Unter dem Titel «Frauen gegen Gewalt!» fand gestern im Querfeld in Basel ein Infomarkt mit Diskussionen, Vorträgen und einem abschliessenden Konzert statt. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen sollte ein Zeichen gesetzt werden.
Elisa bruns
«Wird man in der Schweiz getötet, so liegt die Wahrscheinlichkeit bei 46%, dass der Täter der eigene Partner ist», so die erschreckende Bilanz von Amanda Weibel, Koordinatorin der Kampagne des Christlichen Friedensdiensts (cfd). Im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fand gestern ein bunter Infomarkt auf dem Gundeldingerfeld statt. In der Querfeldhalle gab es Diskussionen und Vorträge, tänzerische Darbietungen und kleine Häppchen. Bei 17 verschiedenen Basler Organisationen konnte man erfahren, wie man als Frau Beratung, Schutz und Hilfe bei Gewaltproblemen bekommt.
Thematisiert wurde an den Ständen die Gewalt an Frauen, sowie Suchtprobleme und Ausgrenzung. Ausserdem gab es Angebote für Migrantinnen, Beratung für binationale Paare, und sogar das Männerbüro war vertreten. Die Frauen wollten aber nicht nur auf die tätliche Gewalt, sondern auch auf die indirekte Gewalt hinweisen. Hierzu gehören unfaire Verhältnisse am Arbeitsplatz, sexuelle Belästigung sowie ungleicher Lohn.
Die Hilferufe bei häuslicher Gewalt seien in den letzten Jahren explosionsartig angestiegen, erzählt Rosmarie Hubschmid - vor allem bei jungen Müttern. Das liege daran, dass häusliche Gewalt kein Tabu mehr ist und vor allem junge Frauen sehr gut über ihre Rechte Bescheid wissen, so die Meinung der Betriebsleiterin des Frauenhauses Basel. Ihre Organisation bietet den Opfern eine Unterkunft, Betreuung von Kindern und persönliche Beratung. Doch hört bei vielen Frauen die Gewalt nicht auf, wenn sie sich vom Partner trennen. Danach äussert sie sich weiterhin in Form von Telefonterror, Verfolgung und Drohung.
Margrit Becker sieht die grössten Probleme im abhängigen Aufenthaltsstatus von zugezogenen Frauen. Die Beraterin der Opferhilfe limit erzählt von einem häufig vorkommenden Fall: Eine Frau kommt dank der Aufenthaltsbewilligung ihres Mannes in die Schweiz. Sie hat eine Arbeitsstelle und lernt Deutsch, ist aber erst ein knappes Jahr hier und finanziell noch abhängig von ihrem Mann. Da sie durch ihn massive Gewalt erlebt, kommt sie zur Beratungsstelle. Aus Angst, ihren Aufenthaltsstatus zu verlieren, bleibt sie aber bei ihm und erträgt ihre Situation. Beckers Fazit: «Frauen müssen wissen, dass sie eine sichere Zukunft haben, auch wenn sie aus der Gewaltbeziehung ausbrechen!»
Aber nicht nur Migrantinnen sind vom Gewaltproblem betroffen. Schweizerinnen machen über einen Drittel der Opfer aus, nur haben sie meist ein besseres soziales Netzwerk und mehr persönliche Freiheit.
Die gestrige Veranstaltung war nur der Auftakt der internationalen Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen», die bis am 10. Dezember dauert, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Somit soll deutlich werden, dass auch Gewalt an Frauen eine Verletzung der Menschenrechte ist.
Schweizerinnen machen über einen Drittel der Opfer aus, nur haben sie ein besseres soziales Netzwerk