeführte Kurzarbeit aufgehoben worden.