Die Schulleitung Grenchen lancierte mit einem mehrsprachigen Elternabend ein Pilotprojekt. Der Verein Granges Mélanges organisierte sechs Dolmetscher, die den Eltern den Prozess der Einschulung in ihrer Muttersprache erklärten.
Marlene Sedlacek
Sieben verschiedene Sprachmelodien in sieben separaten Räumen. Sieben unterschiedliche Stimmen, die alle dasselbe Thema erläuterten. Angestossen vom Verein Granges Mélanges hat sich die Gesamtschulleitung der Stadt Grenchen für den Elternabend betreffend Schuleintritt etwas Neuartiges einfallen lassen. Sechs Dolmetscher und Dolmetscherinnen übersetzten den Eltern sämtliche Informationen der Kindergärtnerinnen über den Prozess der Einschulung.
Der Teufel liegt im Detail
Einige Kindergärtnerinnen waren vorerst der Meinung, die Eltern hätten genügend Deutschkenntnisse, um ohne Übersetzungshilfe auszukommen. Rosmarie Châtelain, Kindergärtnerin im Kastels, gab aber zu bedenken, dass bei einem solch komplexen Thema auch Eltern mit akzeptablen Sprachkenntnissen an die Grenze des Verstehens stossen. Dies bestätigte auch ein albanisch sprechender Vater: «Bei der Arbeit kann ich mich gut mit meinen Kollegen verständigen», sagte er. Aber die Details richtig mitzubekommen, sei doch recht schwierig.
Er schätzte es sehr, dass ihm Muhamet Januzaj alles in seiner Muttersprache erklärte. Da ging es um Kompetenz- und Bildungsbereiche, um Testverfahren und verschiedene Einschulungsmöglichkeiten. Rumy Mohideen, der den Eltern aus Sri Lanka das Thema näher brachte, empfand es als vorteilhaft, dass die Eltern ihn bereits kannten. So getrauten sie sich, Fragen zu stellen, und Unklarheiten konnten ausgeräumt werden. Dazu trug auch die geringe Grösse der einzelnen Gruppen bei.
Einsatz für etwas Nachhaltiges
Die Idee zu diesem Anlass kam vom Verein Granges Mélanges. Dem Vorstand lag daran, das Preisgeld des Sozialpreises des Kantons Solothurn 2008 für etwas einzusetzen, das ausserhalb des regulären Programms war. «Etwas Nachhaltiges sollte es sein», betonte Elisabeth Egli. Und Erziehung sei immer nachhaltig, ergänzte sie. Bereits einmal hatte ein Kindergarten mit einem vom Verein eingesetzten Dolmetscher positive Erfahrungen gemacht. Die sechs beigezogenen Übersetzer und Übersetzerinnen stammten aus dem Beziehungsnetz von «Granges Mélanges». Sie waren zwar keine Profis, hatten aber alle Erfahrung mit Übersetzungen. Zudem kannten sie viele der teilnehmenden Eltern. Übersetzt wurde in Serbokroatisch und Albanisch, in Tamilisch, Arabisch, Türkisch, Französisch und auch in Italienisch.
Eltern, Kindergärtnerinnen und Dolmetschende zogen eine positive Bilanz über den Anlass. Als Wermutstropfen sah Rosmarie Châtelain, dass Eltern verschiedener Sprachgruppen trotz persönlicher Einladung dem obligatorischen Anlass ohne Entschuldigung ferngeblieben waren.