Die Aids-Prävention hört nie auf
Die Aids-Prävention hört nie auf

Seit zwei Jahren kümmert sich der Verein Lysistrada um die Anliegen von Sexarbeiterinnen im ganzen Kanton. Zeit für eine Bilanz, anlässlich des heutigen Welt-Aids-Tages.

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Prostituierte

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zvg

Cornelia Nussbaum

In Olten sind die Lysistrada-Frauen schon lange bekannt: Früher kämpften sie mit ihrem Bus in der Oltner Industrie für die Anliegen der Sexarbeiterinnen und stellten ihnen Präventions- und Informationsmaterial zur Verfügung. Vor zwei Jahren hat der Verein seine Tätigkeit auf den ganzen Kanton Solothurn ausgedehnt - ohne Bus, dafür mit drei Mediatorinnen, die rund zehn Sprachen sprechen, keine Berührungsängste haben und so den Zugang zu ausländischen Sexarbeiterinnen schaffen.

Solothurn: In einem Jahr 15 positive HIV-Tests

Im Kanton Solothurn wurden zwischen September 2008 und September 2009 15 positive HIV-Tests verzeichnet. Im selben Zeitraum erkrankten zwei Personen im Kanton an Aids. Seit 1983 starben in der selben Region 132 Menschen daran. Jedes Jahr infizieren sich in der Schweiz rund 800 Menschen mit HIV. 2002 stieg die Zahl der positiven HIV-Tests um 25 Prozent, nachdem sie seit 1992 abgenommen hatte. Davon betroffen waren in erster Linie homosexuelle Männer sowie Personen mit heterosexuellen Kontakten. Darunter 42 Prozent Migranten aus Ländern mit einer Krankheitshäufigkeit von über einem Prozent der allgemeinen Bevölkerung. Nach einer vorübergehenden Stabilisierung der neuen HIV-Diagnosen zeigt sich seit 2006 wieder eine leicht steigende Tendenz, vor allem bei homosexuellen Männern. Dank neuen Therapiemöglichkeiten nahm die Zahl neuer Aids-Erkrankungen und Todesfälle ab. Pro Jahr werden acht bis zehn Mal mehr neue HIV-Diagnosen gestellt als Personen mit einer HIV-Infektion sterben. Deswegen nimmt die Zahl von Personen mit HIV und dadurch der Bedarf nach Betreuung laufend zu. (CON)
Quelle: BAG

Zugang zu 32 Etablissements

In den vergangenen zwei Jahren - während des Pilotprojekts - erreichten die Frauen vom Verein Lysistrada 2088 Sexarbeiterinnen. Es fand jeweils ein persönlicher Kontakt statt. Fragen konnten geklärt werden, und alle erhielten - wenn möglich in der Muttersprache - das Infoheft «Stella». Darin finden betroffene Frauen Informationen rund um die Gesundheitsprävention. Die Broschüre wird von der Aids-Hilfe Schweiz herausgegeben.

In 32 Etablissements im ganzen Kanton wurde den Lysistrada-Frauen Zugang gewährt. Plakate und Kondome konnten so auch an den «Mann» gebracht werden, verbunden mit Informationen rund um den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Auf der dritten Schiene organisierte der Verein ein Labor und fünf Ärzte, welche die Frauen anonym untersuchten. In zehn Monaten wurde das Angebot von 18 Frauen genutzt.

Das Pilotprojekt ist nun abgeschlossen und die Dienstleistungen des Vereins sind laut der neuen Koordinatorin Melanie Muñoz künftig ein fixes Angebot im Kanton Solothurn. Die Arbeit soll also weitergehen. Wer mit Sexarbeiterinnen spricht, erfährt, dass die Mediatorinnen und das Angebot von Lysistrada sehr geschätzt werden. Muñoz: «Auch die Behörden unterstützen uns.» Trotzdem werde die Finanzierung ein politisch heisses Eisen bleiben.Weiterhin wollen die Lysistrada-Frauen alle drei Monate in den Etablissements und Cabarets vorbei gehen sowie den Oltner Strassenstrich alle zwei Wochen besuchen.

Dass dies überhaupt möglich wurde, ist unter Anderem dem Abschlussbericht der Fachhochschule Nordwestschweiz zu verdanken: Denn dieser fällt äusserst positiv aus. Doch nicht nur der Bericht zeigt auf, wie wichtig die gesundsheitsfördernde Arbeit ist. Der Verein Lysistrada erhielt 2009 auch den kantonalen Sozialpreis. Bei all dem Positiven bleibt auch ein Schatten.

Denn die Arbeit von Lysistrada wird nie unnötig werden. «Diesen Tabu-Bereich wird es immer geben. Man kann ihn nicht wegdiskutieren,» unterstreicht Muñoz. Auch die Gefahr durch Aids und andere Geschlechtskrankheiten seien ein Thema und müssten ernst genommen werden. Prävention ist und bleibt wichtig nicht nur im Tabu-Bereich Prostitution.