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Der deutsche TV-Sender MDR zeigt seinem Publikum wie Sex wirklich geht – mit expliziten Nahaufnahmen und ohne schwarze Bälken. Sogar der Produzent der fünfteiligen Serie glaubte nicht ans Durchkommen seiner Sex-Doku.
Das hat es noch nie gegeben: Auf dem Sofa sitzend kann das Fernsehpublikum mitverfolgen, wie eine junge Frau ihre Beine spreizt und ihr Partner sie mit den Finger befriedigt. Gegen die neuste Sendereihe auf MDR und SWR, die ab dem 3. November unter dem Titel «Make love» ausgestrahlt wird, sehen sogar die Porno-Dokus auf RTL lächerlich aus.
Die beiden ARD-Sender wollen mit ihrer fünfteiligen Serie zeigen, wie Frau und Mann Liebe machen lernen können. Dabei verzichtet Produzent Christian Beetz auf jegliche Tabus. Es ist wohl die expliziteste Doku, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen je gezeigt hat.
«Sex Super Nanny» und «Mösette»
Dabei ist die Sendung alles andere als ein gut gedrehter Porno-Film. Sie basiert vielmehr auf Statistiken rund um das Thema Sex. 49 Prozent der Frauen und Männer in Deutschland seien unzufrieden mit ihrem Sexleben, sogar die Hälfte der Befragten reden mit ihrem Partner nicht darüber.
So auch Oli und Jessica - das in der Doku porträtierte und real existierende Paar hat alle drei Monate einmal Sex. Eigentlich wollen sie aber mehr, aber .... Mit der dänischen Neuropsychologin Ann-Marlene Hennig wollen MDR und SWR dies ändern. Die «Sex Super Nanny» soll dem porträtierten Paar eine Anleitung zum Glücklichsein geben.
Hilfsmittel wie eine Plüsch-Vagina («Mösette») kommen dabei zum Einsatz. Der Produzent spart auch nicht mit Nacktszenen; richtiger Sex inklusive. «Mit Humor und Charme nennt sie die Dinge beim Namen, ohne Tabu und ohne Peinlichkeit», heisst es in einer Programmbeschreibung des MDR. Nur im Trailer hält sich der Sender mit den Nacktszenen zurück.
Weg vom Volksmusik-Image
Erstaunlich: Mit Christian Beetz ist ein Mann Produzent, der zuvor Doku-Filme über Richard Wagner, Nelson Mandela oder Beethoven drehte. Dies tat er mit Erfolg: Und dreimal gewann er den renommierten Grimme-Preis.
Zu seinem neusten Werk sagt Beetz zur «Bild»: «Wir gehen mit dem Anspruch ran, tabulos zu sein. Wenn wir Tabus aufbrechen wollen, können wir keine Strichmännchen zeigen.» Trotzdem fügt er an: «Ich hätte nicht gedacht, dass wir damit durchkommen.» Dass das Thema nicht nur Anklang findet, zeigt die Suche nach einem Sender, der die fünfteilige Serie auch produzieren lässt.
Diverse angefragte TV-Stationen wollten von Beetz‘ neuer Doku nichts wissen, dass ausgerechnet der öffentlich-rechtliche Sender MDR zusagte, überrascht. «Der Mittteldeutsche Rundfunk will weg vom Volksmusik-Image», glaubt die «Zeit». Peter Dreckmann, Unterhaltungschef bei MDR sagte: «Mit dieser Sendung wollen wir auch beweisen, was der MDR sich traut.» Na dann, wie sagt es der «Tagesspiegel» so schön: «Schöner vögeln mit dem MDR!» Wenigstens ab 22 Uhr.