Die Zollinspektoren im Briefpostzentrum Mülligen in Schlieren finden reihenweise verbotene Waren. Ursache ist nicht zuletzt der Internethandel.
Toni Widmer
Es nennt sich Briefpostzentrum Mülligen, doch in Schlieren werden auch Pakete bis zu einem Gewicht von zwei Kilogramm abgefertigt. Über die Förderbänder laufen rund 700 000 Sendungen pro Tag, darunter alles, was vom Ausland kommt und ins Ausland geht. Mit dem neuen Zollrecht, das seit dem 31. Dezember 2008 in Kraft ist, hat die Post die Verantwortung für Verzollung und Inkasso übernommen. Die Arbeit der speziell ausgebildeten Post-Zolldeklaranten wird von der Zollverwaltung überwacht.
Regelmässige Kontrollen
Im Briefpostzentrum ist das Zollinspektorat Zürich mit fünf Personen vertreten, die von einem Grenzwächter der Grenzwachtregion Aargau-Zürich unterstützt werden. Regelmässig gibt es Schwerpunktkontrollen über mehrere Tage. Sendungen aus dem Ausland werden in dieser Zeit von einem verstärkten Zoll- und Grenzwacht-Team besonders aufmerksam unter die Lupe genommen.
Dabei geht es um mehr als die Sicherstellung von Abgaben und Steuern. Weit intensiver als im normalen Betrieb werden Postsendungen auf die Aspekte Sicherheit, geistiges Eigentum und Handel, Gesundheit und Umwelt überprüft. Hansjörg Brönnimann vom Zollamt Zürich: «Wir haben rund 180 Gesetze und Erlasse zu berücksichtigen. Das reicht von der Überwachung der Ein- und Ausfuhrverbote illegaler Waffen, harter Pornografie, verbotenem Propagandamaterial oder gefälschten Ausweisdokumenten über die Verhinderung von Missbräuchen im Markenschutz und Drogen- und Medikamentenhandel bis zu Aktionen im Bereich Umwelt- und Tierschutz.»
Fündig werden die Kontrolleure im Briefpostzentrum täglich. So konnten die Zöllner den Medienvertretern anlässlich der gestrigen Besichtigung aus dem Fundus dieser Woche nicht nur illegale Waffen, pornografisches Material, verbotene Medikamente oder Dopingmittel präsentieren, sondern auch eine Whisky-Flasche mit eingelegter Schlange, verschiedene gesundheitsgefährdende Genussmittel sowie gefälschte Taschen und Uhren.
Vieles, was verbotenerweise über die Grenze kommt, ist via Internet bestellt worden. «Die Kunden sind vielfach zu gutgläubig und ahnen gar nicht, wie sehr sie mit den vermeintlichen Schnäppchen übers Ohr gehauen werden. Etwa mit der gefälschten Louis-Vuitton-Tasche aus der Türkei oder dem Handy aus Sri Lanka», sagt Hansjörg Brönnimann. Neben falsch deklarierten Schuhen aus echtem Schlangenleder, gefälschten Ausweisdokumenten oder «wertvollen» Billiguhren entdecken die Kontrolleure sehr oft gesundheitsgefährdende Artikel. Diese Woche beispielsweise vernickelte Schmuckverschlüsse, die bei der Trägerin oder dem Träger mehr als bloss eine leichte Allergie auslösen können.
Schädliche Medikamente
Zum «Riesenthema» geworden ist laut Brönnimann der Medikamentenhandel. Das Problem sind gesundheitsschädigende Nachahmerprodukte. Rund 35 000 Sendungen werden in Mülligen täglich kontrolliert, im Schnitt enthalten 1700 davon abgabepflichtige Waren. Über den Prozentsatz der verbotenen Sendungen macht die Zollverwaltung keine detaillierten Angaben, gibt aber bekannt, dass im ersten Halbjahr 2009 über 60 gefälschte Ausweise und andere Dokumente sowie über 130 Sendungen mit Drogen gefunden worden sind.
Behilflich dabei sind in erster Linie die Erfahrung der Kontrolleure sowie technische Gerätschaften. Im Einsatz sind regelmässig Drogen- und Sprengstoff-Spürhunde. So die national mehrfach ausgezeichnete Drogenhündin Stella.