Die Psychiatrische Klinik Königsfelden weist bereits ein Museum auf. Doch nun bekommt dieses Zuwachs – mit einer Sammlung künstlerischer Arbeiten von Patientinnen und Patienten aus den Jahren 1868 bis 1930.
Elisabeth Feller
Wie vieles bliebe unentdeckt, gäbe es nicht Wissbegierige, die ihren «Forschungsgegenständen» voller Sympathie zugeneigt sind? Ewald «Walo» Locher war ein solcher Mensch. Der einstige Pflegedienstleiter der Klinik Königsfelden bekam immer wieder Hinweise auf gefüllte Koffer und Kisten in Kellern sowie auf Dachböden. Zudem erzählten ihm ältere Pflegerinnen und Pfleger von teilweise bereits verstorbener Patientinnen und Patienten, die in der Klinik – am Rande der Arbeitstherapien oder aus Eigeninitiative – Kunstwerke geschaffen hatten. Und was für welche!
Glückliche Schicksalfügung
Die Zeichnungen, Bilder, Konstruktionen, Pläne, Bastel- und Handarbeiten fesselten Locher – selbst ein Künstler – derart, dass er den reichen Fundus zu ordnen begann. Daraus entstand 1997 die viel beachtete Ausstellung «Seelenspiegel»: Locher war es gelungen, die Werke erstmals von den Kellern an
die Öffentlichkeit zu holen. Mit Lochers Unfalltod vor fünf Jahren wäre die Geschichte der rund 2600 in der Klinik beheimateten Kunstwerke fast verstummt. Fast, denn dann gab es eine glückliche Schicksalsfügung. Das Nationalfonds-Forschungsprojekt «Bewahren besonderer Kulturgüter» interessierte sich für die solitäre Sammlung und begann diese mit finanzieller Unterstützung von Swisslos und der Binding-Stiftung aufzuarbeiten. Ein herkulisches Unterfangen, denn seit Gründung der Klinik 1868 gibt es künstlerische Werke. Nun ist eine permanente Schau in der einstigen Direktorenwohnung geplant. Damit wird das im Keller situierte Museum der Klinik erweitert. Die Ausstellung macht mit künstlerischen Arbeiten von Patienten aus den Jahren 1868 bis 1930 bekannt. Diese Zeitspanne ist laut Sibylle Kloser (Kommunikation) interessant, denn: «In der Zeit vor den Psychopharmaka blieben die Patienten viel länger in der Klinik – und hinterliessen so einen breiten Fundus ihres Schaffens.» Die Kunstwerke erzählten jedenfalls «extrem ergreifende Geschichten». Laut Kloser hat Projektleiterin Jacqueline Fahrni «viele wunderbare Kunstwerke entdeckt, wie etwa Figürchen aus farbigem Staniol-Papier oder den massstabgetreuen Nachbau eines Zeppelins».
Nun wird die solitäre Sammlung mit Mitteln aus dem Swisslos-Fonds unterstützt, denn gemäss Regierungsrat «beleuchtet sie wichtige Aspekte der Kunst- und Psychiatriegeschichte». Sibylle Kloser freut sich, dass die Klinik nicht nur ein Museum, sondern auch einen Raum mit Kunst von Patienten beherbergen wird. Wann, steht noch nicht fest? Anvisiert ist Herbst 2010.