Kriminalität
Das Dorf der Schande in Norwegen – 151 Fälle von sexuellem Missbrauch, 92 Verdächtige

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Die norwegische Polizei informierte am Dienstag in Tysfjord.

Die norwegische Polizei informierte am Dienstag in Tysfjord.

epa/ntb scanpix

Die Polizei hat im kleinen nordnorwegischen Ort Tysfjord in 151 Fällen wegen sexuellem Missbrauch ermittelt. Im 2000-Seelen-Dorf würden 92 Personen der Taten verdächtigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Dazu gehören 43 Fälle von Vergewaltigung und 40 Fälle von sexuellen Übergriffen auf Kinder unter 14 Jahren, das jüngste von ihnen war vier Jahre alt.

Viele der Fälle beinhalten grobe sexuelle Übergriffe – einschliesslich Vergewaltigung von Kindern. Meist sollen 15 oder 16 Jahre alte Mädchen missbraucht worden sein – nach bisherigen Erkenntnissen oft von Familienmitgliedern oder Freunden der Familie. Fast 70 Prozent der Betroffenen und der Verdächtigen gehören angeblich dem Volk der Samen an. Ein Verdächtiger soll den Missbrauch damit gerechtfertigt haben, ein Schamane zu sein.

Kritik an der Polizei

«Die Arbeit der Polizei bis Juni 2016 war nicht gut genug», betonte Polizeisprecherin Tone Vangen. Damals hatten elf Frauen und Männer den Missbrauch öffentlich angezeigt. Auch wenn viele Fälle Jahre zurücklägen, werde die Polizei nun enger mit Kindergärten, Schulen und Kinderärzten zusammenarbeiten, kündigte Vangen an.

Die Samen leben in vier Ländern: Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Man rechnet mit rund 80'000 Samen in den vier Ländern, davon lebt gut die Hälfte in Norwegen. Weniger als die Hälfte von ihnen wiederum sprechen Samisch. In Norwegen leben die Samen sozusagen in ganz Nordnorwegen sowie in Trøndelag und in der Femundsmarka in Hedmark. (whr)