Johannes Reichen
Drei Tage dauerten die Feierlichkeiten vor 100 Jahren in Bern. Und zum Höhepunkt am 4. Oktober 1909 wurde auf der Kleinen Schanze das Denkmal zu Ehren des Weltpostvereins eingeweiht, der seit dessen Gründung seinen Sitz in der Stadt hat.
Am gestrigen 9. Oktober, dem Weltposttag, wurde wieder ein Fest begangen; es dauerte allerdings etwa drei Stunden. Zum 100. Geburtstag des Denkmals wurde im Beisein einer internationalen Gästeschar eine neue Tafel enthüllt - eine von inzwischen mehreren.
Symbol für die Kontinente
René de Saint-Marceaux heisst der Schöpfer des imposanten Denkmals «Rund um die Welt». Der französische Bildhauer setzte sich gegen 121 Mitbewerber durch - unter anderem gegen den Künstler, der die Freiheitsstatue in New York erschaffen hatte. 170 000 Franken hatte de Saint-Marceaux für das Denkmal erhalten, das den «Gedanken unserer Mission» reflektiere, wie gestern der Generaldirektor Edouard Dayan sagte. Insgesamt kostete es um die 300 000 Franken.
Fünf Frauen umschlingen den fast drei Meter hohen Globus. Sie symbolisieren die Kontinente. Sie halten sich nicht etwa an den Händen, sondern übergeben einander Briefe. Insgesamt ist das Denkmal 16 Meter Breit und fast zehn Meter hoch. Der Globus steht auf einem Granitsockel. Eine weitere Frauenfigur soll die Stadt Bern symbolisieren.
191 Staaten sind Mitglied
Der Weltpostverein, offiziell heisst er Union Postale Universelle (UPU), wurde 1874 gegründet und hat seinen Hauptsitz im Osten Berns. 22 Staaten hatten damals den «Allgemeinen Postverein» ins Leben gerufen. Er gilt als die zweitälteste internationale Organisation der Welt. 191 Staaten sind mittlerweile Mitglied, seit 2005 wird sie vom Franzosen Dayan geführt. Im Jahr 1948 erhielt der Verein den Status als Sonderorganisation der Vereinten Nationen.
Somit ist der Weltpostverein die einzige Uno-Organisation mit Sitz in Bern. Zwischen der Stadt Bern und dem Weltpostverein bestünden gute Beziehungen, sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät gestern. Auch Regierungsrat Urs Gasche sah das Denkmal als Beweis der Verbundenheit zwischen dem Weltpostverein und Bern.
Über 400 Milliarden Briefe
Gemäss dem Weltpostverein arbeiten 5,5 Millionen Menschen weltweit für die Post - in rund 660 000 Posteinrichtungen. Im Jahr 2007 seien 433 Milliarden Inlandbriefe, 5,5 Milliarden internationale Briefe sowie über 6 Milliarden Pakete befördert worden.
Das Hauptziel des Weltpostvereins sei auch heute noch das gleiche wie bei der Gründung, sagte Generaldirektor Dayan: der Zugang aller Menschen zu den Mitteln der Kommunikation. Die Globalisierung, die Einbeziehung der Märkte und die Entwicklungen in der Technologie zeigten die Wichtigkeit der Institution auf.