Bettina Hamilton-Irvine
Entzückte «Jö»-Rufe sind normalerweise nicht die übliche Reaktion auf eine Herde Rinder. Es sei denn, man befindet sich auf dem Neuschwendenhof von Walter Müller und Karin Zimmermann in Uitikon: Ihre strubbligen, langhaarigen Galloway-Rinder entlocken mit ihrem teddybärartigen Aussehen den vorbeigehenden Spaziergängern regelmässig Ausrufe der Verzückung. Doch ihr zotteliges Fell ist nicht die einzige Besonderheit der ursprünglich aus Südwest-Schottland stammenden Galloways, wie Walter Müller erklärt: «Sie lieben den Wind und den Schnee.» Deshalb bleibt ein Teil der Herde auch den ganzen Winter über draussen auf der Weide. Der Rest der Herde lebt in einem Freilaufstall mit Zugang ins Freie. «Es ist auffallend», so Karin Zimmermann, «dass sich auch die Tiere, die wählen können, ob sie drinnen oder draussen sein wollen, im Winter meist draussen aufhalten.»
Empörte Reaktionen
Dass die Tiere nicht frieren, könne man leicht erkennen, erklärt der Landwirt, dessen Familie laut Dorfchronik schon seit über 600Jahren in Uitikon ansässig ist: «Der eindeutige Beweis ist, dass die Tiere nicht zusammenrücken, sondern auch in der Kälte einzeln auf der Weide stehen.» Sobald es etwas wärmer und sonnig werde, suchten die Rinder ausserdem Zuflucht im Schatten, so Müller. «Das ist schon fast psychologisch bedingt», ergänzt Karin Zimmermann lachend.
Solange die Wiese unter dem Schnee noch nicht abgegrast ist, finden die sanften Galloways sogar noch problemlos ihr Futter - sie ernähren sich ausschliesslich von Gras, Heu und Stroh - unter der weissen Decke. Dies zeigte sich besonders eindrücklich im letzten Winter, als es bereits im Oktober schneite. «Wir hatten Erbarmen mit den Tieren und brachten ihnen zusätzliches Heu», erzählt Walter Müller: «Doch die Galloways standen mit ihren vom Schnee verzuckerten Mündern da und bemühten sich nicht einmal um das Heu.» Normalerweise ist die Weide im Winter jedoch schon abgegrast, sodass die Rinder täglich mit Futter versorgt werden müssen. «Wenn es so kalt ist wie jetzt, müssen wir ausserdem noch zwei Mal täglich das gefrorene Wasser in den Trinktrögen aufpickeln», erklärt Walter Müller.
Genügsam und genetisch hornlos
Die ersten fünf Galloways kauften Walter Müller und Karin Zimmermann im Jahr 2004, als Folge der Umstellung von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung im Jahr 2000. «Wir wollten auf eine eigentliche Fleischrasse wechseln», erklärt Walter Müller. Den Ausschlag für die Galloways habe schliesslich nebst ihrer Genügsamkeit die Tatsache gegeben, dass sie genetisch hornlos seien und daher weniger anfällig für Unfälle, auch untereinander. Heute leben 46Galloways auf dem Neuschwendenhof.