Die Tafelgesellschaft zum Goldenen Fisch gibt es bereits seit 40 Jahren. Seit vergangenem Mai ist der Roggwiler Tino Alberto Stöckli deren Tafelmeister.
Irmgard Bayard
Die Tafelgesellschaft zum Goldenen Fisch wurde vor 40 Jahren zur Unterstützung einheimischer Fischer gegründet.
Die 7 Goldenen Regeln
1. Der frische Fisch muss besonders gepflegt werden und wenn immer möglich aus einheimischen Gewässern stammen.
2. Das Angebot an Fisch-, Schalen- und Krustentiergerichten umfasst auch regionale und/oder Hausspezialitäten.
3. Fachgerechte Beratung über die Auswahl an Gerichten wird erwartet.
4. Das Weinsortiment ist auf das Fischangebot abgestimmt.
5. Die Präsentation der Gerichte spricht den Gast an.
6. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt überein.
7. Die Identifikation des Betriebes mit der Tafelgesellschaft zum Goldenen Fisch ist erkennbar.
«Heute können die Fischer alles verkaufen, was sie fangen», sagt Tino Alberto Stöckli. Der 57-jährige Roggwiler steht der Gesellschaft seit Mai als Tafelmeister vor. «Nur noch fünf Prozent des gesamten Fischbedarfes kommen aus der Schweiz», weiss er. Für den ursprünglichen Grund benötigt es den «Goldenen Fisch» also nicht mehr. «Wir müssen uns künftig neu positionieren», sagt der gelernte Koch.
Zur Tafelgesellschaft kam er durch die Cousine seiner Frau. Die ehemalige Arbeitsschullehrerin aus Schwarzhäusern ist schon seit längerer Zeit Mitglied und hatte Tino und seine Frau Verena einmal mitgenommen. Natürlich habe er als ehemaliger Koch eine gewisse Beziehung zu Fisch, «aber eigentlich keine spezielle», sagt Stöckli. Und: «Ich esse auch nur in einem mit dem ‹Goldenen Fisch› ausgezeichneten Restaurant Fisch. Da weiss ich, dass die Qualität stimmt.»
Aus dem Netz, fürs Netz
Und das wird gemäss dem neuen Tafelmeister auch die künftige Tätigkeit der Gesellschaft sein: Restaurants testen, mit dem «Goldenen Fisch» auszeichnen und kontrollieren. Ein Betrieb, der sich um die blaugoldene Tafel bewirbt, muss sieben «Goldene Regeln» erfüllen (siehe Kasten). Genügt er diesen Anforderungen, erhält er ein Schild, das der Wirt beim Restaurant anbringen kann, und er wird in einem «Guide Fischelin» aufgeführt.
Auf der anderen Seite sind die Fischliebhaber, welche Mitglied der Tafelgesellschaft werden können. Diese erhalten Einladungen zu den Netztreffen im eigenen Netz sowie auf Wunsch in zwei weiteren Netzen. Die gesamthaft 19 Netze sind nach Regionen aufgeteilt und werden von einem Netzmeister geführt. Zwei regionale Beispiele: Das Netz 5 umfasst das Gebiet Bielersee/Solothurn (Netzmeister Urs Peter Stebler), das Netz 6 (Aare Bern) wurde in den letzten zweieinhalb Jahren von Stöckli geleitet (neu Marianne Wenger). Die Treffen sind in der Regel recht locker. Die Mitglieder legen zwar Wert auf Etikette, sind aber alle per Du. Einziges Ritual ist der Fischgruss vor dem Essen. Die Mitglieder stehen auf, «----», und setzen sich wieder (oder haben Sie schon einmal einen Fisch reden hören?)
Repräsentationspflichten
«Die Aufgaben des Tafelmeisters sind jene eines Vereinspräsidenten», sagt Stöckli zu seinem Amt. Er leitet den achtköpfigen Vorstand und hält die Fäden in den Händen. «Ein grosser Teil besteht auch aus Repräsentationspflichten. An Jubiläen der Netze bin ich beispielsweise anwesend oder kürzlich, als wir in Bern und Basel das 40-Jährige mit gratis Fischrisotto und Fischsuppe für die Bevölkerung feierten.» Der Aufwand betrage rund eine Stunde pro Tag, «während des Jubiläums wird es etwas mehr sein.»
Auf die Anfrage seines Vorgängers, ob er das Amt des Tafelmeisters übernehme, habe er zugesagt, «weil es erstens jemand machen muss und weil ich zweitens als Selbstständigerwerbender die Zeit einteilen kann.» Stöckli ist zusammen mit seiner Frau Inhaber der Firma asag Foto- und Bilderrahmen in Aarwangen. Dem Vorstand gehören unter anderem Wirte, Fischer, ein Fachkundelehrer und ein IT-Spezialist an.
«Wir werden unsere Aktivitäten künftig wie gesagt vermehrt auf die Auszeichnung der Restaurants, aber auch auf die Werbung legen», so Stöckli. «Auch wenn die Berufsfischer heute nicht mehr unterstützt werden müssen, so werden doch die guten Fischrestaurants und die einheimischen Fischgerichte damit gefördert.»