Am Sonntag den 29. November schaltet Max Mahrer in Möhlin seine bekannte Weihnachtsbilderschau wieder auf. Er war Polizist und Privatpilot. Heute ist der 74-Jährige vor allem ein Tüftler und Techniker. Seit 15 Jahren zaubert er mit 300 farbigen Lichtschläuchen und 2000 Lämpchen ein lebendiges Weihnachtsbild mit akustischen Akzenten an seine Hauswände.
Von Barbara Rüfenacht
«Ich weiss nicht, ob ich nächstes Jahr das Ganze noch einmal schaffe», meint Max Mahrer in der guten Stube seines renovierten Bauernhauses. Konzipieren und Skizzieren sind das eine, die Installation der Lichtschläuche, Relais und Lämpchen bis zum Dachgiebel hinauf das andere. Seit seiner Pensionierung bei der Stadtpolizei Basel überrascht der vife Rentner jeweils vom 1. Advent bis zum Dreikönigstag mit einer aufwändigen Weihnachtsschau, die abends auf der Landstrasse von Möhlin Richtung Rheinfelden nicht zu übersehen ist.
Als Perfektionist mit hohen Ansprüchen an sich selber schraubte er die Anforderungen an die winterlichen Motive von Jahr zu Jahr höher. Bereits im Oktober beginnt er jeweils mit den Zeichnungen und der Ausarbeitung eines Prototyps. Schon in dieser Phase arbeitet der begeisterte Hobbyelektriker, der in seiner Freizeit am liebsten am Computer sitzt, ungemein penibel. Damit seine Rentiere heuer möglichst naturgetreu über die beleuchteten Hauswände huschen, beobachtete Max Mahrer im Möhliner Hirschgehege stundenlang den genauen Bewegungsablauf der Wildtiere. «Ich kann doch die vielen Besucher nicht enttäuschen.»
Auch die Gemeinde setzt auf das glänzende Bild, bescherte es dem 9000-Seelen-Ort doch schon manch regionale Schlagzeile. «Meine Lichterschau gehört zum Ortsbild, aber aktive Unterstützung habe ich von der Gemeinde noch nie erhalten», sinniert der alteingesessene Möhliner, der in den 50er-Jahren nur nach Basel zog, weil es die Stadtpolizei so verlangte. «Wir sind gerne hierher zurückgekehrt», erzählt seine Frau, die dem Möhliner Verlegergeschlecht Isenegger entstammt.
Lange half der örtliche Gewerbeverband mit einer Hebebühne beim Installieren der Bildschau, die sich mit Lichtspielen, Glockengeläute und Weihnachtsliedern von unten nach oben aufbaut. Als dieses Engagement von heute auf morgen endete, fand der Urheber in der Nähe einen Bauern, der ihm seither beim Aufbau hilft. Viele Autofahrer, die nach Rheinfelden/Basel auf der Durchreise sind, glauben, die auffällige Show am Bauernhaus komme fixfertig aus Amerika.
Sohn Rolf, der als Kind oft mit dem Vater im Privatflugzeug unterwegs war, ist heute Pilot in Vietnam und kennt die Welt. «Was mein Vater macht, ist sehr speziell, er würde niemals eine pfannenfertige Installation montieren.» Der gelernte Polizist, der später wegen eines Sportunfalls in den Innendienst versetzt wurde, macht in seinem Leben alles ganz oder gar nicht. Noch mit fast 40 hat er das Saxofonspiel erlernt und jahrelang begeistert bei der Basler Polizeimusik mitgewirkt. Als er von der Strasse ins Kriminalkommissariat wechselte, besuchte er an der ETH Zürich IT-Vorlesungen beim bekannten, in der Zwischenzeit emeritierten Professor für Informatik, Carl August Zehnder.
Auch für seine ersten Weihnachtsbilder holte sich der Technikfan fachmännischen Rat bei einem erfahrenen Flight Engineer. Mit der Relaistechnik war der Möhliner Hobbypilot bereits durch den jahrelangen Umgang mit seinen Flugzeugen vertraut. «Die Schaltpläne zu kreieren, ist für mich immer noch das Grösste», erzählt er mit blitzenden Augen. Weil er ein ehrgeiziger Mensch ist, wäre es für ihn schwierig, sich plötzlich mit einer simplen Beleuchtung zufriedenzugeben. «Ich verabschiede mich wohl einmal kurz und schmerzlos von der ganzen Sache.»
Das käme Kritikern, die sich über den hohen Stromverbrauch mokieren, ungemein gelegen. Leuchten nämlich alle Sujets, beträgt dieser rund 4500 Watt. Sparsamer im Verbrauch sind die neuen LED-Lampen, die allerdings nur kaltes Licht produzieren, was dem Bildmeister nicht gefällt. «Die warmen Lichteffekte passen einfach besser zu Weihnachten.» Wird es dem Pensionär nicht langweilig ohne sein grosses Hobby? «Ach wo, ich habe noch eine grosse Kürbiszucht mit über 30 verschiedenen Sorten.» Auch der Landumschwung gibt Arbeit.
Die Mahrers besitzen gemeinsam mit einem Bruder und dessen Familie ein 30 Aren grosses Grundstück. «Wir können uns kaum einen schöneren Wohnflecken vorstellen», erzählt das Ehepaar, das am Abend gerne gemeinsam kocht und im Garten den Sonnenuntergang geniesst. Dass es im Dezember auch am Abend hell bleibt, dafür sorgt dieses Jahr noch die Mahrersche Lichtdekoration, die weit übers Feld leuchtet.