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Es ging auch um die Minarette

Rund 30 Interessierte besuchten am Samstag die Fatih Moschee in Solothurn, liessen sich über den Islam informieren, wohnten einem Nachmittagsgebet bei und diskutierten bei türkischen Leckereien mit Muslimen.

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Mosche

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Solothurner Zeitung

Daniel Rohrbach

Der Islam mache ihr ein wenig Angst und deshalb habe sie die Gelegenheit genutzt, eine Moschee einmal von innen anzusehen, erklärte eine ältere Frau aus Zuchwil. Sie spüre eine diffuse Angst, dass die Muslime sich immer mehr ausbreiten und das Christentum in der Schweiz und in Europa verdrängen würden. Daher sei unschlüssig, wie sie bei der Minarett-Initiative stimmen werden. Ihr Mann sei dagegen, er argumentiere mit der in der Bundesverfassung verankerten Glaubens- und Gewissensfreiheit. Mit ihrem Verstand könne sie dies nachvollziehen, mit ihrem Gefühl aber nicht. Deshalb werde sie wohl leer einlegen.

Nicht zuletzt wegen der Initiative

Die Minarett-Initiative, über die am 29. November abgestimmt wird, war zwar nicht das beherrschende Thema in der Fatih Moschee in Solothurn. Doch war sie mit ein Grund, warum rund 30 interessierten Personen am Samstagnachmittag der Einladung der muslimischen Gemeinschaft Solothurn gefolgt sind. Ein Minarett sei kein Bedürfnis, es gehe auch ohne, darin sind sich Mustafa Dikbas und Hikmet Dagci. Die beiden sind in Gerlafingen aufgewachsen verfügen über das Schweizer Bürgerrecht und engagierten sich eine Zeit lang im Moschee-Verein. Wenn jedoch die ganze Anti-Minarett-Kampagne darauf hinauslaufe, denn Islam zu diskriminieren, fühle er sich verletzt, erklärte Hikmet Dagci.

In einer kurzen Einführung in den Islam erfuhr man, dass dieser auf fünf Säulen beruht: Dem Glaubensbekenntnis (die Bezeugung, dass es keinen Gott ausser Allah und dass Muhammad der Gesandte Allahs ist), dem fünfmal täglich zu verrichtende Gebet, der Armensteuer, dem Fasten und der Pilgerfahrt nach Mekka. Danach wurden die Anwesenden eingeladen, im Gebetsraum dem Nachmittagsgebet beizuwohnen. Die Linien des im Raum ausgelegten Teppichs weisen nach Mekka, ebenso die Gebetsnische des Vorbeters, des Imams. Bis auf ein paar arabische Inschriften sind die Wände kahl, im Islam herrscht ein Bildnisverbot. Zum Schluss des rund eine Viertelstunde dauernden Rituals, wechselte der Imam von Arabisch auf Deutsch und dabei konnte man feststellen, dass sich das Schlussgebet gar nicht so stark vom christlichen «Unser Vater» unterscheidet. Im Anschluss daran, als zahlreiche türkische Köstlichkeiten und Schwarztee gereicht wurden, sprach auch der 63-jährige Georges Zurbrügg aus Zuchwil von seiner Angst, dass mit dem Anwachsen des muslimischen Bevölkerungsanteils der Respekt vor der hiesigen Kultur verloren gehen könnte. Er betont aber, dass er grundsätzlich vor allen Religionen Achtung habe und sich deshalb aus erster Hand informieren wollte. «Ich habe mich mit den Leuten hier unterhalten und wurde sehr respektvoll behandelt.» Seine Bedenken habe er dem Iman vorgetragen und auf Verständnis gestossen.

Bis zu zehn Nationalitäten

Das Amt des Imams - der Vorbeter und Glaubensgelehrter zugleich ist - wird in der Fatih Moschee vom Türken Turgut Emrecik ausgeübt, der seinen Dienst für vier Jahre versieht, bevor er an eine andere Moschee wechselt. Seinen Lohn bezieht der Imam vom türkischen Staat, den Gebäudeunterhalt bestreitet ein rund 500 Mitglieder umfassender Moschee-Verein, dem fast ausschliesslich Türken angehören. Die Fatih Moschee neben dem Solothurner Hauptbahnhof ist in einem ehemaligen Einfamilienhaus untergebracht und wurde 1980 eröffnet. Ihrem Namen Pate stand die Fatih Moschee in Istanbul, die nach Sultan Mehmed II. benannt ist, der auch Fatih Sultan Mehmed (Sultan Mehmed der Eroberer) genannt wird und 1453 Konstantinopel eroberte. Wenn die Moschee in Solothurn zur Hauptsache von Türken getragen wird, wird sie in letzter Zeit auch von vielen islamischen Asylanten zu den Gebetsstunden aufgesucht. Bis zu zehn Nationalitäten seien am samstäglichen Nachmittagsgebet schon vertreten, berichtete Imam Turgut Emrecik.