Entsorgte Requisiten, ein Jugendchor ohne Dirigenten und eine Kirchenpflege, die den Dialog verweigert – der katholischen Kirchenpflege in Dietikon wurde an der Versammlung einiges vorgeworfen.
Franziska Schädel
Der Haussegen hängt schief in der katholischen Kirchgemeinde Dietikon. Zum Bersten voll war der Saal des Pfarreizentrums St. Joseph, als Lisbeth Binder, Präsidentin der Kirchenpflege, zur Kirchgemeindeversammlung begrüsste. Zwar verhiessen die Traktanden wenig Spannung. Es ging um Voranschlag, Steuerfuss und Mitteilungen. Über Personalkosten wurde diskutiert und über Abschreibungen. Alles gesittet und so, wie solche Versammlungen in der Regel ablaufen.
Die 66 anwesenden Stimmberechtigten genehmigten die Senkung des Steuerfusses von 14 auf 13 Prozent einstimmig. Einem Antrag, aufgrund genügenden Eigenkapitals ausserordentliche Abschreibungen von einer Million Franken zu tätigen, wurde grossmehrheitlich zugestimmt. Auf die kommenden Wahlen vom 7. März 2010 haben drei Mitglieder den Rücktritt aus der Kirchenpflege bekannt gegeben. Die Kirchenpflege sucht drei Nachfolger. (LIZ)
Bis Giuseppe Gaudente das Wort ergriff und schilderte, wie dem Coro Voci Bianche und seinem Dirigenten Bruno Sonetto Unrecht geschah. Musical-Requisiten des seit 1987 in Dietikon aktiven Kinder- und Jugendchors mit über 70 Mitgliedern seien durch den Sakristan der Kirche St. Josef ohne Vorwarnung entsorgt worden. Dem aufgebrachten Dirigenten habe die Kirchenpflege kurzerhand auch seine Stelle als Leiter des Coro Italiano gekündigt.
Streit liegt bei der Personalombudsstelle
«Jetzt möchten wir, dass die Probleme hier protokolliert werden und die Kirchenpflege Dietikon in Zusammenarbeit mit dem Pfarreiamt MCLI (Missione Cattolica di Lingua Italiana) bis Ende Dezember 2009 Lösungen findet und umsetzt», beantragte Gaudente.
Lisbeth Binder sah keine Veranlassung, sich zur Angelegenheit zu äussern. «Wir diskutieren nicht. Ich will das nicht», teilte sie den vielen jungen Leuten mit, die gekommen waren, um sich für ihre Sache einzusetzen. Der Streit liege bei der Personalombudsstelle der römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich, erklärte Binder.
Franco Frattura, auch er ein Sprecher des Coro Voci Bianche, rief in den Saal: «Ihre süffisante Art, Frau Binder, hilft uns hier nicht weiter.» Die jungen Leute erhielten Unterstützung aus der Versammlung.
Sie höre heute zum ersten Mal von dieser Angelegenheit und sie sei schockiert, meinte eine Votantin, und alt Kantonsrat Germain Mittaz appellierte an alle Beteiligten, nicht die Konfrontation zu suchen und Paragrafen zu reiten, sondern die Probleme gemeinsam zu lösen. Die frohe Botschaft von den vier Kerzen, mit welcher Binder die Versammlung doch noch zu einem versöhnlichen Ende bringen wollte, ging im allgemeinen Tumult unter.
«Dass ich auf meine alten Tage noch so etwas erleben muss», empörte sich ein anwesender Alt-Politiker. So springe man nicht um mit Menschen, die sich seit Jahren derart für das Allgemeinwohl engagierten. Und von anderer Seite war zu hören: «Abgewählt gehören sie, alle.»
«Wir geben nicht auf»
Eine junge Frau gab sich kämpferisch: «Wir geben nicht auf, wir machen weiter. Unseren Kindern zuliebe.» Bruno Sonetto aber schaut wenig zuversichtlich in die Zukunft: «Ich habe kaum Hoffnung, dass sich die Kirchenpflege bewegt. Aber es hat mich gefreut, dass uns heute so viele Menschen unterstützt haben.»