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Eine schwere Hurrikan-Saison wird 2010 auf die USA zukommen. Wissenschafter sagen mindestens acht Wirbelstürme voraus – darunter vier sehr starke.
John Dyer
Erdbeben, Überflutungen, Waldbrände haben die Schlagzeilen der vergangenen Monate beherrscht. Bald kommen die Hurrikane hinzu. Denn nach der Vorschau der Colorado State University auf die diesjährige «hurricane season», die Hurrikan-Saison im Atlantik und in der Karibik, drohen in diesem Jahr mehrere schwere Wirbelstürme. Mindestens einer der Monsterstürme werde die Küste der USA erreichen, prophezeien die Wissenschafter.
«Wir erwarten eine über dem Durchschnitt liegende Wahrscheinlichkeit, dass ein Hurrikan in den USA und der Karibik auf das Land trifft», erläutert William Gray vom Tropenwetter-Institut der Universität die Voraussage der Wissenschafter. Mindest vier sehr starke Hurrikane werden neben schwächeren Wirbelstürmen in der Hurrikan-Saison vom Juni bis zum November entstehen. Gray: «Im vergangenen Jahr hatten wir Glück, es wurde nur wenig Schaden angerichtet.»
Bei solchen Warnungen erinnert man sich in den USA sogleich an den Monsterhurrikan «Katrina», der 2005 New Orleans verwüstete, vor allem durch die mit dem Sturm einhergehenden Überflutungen. Von Texas über Florida bis North Carolina sind die Menschen alarmiert. «Was die Zahlen angeht, so genügt schon ein einziger», meint Ed McCrane, Notstandsdirektor in Sarasota County in Südflorida, wo Wirbelstürme und Starkregen regelmässig Schäden anrichten.
Die Wissenschafter sagen mindestens acht Hurrikane voraus – darunter vier sehr starke mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 177 Stundenkilometern – und 15 weitere Stürme, gross und zerstörerisch genug, um von den Meteorologen mit einem Namen belegt zu werden. In diesem Jahr wird der erste Sturm «Alex» heissen.
Vergangenes Jahr hatte das Wetterphänomen El Niño die Stürme im Atlantik gedämpft. El Niño verändert Wassertemperaturen, Strömungen und den Luftdruck an der Pazifikküste Südamerikas, was Auswirkungen auf den Atlantik und die Karibik hat. In vergangenen Jahren wurden die Atlantikküsten der südlichen US-Bundesstaaten dadurch geschützt. Nach Expertenangaben gibt es in diesem Jahr kein El-Niño-Phänomen und entsprechend keine dämpfenden Elemente für die Atlantikstürme. Die Chancen, dass ein grosser Hurrikan auf das Festland trifft, liegen bei 70 Prozent, haben die Wissenschafter berechnet. In normalen Jahren sind es nur 50 Prozent. Die Chance, dass Florida oder ein anderer Abschnitt der Südostküste der USA getroffen wird, liegt bei 45 Prozent.
Aussergewöhnlich warmes Wasser im Nordatlantik und besonders kaltes Wasser im Südatlantik sind die Schlüssel zu der erwarteten heftigen Hurrikan-Saison. Die Wassertemperatur liegt bei etwa 25,5 Grad Celsius. Hurrikane entstehen ab einer Wassertemperatur von 26,6 Grad Celsius. Wenn die kalten und die warmen Wassermengen zusammenstossen, dann wird die Lage der Windzonen verändert, der windstillen Kalmen und der Passatzone. Wandern die nach Norden, werden die Winde schneller und es können Wirbelstürme entstehen.
Allein die Hurrikan-Vorhersage hat wirtschaftliche Auswirkungen. An der Chicagoer CME-Terminbörse, der weltweit grössten dieser Art, sind seither Kontrakte gefragt, die Versicherungen, Energieversorgern und anderen Firmen helfen sollen, Hurrikan-Risiken zu mindern. In diesem Jahr kamen schon 1400 solcher Hurrikan-Verträge zum Abschluss, berichtet Stephen Breen, dessen Firma Tradition Re in Connecticut auf Hurrikan-Futures spezialisiert ist. Im ganzen vergangenen Jahr waren es 4000. «Das Kundeninteresse ist wirklich angewachsen», sagt Breen.
2008 hat der Hurrikan «IkE» rund 30 Milliarden Dollar Schaden in den Küstenbereichen von Texas angerichtet. Damals wurden 30000 Kontrakte an der Chicagoer Börse verkauft. Gray von der Universität Colorado verweist darauf, dass Klimatologie zwar eine exakte Wissenschaft sei, Vorhersagen aber immer «Variablen» enthielten. Allerdings haben auch andere Institute ähnliche Vorhersagen gemacht wie jetzt Colorado. Accu
Weather aus Pennsylvania sagt ebenfalls eine schwere Saison voraus. Der amtliche Bundeswetterdienst wird seine Prognose erst Ende Mai abgeben.