Da ich - wie letzte Woche geschrieben – die letzten Tage die Ruhe und Schönheit Namibias genossen habe, lasse ich an dieser Stelle Naimi das Wort. Ich habe die junge Frau auf meinem letzten Projektbesuch im Norden kennen gelernt.
«Mein Name ist Naimi Ndeshilange Amwele. Ich wurde am 27. Mai 1988 geboren. 2005 flog ich (damals in der 8. Klasse) von der Schule. Ich war 17 Jahre alt und ungewollt schwanger. Mein damaliger Freund versprach, mich zu heiraten und für mich und das Baby zu sorgen.
Aber es waren leere Versprechungen. Wir sind schon lange nicht mehr zusammen. Nach der Geburt meines Kindes versuchte ich, in die Schule zurückzukehren. Ich wollte die 8. Klasse wiederholen. Doch da ich zu alt war, wurde ich nicht mehr zugelassen. Es folgte eine schlimme Zeit für mich, ich war deprimiert und sass nur Zuhause rum.
Zum Glück fand ich das Theresia Projekt für Waisen und benachteiligte Kinder von Lizza Hilger. Lizza gab mir neuen Lebensmut und bot mir die Stelle der Hostel-Aufseherin an. In dem kleinen Schulheim werden 24 Jungs und Mädchen beherbergt. Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit, obwohl ich es als Aufseherin in meinem Alter nicht einfach habe. Die 24 Schülerinnen und Schüler versuchen immer wieder aufs Neue, die Grenzen auszutesten.
Ein ganz normaler Tag in meinem Leben sieht in etwa so aus: Um fünf Uhr in der Früh wecke ich die Kinder. Sie müssen sich waschen und sich für die Schule parat machen. Um sechs Uhr verlassen Sie das Hostel. Nachdem alle weg sind, mache ich einen Rundgang durch die Zimmer, schaue, wer das Bett gemacht hat, wische den Boden und putze.
Um neun Uhr gehe ich rüber ins Projekt und helfe den anderen Freiwilligen mit ihren Aktivitäten. Am Mittag helfe ich bei der Essensverteilung, für die Kinder, die hungrig nach der Schule zurückkommen.
Um sechs Uhr endet das Programm im Projekt. Die Kinder kommen ins Hostel zurück. Alle müssen unter die Dusche! Wenn genug Essen da ist, koche ich noch etwas.
Um acht Uhr abends ist Lichter löschen - was nicht ganz einfach ist, denn gerade wenn alle in ihren Zimmern sind, haben sie sich noch die wichtigsten Geschichten zu erzählen!
Meist gehe ich zwischen neun und zehn ins Bett. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit! Ich habe mein eigenes Zimmer und kann warm duschen - was für ein Luxus. Ich hoffe, dass ich noch lange bei Lizza auf dem Projekt bleiben kann.»