Einsatzfahrt
Feuerwehrleute trauen ihren Augen nicht: Autofahrer bilden die perfekte Rettungsgasse

Autofahrer seien zu dumm für die Rettungsgasse, schimpfen Einsatzkräfte. Nicht so im deutschen Königsbrunn: Dort bildeten die Verkehrsteilnehmer nach einem Unfall auf der Autobahn die perfekte Rettungsgasse.

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Selbst die Feuerwehrmänner können es kaum glauben. Ein Videomitschnitt der Freiwilligen Feuerwehr Königsbrunn vom Weg zu einem Unfallort macht im Internet derzeit die Runde.

Zu sehen ist, wie ein Löschfahrzeug auf die Bundesstrasse an der Anschlussstelle Königsbrunn-Nord südlich von Augsburg auffährt und durch eine schnurgerade Rettungsgasse binnen einer Minute – so lang ist das Video nämlich – zum Unfallort gelangt.

«Das Video muss ein Fake sein!»

Für gewisse Leute ist die Rettungsgasse allerdings zu perfekt: «Das Video muss ein Fake sein! Habe in über dreissig Dienstjahren niemals eine so perfekte Rettungsgasse gesehen», lautet ein Facebook-Kommentar.

Die Autofahrer seien schlicht «zu dämlich dafür». Doch gegen diese Unterstellung wehren sich andere Kommentatoren – zum Beispiel solche, die selber bei dieser Rettungsgasse dabei waren:

Und auch der erste Kommandant der Feuerwache, Rainer Schmid, bestätigt im Gespräch mit der «Welt» den Einsatz: «Nein, das ist kein Fake.»

Auch um eine Übung habe es sich nicht gehandelt. Ob das Video echt ist, spielt für seine pädagogische Wirkung ohnehin keine grosse Rolle, das meint zumindest der eine oder andere Kommentator:

Der Feuerwehr-Einsatz war nötig gewesen, weil eine Frau am 13. April gegen 19 Uhr zwischen den Anschlussstellen Königsbrunn-Nord und -Süd bei einem Überholmanöver verunfallt war.

Zuerst drängte sie den Geländewagen mit Anhänger, den sie überholen wollte, an die Leitplanke ab. Dann überschlug sich ihr eigener Wagen mehrmals und blieb mitten auf der Strasse liegen. Die nachfolgenden Fahrzeuge konnten rechtzeitig anhalten.

Das Fahrzeug der Unfallverursacherin.

Das Fahrzeug der Unfallverursacherin.

feuerwehr-koenigsbrunn.org

Die Rettungsgasse in der Videoaufnahme war nicht zuletzt deshalb so perfekt, weil das Löschfahrzeug, das aufgrund des auslaufenden Öls an die Unfallstelle gerufen wurde, erst nach den Rettungswagen und der Polizei am Unfallort eintraf. Deren Fahrzeuge hatten die Gasse gewissermassen «durchgeblasen».

Es war allerdings ein Glücksfall, dass sich die Gasse nach der Durchfahrt der ersten Rettungswagen nicht gleich wieder schloss.

Vermutlich verhinderten Trümmerteile auf der Fahrbahn die Weiterfahrt, und so kam der Verkehr zu einem totalen Stillstand – und die Gasse blieb offen.

Sehr oft scheren die Autos sonst wieder ein und behindern damit die Durchfahrt von weiteren Rettungsfahrzeugen – wertvolle Zeit geht dann verloren.

Verboten – ausser zu Schulungszwecken

Kommandant Schmid räumt gegenüber der «Welt» ein, dass es nur schon aus Datenschutzgründen eigentlich verboten sei, Einsätze zu filmen.

Doch ein Kollege habe trotzdem das Handy gezückt – aus Schulungsgründen. Deshalb hat die Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn den Clip auch auf ihre Facebook-Seite gestellt. Würden nämlich alle Verkehrsteilnehmer sich so verhalten, wäre schon viel erreicht. (dhr/egg)