«Insgesamt schlecht bis sehr schlecht»

Seit Jahren zerfällt das schriftli-che Gedächtnis der Gemeinde Würenlos. Dank Gemeindeschreiber Daniel Huggler soll dieser Prozess nun gestoppt werden. Voraussetzung: Die Einwohner- und die Ortsbürgergemeinde bewilligen das nötige Geld.

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Zerfallen: Viele der Bücher müssen restauriert werden, weil sie starke mechanische Schäden aufweisen. Zerfallen: Viele der Bücher müssen restauriert werden, weil sie starke mechanische Schäden aufweisen.
Vergangenheit: Das Dokument stammt aus einer Zeit, als die Zürcher in Würenlos noch Steuern erhoben. Vergangenheit: Das Dokument stammt aus einer Zeit, als die Zürcher in Würenlos noch Steuern erhoben.
Archiv: Auf 29 Laufmetern sind die rund 500 historischen Bücher im Würenloser Gemeindehauskeller eingelagert. Archiv: Auf 29 Laufmetern sind die rund 500 historischen Bücher im Würenloser Gemeindehauskeller eingelagert.

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Aargauer Zeitung

Dieter Minder

«Vor allem die mittelalterliche Geschichte, alte Chroniken und Bücher sind mein Hobby», sagt der Würenloser Gemeindeschreiber Daniel Huggler. Deshalb ist ihm der schlechte Zustand des Würenloser Archivs besonders aufgefallen. Er liess es untersuchen und Rettungsmassnahmen abklären. Jetzt müssen sich die Stimmberechtigten der Einwohner- und der Ortsbürgergemeinde dazu äussern. In ihren Budgets für das kommende Jahr sind je 25 000 Franken reserviert. «Es ist vorgesehen, bis und mit dem Jahr 2015 jährlich 50 000 Franken für das Archiv aufzuwenden», sagt Huggler. Danach soll der Betrag reduziert werden. Nach den momentanen Vorstellungen dürfte es rund 30 Jahre dauern, bis das Archiv restauriert ist. Es dürfte rund eine Million Franken kosten, um die Schäden zu beheben.

Schutzmassnahmen

Massenentsäuerung
Industriell hergestelltes Papier, wie es ab zirka 1850 verwendet wurde, enthält auch säurehaltige Stoffe. Dies hat zur Folge, dass das Papier vergilbt und zerfällt. Mit der Entsäuerung kann die Lebensdauer etwa um den Faktor 4 verlängert werden. Der Bund betreibt in Wimmis eine grosse Entsäuerungsanlage, in der die Würenloser Dokumente behandelt werden sollen.
Restaurierung
Bei der Restaurierung werden die mechanischen Schäden an den Dokumenten behoben. Sie müssen zudem von Schimmel befreit werden. Dieser kann gesundheitsschädlich sein.
Digitalisierung
Mittelfristig sollen die wichtigen Teile des Archivs digitalisiert werden. Solche Sicherheitskopien würden so vor
einem totalen Verlust schützen.

Dokumente der alten Orte im Furttal

Das ältere Archiv der Gemeinde Würenlos besteht aus rund 500 Büchern. Es handelt sich um Protokollbücher, Registerbände, Korrespondenzordner und Urbarien. Der grösste Teil stammt aus dem 19. Jahrhundert. Einige sind Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Viele Dokumente sind vor 1900, also in der Zeit vor der Fusion von Würenlos mit Kempfhof und Ötlikon, entstanden.

Jedes Dokument kontrolliert

Im Sommer hatte das Atelier Strebel, Hunzenschwil, den Zustand des Archivs erfasst. Jedes Buch und jede Archivschachtel wurde durchgesehen und der Zustand untersucht. Die Schäden wurden protokolliert und die Kosten für eine Restaurierung geschätzt. «Insgesamt schlecht bis sehr schlecht», lautete das Zustandsfazit. Gemeindeschreiber Huggler taxierte die historische Bedeutung der Unterlagen. Sie wurden in drei Schadenskategorien eingeteilt. Entstanden ist dabei eine umfassende Dokumentation über den Zustand und Restaurierungsbedarf des älteren Archives. Dies dürfte die erste umfassende Beurteilung des Archivs gewesen sein. 1978 hatte Peter Witschi, Verfasser der Ortsgeschichte von 1984, das Archiv geordnet und inventarisiert. Seither wurden keine nennenswerten Arbeiten mehr vorgenommen.

Wasser schadet den Büchern

Die Schäden sind auf die früher ungünstige Lagerung im alten Schulhaus zurückzuführen. Das Archiv befand sich in einem Kellerraum, der - so erinnern sich ältere Würenloser - einen Naturboden hatte und feucht war. Seit 1959 sind die Bücher im Keller des Gemeindehauses eingelagert. Dort sind sie besser geschützt, allerdings stand die unterste Buchreihe 1991 im Wasser. Damals war nach einem heftigen Regenwetter Wasser aus der Kanalisation in den Archivraum eingedrungen. Um solche Schäden zu verhindern, wurde darauf der Schachtdeckel zugeschraubt. Im Rahmen der Restaurierung soll auch die Lagerung der Dokumente abgeklärt werden.