Ihr Kinderlein kommet

Reinach strebt die Auszeichnung einer kinderfreundlichen Gemeinde an. Unicef soll Reinach dieses Qualitätslabel ausstellen.

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bz Basellandschaftliche Zeitung

Muriel Mercier

Reinach hat sich ein Ziel gesetzt: Das Dorf will das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» (KFG) von der Unicef erhalten. Und das als erste Baselbieter Gemeinde, wie Thomas Sauter, Gemeindeverwalter aus Reinach, betont. «Wir haben von der Initiative gehört und wollten auf den Zug aufspringen, also die Vorreiterrolle übernehmen.»

Die Unicef will mit ihrer Initiative Gemeinden schweizweit auf die Sprünge helfen, ihre Ortschaft anhand von Massnahmen für Kinder und Jugendliche attraktiver zu machen. «Wir helfen, die UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene umzusetzen», fasst Marina Peterhans von Unicef Schweiz deren Zielsetzung zusammen. Die Konventionen legen die Pflicht der Staaten fest, Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Die Selbstwahrnehmung prüfen

Doch das Label wird Reinach nicht geschenkt. Das Dorf muss einige Schritte durchlaufen. Erstens: Es muss sich selber vor Augen führen, wie kinderfreundlich es bereits ist. Für die Standortbestimmung entwickelte Unicef einen Fragebogen, in dem Kapitel wie Politik, Schule und Freizeit abgehandelt werden: «Uns ist wichtig, dass die Kinder in der Verwaltung und Politik zum Beispiel in Form eines Kinder- und Jugendrates Mitspracherecht haben», führt Peterhans aus. Zudem werde das Freizeitangebot genauer unter die Lupe genommen: Wird Jugendarbeit geleistet und gibt es genug Spielpätze?

Das Label der Unicef

Die Unicef Schweiz gründete im April 2004 die Arbeitsgruppe «Kinderfreundliche Gemeinde» (KFG). Die Initiative will die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene unterstützen. Sie fördert gezielt Prozesse zur Steigerung der Kinderfreundlichkeit und führt Standortbestimmungen durch. In erster Linie werden die Bereiche Politik, Verwaltung, Bildung, Kinder- und Jugendschutz sowie Freizeitangebote untersucht. Die Ergebnisse werden von Unicef Schweiz ausgewertet und der Gemeinde vorgestellt. Danach können sich diese um das Label bewerben. (mum)

Auch die Bildung ist ein Thema. Hat die Gemeinde das Formular ausgefüllt, prüft die KFG-Arbeitsgruppe die Antworten und schlägt Verbesserungen vor. «An dieser Stelle können die Gemeinden entscheiden, ob sie weitermachen wollen.»

Und Reinach will - hat der Gemeinderat Ende Juni entschieden. «Die Kosten für die Lancierung des Labels bewegen sich bei rund 15 000 Franken», sagt Sauter. Doch welche Massnahmen Reinach für mehr Kinderfreundlichkeit ergreifen will, ist unklar: «Wir haben noch keine konkreten Vorstellungen», sagt der Projektverantwortliche. Fest steht: «Wir fragen die Jugendlichen innerhalb eines Workshops nach ihren Bedürfnissen. Etwa eine Zukunftswerkstatt, in der sich die Unter-18-Jährigen Anregungen für ihr weiteres Leben holen können, wäre eine Idee.»

Nur Riehen macht noch mit

Unicef schreibt Reinach keine Massnahmen vor, um kinderfreundlicher zu werden. «Was die Ortschaften verändern wollen, bestimmen am Schluss sie selber. Wir bewerten nur den Entwicklungsprozess», bestätigt Peterhans. Thomas Sauter weiss: «Wir müssen beweisen, dass wir am richtigen Ort investieren. Es bringt ja nichts, wenn wir eine Halfpipe bauen, die schliesslich niemand benutzt.»

Warum Reinach erpicht darauf ist, das Label zu erhalten, liegt auf der Hand: «Wir betreiben Stadtmarketing», gibt Sauter zu. Bis Massnahmen erfolgen, dauert es jedoch noch einige Monate: «Vor 2010 können wir nichts umsetzen.» Welche Gemeinden im Kanton Baselland ebenfalls das Label im Visier haben, darf Marina Peterhans nicht mitteilen. Aber Sauter weiss: «Aus unserem Kanton ist keine dabei. Aus der Umgebung schafft nur noch Riehen daran. Und schweizweit höchstens ein Dutzend Gemeinden.»