Der Seniorennachmittag des Spektrums Geroldswil ist beliebt. Wer nicht alleine sein möchte, trifft Leute und gewinnt beim Lottospielen vielleicht ein Goldvreneli. Heinz Lüthi, ehemals Cabaret-Rotstift-Mitglied, unterhielt das Publikum glänzend.
Malini Gloor
Das Restaurant Hostellerie war voll besetzt am Seniorennachmittag, den das Spektrum Geroldswil einmal jährlich veranstaltet.
Gast war an diesem Nachmittag Heinz Lüthi, bekannt als «Rotstift». Als langjähriger Limmattaler ist er nicht nur der älteren Generation ein Begriff, sondern auch den jüngeren Cabaret-Fans. Thema am Seniorennachmittag war «Essen und Trinken».
Heinz Lüthi erzählte köstlich amüsante Anekdoten aus seinem Leben, sei es aus der Kindheit oder aus den Erwachsenen-Jahren. «Ich erlebte kulinarisch eine eher harte Kindheit. Ich sage nur Lebertran!» Das Publikum lachte, verzog das Gesicht und erinnerte sich mit Heinz Lüthi an das Einnehmen der unbeliebten Flüssigkeit. Aber auch beliebte Speisen und Getränke kamen nicht zu kurz. Da gab es zum Beispiel die Geschichte mit dem sinnigen Namen «Die Ananas»: «Ananas war in meiner Jugend unglaublich teuer. Man konnte sie in den Schaufenstern eines Delikatessengeschäftes an der Zürcher Bahnhofstrasse bewundern», erzählte der ehemalige Komiker.
Nicht im Traum dachte der junge Heinz daran, jemals eine Ananas kosten zu dürfen. «Mein Vater war Polizist. Und früher machte man Polizisten ein Weihnachtsgeschenk.» Und so brachte der Vater eines Abends eine «richtige Ananas» heim. So weit so gut, doch jetzt begann im Mietshaus der Lüthis die grosse Umfrage, wie man denn wohl eine Ananas zubereiten solle. «Da sich niemand eine solch teure Frucht leisten konnte, wusste auch niemand, wie man sie verarbeiten konnte. Man riet meiner Mutter zum Sieden, Einlegen in Zuckerwasser und gab ihr weitere lustige Ratschläge.» Gegessen wurde die Ananas schliesslich, nachdem sie in Zuckerwasser eingelegt worden war.
«Der Genuss war unbeschreiblich!,» sagte Heinz Lüthi. Der Genuss für die zahlreichen Senioren, dem «Rotstift» zuzuhören, war ebenfalls unbeschreiblich: Ob es nun um Lebertran in der Kindheit ging oder um Dampfkochtöpfe, denen der Deckel absprang, man lachte herzlich und applaudierte dem passionierten Erzähler noch so gerne.
Den Seniorennachmittag gibt es schon seit den frühen 80er-Jahren. Ursula Hofstetter, Spektrum- und Gemeindepräsidentin, sagt, dass schon damals der Name Programm war: «Der Spektrum-Vorstand wollte ein möglichst breites Programm in Bezug auf Publikum und Darbietungen anbieten. Am Weihnachtsmarkt gab es schon damals eine Märchenaufführung für die Kleinen, und so wollten wir auch unseren betagten Geroldswilern etwas Schönes in der Vorweihnachtszeit bieten - gerade auch darum, weil die Tage grauer und die Einsamkeit grösser wird in dieser Zeit.»
Auch die Pro Senectute Geroldswil und der Gemeinderat helfen beim Seniorennachmittag mit: Erstere bei der Arbeit und der Finanzierung, Zweitere bei der Verpflegung der Senioren mit Kaffee und Kuchen. Nicht vergessen darf man das Lotto: Es erfreut sich grösster Beliebtheit bei den Senioren. Sicher nicht zuletzt, weil Seniorennachmittag-Organisator Stephan Aeschbacher jedes Jahr als Hauptpreis ein Goldvreneli stiftet.