Hochwasserschutz
Hochwasserschutz an der Bünz

Das Konzept für den regionalen Hochwasserschutz an der Bünz liegt vor. Der Grundsatzentscheid für ein Rückhaltebecken oberhalb Wohlen ist gefällt.

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Hochwasserschutz an der Bünz

Hochwasserschutz an der Bünz

Aargauer Zeitung

Hubert Keller

Vor 20 Jahren sei die Welt bezüglich der Hochwasser-Risiken noch einigermassen in Ordnung gewesen, sagte Regierungsrat Peter C. Beyeler an einer Informationsveranstaltung in Wohlen. Seither sind die Risiken sichtbar grösser geworden. Regierungsrat Beyeler: «Das 100-jährliche Hochwasser ist zum 30-jährlichen geworden.»

Dies haben auch die Gemeinden an der Bünz zu spüren bekommen. Massnahmen sind bereits getroffen worden. An allen Flüssen im Kanton, auch an der Bünz, erhält die Natur mehr Platz. So wurden zum Beispiel in Dottikon Uferbefestigungen entfernt.

Bis ins Jahr 2015 sollen rund 15 Kilometer der Bünz wieder naturnah gestaltet sein. Das wirkt sich auch auf die Fauna aus. Nach der Renaturierung in Boswil-Bünzen sind in diesem Flussabschnitt wieder Edelkrebse, Karpfen oder Gründlinge anzutreffen, und die Population der Bachforelle ist grösser geworden.

Elf Gemeinden, ein Gewässer

Elf Gemeinden, zwei Regionen, ein Gewässer, dies ist die Losung für das Hochwassermanagement an der Bünz. Für ein Hochwasserrückhaltebecken standen zwei Optionen im Vordergrund: Bünzen oder Wohlen. Die elf Gemeinden von Muri bis Möriken-Wildegg sind sich einig, dass das Becken in Wohlen gebaut werden soll.

Gegen den Standort Nidermoss in Bünzen war lokale Kritik laut geworden, denn Bünzen selber hat kein Hochwasserproblem. Rückhaltebecken dienen immer den Unterliegern.

Wie Markus Zumsteg, Leiter der Sektion Wasserbau, in Wohlen ausführte, sind die beiden Varianten Nidermoos und Wohlen praktisch gleich teuer. Die Gesamtkosten belaufen sich bei beiden Projekten auf knapp 19 Mio. Franken, wobei das Rückhaltebecken an beiden Standorten 11,7 Mio. Franken kosten würde.

Beim Projekt Wohlen beträgt die Dammlänge 700 Meter. Die maximale Überflutungsfläche misst bei einem Stauvolumen von 610 000 Kubik 42 Hektaren.

Ganze Palette von Massnahmen

Mit dem Rückhaltebecken allein ist es nicht getan. Entlang der Bünz sind diverse weitere Massnahmen vorgesehen. Allein in Wohlen werden Uferlinien angehoben, Brückenunterseiten verkleidet, Brücken angehoben oder neu gebaut.

Ufer werden gesichert, Böschungen neu angelegt, Gewässerparzellen als Gewässerraum ausgestaltet, Flussabschnitte werden renaturiert.

Die Kosten von 19 Mio. Franken teilen sich Bund (35 Prozent), Kanton (27 Prozent) und Gemeinden (38 Prozent). Der Gemeindeanteil entspricht 7,3 Mio. Franken. Da Wohlen den grössten Nutzen zieht, wird es mit 3,8 Mio. Franken auch am stärksten zur Kasse gebeten.

Am unteren Ende der Bünz, in Möriken-Wildegg, ist es vor allem ein Problem, das behoben werden muss, die Fussgängerbrücke beim Schulhaus Hellmatt.

Nun wird das Projekt optimiert. Die Landverhandlungen werden aufgenommen. Im zweiten Halbjahr 2010 wird laut Markus Zumsteg das Bauprojekt ausgearbeitet, bevor die Kreditvorlage an den Grossen Rat geht. Die Projektauflage ist im nächsten Jahr vorgesehen sowie in den Jahren 2011 und 2012 das Genehmigungsverfahren. Ab 2013 sind Bau und Realisierung vorgesehen.