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Eine Oase im ehemaligen Industriequartier

Der Turbinenplatz ist ein Freiraum zwischen Schiffbauhalle, Puls 5, Technopark und zwei Hotels Wo die Maschinenfabrik Escher Wyss einst Schiffsmotoren oder Turbinen für Kraftwerke in aller Welt hergestellt hatte, gehts heute ruhig zu und her. Mitten im völlig umgestalteten ehemaligen Fabrikareal findet sich der Turbinenplatz.

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Limmattaler Zeitung

Alfred Borter

Mit 14 000 Quadratmetern ist der Turbinenplatz, gestaltet vom Genfer Team ADR Sàrl, der grösste Platz der Stadt. Er entstand erst 2003, trotzdem ist die Geschichte des Areals beeindruckend. Es war Teil der Maschinenfabrik Escher Wyss respektive Sulzer-Escher Wyss, wie die Firma nach der Fusion hiess. Hier wurden die Motoren der grössten Dampfer gefertigt - heute werden im Schiffbau Dramen gespielt, es gehört dem Schauspielhaus.

Fast zu ruhig

Ebenfalls an den Turbinenplatz grenzt der Bau Puls 5, wo einst die laute Giesserei war und es jetzt etwas zu ruhig ist. Bereits sind einige Läden wieder ausgezogen und die Verantwortlichen versuchen mit immer neuen Ideen, dem alt-neuen Gebilde Leben einzuhauchen. Nun sind ein Fitnesscenter, ein Restaurant, eine Bankfiliale, ein Kleiderladen, eine Wellnessoase, ein Coiffeur, ein Reisebüro und andere mehr dabei, Kunden anzulocken. Ebenfalls hat eine Industrial Design Factory hier ihr Domizil aufgeschlagen. Wer durch die Glasscheiben späht, kann neben den Computerarbeitsplätzen auch einen rot ausgekleideten Raum erblicken, der sicherlich der Entspannung dient. Es sieht hier gemütlich aus.

Gegenüber dem Puls 5 herrscht reges Kommen und Gehen. Gleich zwei Hotels finden sich da, das «Novotel» und das günstigere «Ibis». Abends stehen hier Autos mit Schildern aus aller Herren Länder - über der Tiefgarage leuchtet ein Schild, sie sei besetzt. Abgeschlossen wird der Platz schliesslich vom Technopark. 1993 eröffnet, bietet er über 250 Unternehmen und Organisationen mit über 1750 Arbeitsplätzen Raum zur Entfaltung. Jungunternehmen werden im Aufbauprozess unterstützt.

Vor allem abends sehenswert

Der Turbinenplatz selber ist so gestaltet, dass er tatsächlich als Platz und nicht als Park in Erscheinung tritt. Die riesige Fläche ist fast durchgehend betoniert, zum Teil läuft man auf einer Sandschicht. Schienen aus Gusseisen unterteilen die Fläche optisch und führen das Wasser in spezielle Regenbecken, wo es auf natürliche Weise versickert und gleichzeitig die Pflanzen versorgt. Überbreite Bänke laden zum Verweilen ein. Birken, freilich noch etwas kümmerlich, bieten einen weiteren Akzent.

Was dagegen die hohen Stangen sollen, merkt man erst am Abend. Zum Teil sind sie mit roten Lichtern bestückt, als ob sie Flugzeugen den Weg weisen wollten, andere tragen Scheinwerfer, mit denen die Bäume angestrahlt werden, je nachdem orange oder violett. Das gibt skurrile Lichtspiele, wenn sich die Blätter im Wind bewegen.

Ein Lichtspiel erlebt auch, wer vorsichtig auf ein in den Boden eingelassenes gelbes Licht zugeht. Es verwandelt sich erst in rot, dann in violett, und wenn man gerade darüber steht, ist es blau. Ein Englisch sprechendes Touristenpaar findet das ganz toll, immer wieder gehen sie auf ein nächstes Licht zu. Und sind enttäuscht, wenn dieses die Farbe nicht wechselt, sondern von Anfang an blau leuchtet. Auch das gibt es. Die umstehenden Häuser sind ins Farbkonzept einbezogen: Rot, Gelb und Blau dominieren zunächst. Wer die grüne Farbe vermisst, wird eine halbe Stunde später entschädigt: Jetzt wird auch Puls 5 beleuchtet, grün natürlich. Wer genug gesehen hat, geht in eines der Lokale rundum.

Zum Beispiel ins stilvolle Aubrey mit den hübschen Leuchtern, in denen sich das Licht von Deckenspots bricht. Hier steht Artan Berisha am Tresen. Der Jungunternehmer findet die Lage am Turbinenplatz toll. «Man sollte nur die vielen Leute, die bloss auf den Strassen ringsum gehen, zum Herkommen verlocken», wünscht er sich. Er selber jedenfalls bemüht sich nach Kräften, Publikum anzuziehen, etwa mit seinen DJ-Anlässen. «Das Programm ist nicht auf kreischende Teenager ausgerichtet», präzisiert er, er setze auf ein leicht älteres Publikum. «Drink, dine and dance», lautet das Motto für sein Lokal.

Eine echte Turbine

Übrigens findet sich am Turbinenplatz auch eine sichtbare Reminiszenz an die Vergangenheit: ein Pelton-Turbinenrad, von Escher Wyss gefertigt und 1970 bis 1992 im Stadtzürcher Kraftwerk Tinizong im Einsatz. Und eine Baustelle gleich gegenüber mit schweren Maschinen, die Pfähle in den Boden rammen, legt Zeugnis ab, dass die Industrie aus dem Industriequartier nicht vollständig verschwunden ist: MAN turbo, eine Firma, die Kompressoren für die Gas- und Ölindustrie herstellt, baut hier eine weitere Prüfhalle.