Haiti
«Die Aargauer haben ein grosses Herz»

Samuel Schmid vom Aargauer Hilfswerk Freundes-Dienst weiss endlich, wie es um seine Schulen in Haiti steht. Leider muss er grosse Verluste melden.

Drucken
«Die Aargauer haben ein grosses Herz»

«Die Aargauer haben ein grosses Herz»

Maja Sommerhalder

Während Tagen wartete Samuel Schmid (37) aus Biberstein auf ein Lebenszeichen aus der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Tag und Nacht versuchte er mit den zwei Schulen, die sein Hilfswerk Freundes-Dienst aufgebaut hatte, Kontakt aufzunehmen. Er hatte nur die traurige Gewissheit, dass diese vom Erdbeben zerstört worden waren. «Wir rechnen mit dem Schlimmsten», sagte sein Vater Josef in dieser Zeitung vom 19. Januar.

Vor wenigen Tagen kam schliesslich das lang ersehnte E-Mail. «Leider sind 6 von 30 Lehrern ums Leben gekommen.» Noch konnte nicht mit allen Familien der 600 Schüler Kontakt aufgenommen werden. Das Chaos sei immer noch gross. «Wir haben nur die Nachricht, dass 33 Familienmitglieder gestorben und 55 verletzt sind.» Von den 203 kontaktierten Familien hätten 183 ihre Häuser verloren, 20 Häuser wurden stark zerstört. «Unsere Betroffenheit ist gross. Natürlich bin ich auch dankbar, dass Mitarbeiter und Schüler überlebt haben.»

Schule organisierte Suppentag

Dankbar ist Schmid auch, dass die Aargauer das Hilfswerk Freundes-Dienst mit grosszügigen Spenden unterstützten: «Täglich wurden uns Kleider vorbeigebracht. Einige Spender haben sogar im Ausverkauf neue Kleider für die Haitianer besorgt.» Die Aargauer hätten ein grosses Herz. Sobald der Hafen wieder offen sei, will das Hilfswerk einen Container mit Kleidern, Lebensmitteln und Medikamenten nach Haiti schicken. Auch seien 300000 Franken für Haiti gespendet worden.

1600 Franken kommen aus der Primarschule Hirschthal. «Als wir von den zerstörten Schulen gehört haben, haben wir spontan einen Suppentag auf die Beine gestellt», so Schulleiter Ngodup Suter. Die Solidarität war gross: «Wir haben etwa vier mal so viel wie an sonstigen Suppentagen gesammelt.» Nächstes Jahr will die Schule wieder einen Suppentag für Haiti durchführen: «Wir wollen den Wiederaufbau unterstützen», so Suter.

Das Hilfswerk Freundes-Dienst will die zerstörten Schulen tatsächlich so schnell wie möglich wiederaufbauen. «Die Kinder sollen eine Perspektive haben. Schliesslich stammen sie aus den ärmlichsten Verhältnissen», sagt Schmid. Geplant sei auch ein Kinderdorf für die vielen neuen Strassen-und Waisenkinder. Noch aber sei an einen normalen Schulalltag nicht zu denken. «Die Schulleitung hat einen provisorischen Unterstand aufgebaut. So haben einige Kinder wenigstens ein Dach über dem Kopf.» Viele müssten aber auch im Freien übernachten.

Auch in der dritten Schule des Hilfswerkes in der Stadt Hinche im Zentrum des Landes fehlt es an vielem. Diese Schule steht zwar noch, trotzdem ist hier die Not gross, wie Schmid sagt: «Tausende von Flüchtlingen kommen in das Gebiet, da dort die Erde nicht so stark bebte. Wir sind das einzige Hilfswerk vor Ort.» Vor zwei Tagen hatte Freundes-Dienst tausend Menschen mit Lebensmitteln versorgt, danach waren die Vorräte erschöpft. In drei Wochen reist Schmid nach Haiti, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen: «Ich will sehen, wie Soforthilfe funktioniert, und den Wiederaufbau der zerstörten Schulen in die Wege zu leiten.» Wichtig sei ihm aber vor allem, dass er den Menschen Mut machen könne.

Weitere Infos finden Sie auf der Website www.freundesdienst.org