Der Badener Adil Pajaziti ist enttäuscht über den Ausgang der Wahlen und versteht die diffuse Angst vor einer Islamisierung nicht
Corinne Rufli
«Ich habe das Resultat befürchtet, aber trotzdem gehofft, dass die Initiative nicht angenommen wird», sagt Adil Pajaziti. Der 30-jährige Schweizer ist Moslem und kommt ursprünglich aus dem Kosovo. Er ist sichtlich betreten vom Ausgang der Wahlen. «Das zeigt die undifferenzierte Haltung der Schweizer Bevölkerung gegenüber Moslems», sagt Pajaziti.
Er kann sich diese diffuse Angst nicht erklären. In der Schweiz gab es keine gravierenden Zwischenfälle mit Muslimen. Die Schweiz habe gute Beziehungen zu den meisten arabischen Ländern. «Es gibt keinen Grund für diese Angst», betont er. Der Jus-Student sagt, dass viele Schweizer mit Moslems leben und gar nicht wissen, dass sie Moslems seien.
Auf die Vernunft gehofft
Adil Pajaziti prangert auch die Politik an. Die Gegner der Initiative hätten zu sehr auf die Vernunft der Wählerinnen und Wähler gehofft und zu sachliche Politik betrieben.
«Ich bin enttäuscht, dass man sich gerade in der modernen Schweiz, wo ein hoher Bildungsstandard herrscht, von dieser Hetzkampagne der Initianten hat beeinflussen lassen», sagt Pajaziti. «So etwas darf in der Schweiz nicht passieren. Viele Befürworter dachten wohl, dass die Muslime auf ihren Balkonen und in ihren Gärten Minarette bauen würden, falls die Initiative nicht angenommen würde.» Dabei unterstehe der Bau von Minaretten dem Baugesetz und für jeden Bau brauche es eine Bewilligung, gegen welche jeder Bürger eine Einsprache erheben könne.
Mit dieser Initiative habe man keine Probleme gelöst, sondern neue geschaffen, ist der 30-Jährige überzeugt.
Schweizer Gesetz statt Scharia
«Ich führe mein Leben nach dem Schweizerischen Gesetz, das ist für mich massgebend», sagt der Jurist in spe. «Darum stört es mich umso mehr, dass in der Bundesverfassung nun der Paragraph gegen den Bau von Minaretten drin steht.» Der Badener lebt eine moderne, liberale Form des muslimischen Glaubens. «Ich habe in der Schweiz bisher gute Erfahrungen gemacht», sagt Adil Pajaziti. Man sei immer tolerant gewesen.
Er bedauert, dass in der Schweiz die Moscheen oft in Fabrikhallen seien. Eine Moschee mit einem Minarett sehe schön aus, sagt Pajaziti. «Zu einer Moschee gehört ein Minarett, wie ein Kirchturm zu einer Kirche».