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Vermischtes
Aufs Neue sind Mundart-Redewendungen in der AZ Freiamt eingegangen. Armin Käppeli aus Wohlen hat sie gar in eine ganze Geschichte verpackt.
Andrea Weibel
In seinem Mail berichtet Armin Käppeli davon, wie er und seine Geschwister als Kinder Freiämter Eltern in Zofingen aufgewachsen sind. «Bis zum Schulanfang mussten wir Dialektausdrücke für die Kameraden erst übersetzen», erinnert er sich. Er sei sich fast als Exot vorgekommen, wenn er als Kindergärtler den «Schiner» holen sollte, während er dafür lediglich den Ausdruck «Zeine» kannte.
Ein Freiämter Jass
Ein paar Redewendungen sind ihm im Gedächnis haften geblieben. «Ich habe sie in einen Text verpackt, und als ‹Transportmittel› schien mir das Jassen geeignet», schreibt Armin Käppeli. Seine Geschichte ist so anschaulich und einfallsreich, dass sie an dieser Stelle vollständig abgedruckt werden soll:
Alles ist bereit für ein unterhaltsames Spiel. Kaum sind die Karten zum ersten Mal ausgeteilt, «wyst» der erste schon 50 vom Ass, was vom Gegner gleich kommentiert wird: «Dem chalberet no de Schytstock!»
Der Dreikäsehoch schaut auf dem Nebenplatz interessiert zu und lässt seine kurzen Beinchen fröhlich «bambeln». Nervös geworden, befiehlt der Vater: «So, hör uuf de Söi-n-e lüüte!» Gelingt jemandem der alles entscheidende Stich, dann hat er «es Chrottehoor im Sack gha». Gelingt der Coup nicht, weil der Partner nicht merkt, wie das Spiel laufen soll, dann kann er «nüd deför, dass s Wäschpolver ned chlöpft».
«Einen Bock mehr hätte ich haben sollen, dann . . .», meint der eine drohend, während der Gegner sich freut: «De Hätti und de Wetti sind Brüedere gsi und händ nie nüd gha.»
Deftigere Sprache
Will die Glücksträhne beim Gegner nicht abreissen, dann wird die Sprache zunehmend deftiger: «De hed Charte wie Stumm uf de Schissi!» Verleitet das langweilige Spiel einen zum Gähnen, bis der Kiefer knirscht, wird das postwendend kommentiert: «Ha si grad z Amerika äne gseeh heue!»
Meistens ist so ein Spielchen jedoch eine höchst emotionale Sache, bei der ein Spieler seine Karte so mit der geballten Faust auf den Tisch haut, dass es weh- tut. Dann kann er schnell einmal «s Füür im Elsass gseeh».
Lässt danach der Schmerz nicht nach und reihen sich nach wie vor nur miese Karten ein, macht er vielleicht «es Gsicht, wie wenn er em Heiland der Essig uusgsoffe hätt». Und wenn ein ungrades Mal nicht alles mit rechten Dingen zu- und hergeht, hat die Grossmutter laut denkend auch einen passenden Kommentar bereit: «Wie chönnt die fromme Lüüt doch mängisch Cheibe sy.»
Die andere Grossmutter meint in solchen Fällen: «Herrschaft 49!» So drückt sie auch
Bewunderung, Verwunderung und leisen Protest mit derselben Redewendng aus.
«Sägs de rächt!», zweifelt der eine Jasser noch lange und traut dem andern nicht über den Weg. Auch hier hat die Grossmutter den passenden Spruch parat: «S goht eine ned hinder
s Ofebänkli go sueche, wenn er ned scho sälber det ghocked esch!»