Gleich vier historische Lokomotiven boten vier Museumsbahnvereine auf, als sie den Vertretern der Gemeinden zwischen Huttwil und Ramsei ihr Projekt vorstellten: Eine Museumsbahn auf den nicht mehr fahrplanmässig befahrenen Geleisen.
Jürg Rettenmund
Für die Zukunft wünscht man Franz Achermann und seinen Mitstreitern mehr Beistand von Petrus: Als der Präsident der Genossenschaft Museumsbahn Emmental gestern in Sumiswald-Grünen das Projekt vorstellte, war es windig, kalt und nass. Doch was das Rollmaterial betraf, gaben die Freunde alter Eisenbahnen alles: Gleich vier historische Lokomotiven hatten sie nebeneinander aufgestellt.
Informiert wurde über die Zusammenarbeit von vier Museumsbahnvereinen: Der Dampfbahn Bern (Standort vor allem Burgdorf), dem Verein Historische Eisenbahn Emmental (Huttwil), den Dampflokfreunden Langenthal (Huttwil/Burgdorf) und dem Club Salon Bleu (Langnau i.E.). Die vier benutzten die Bahnstrecke zwischen Huttwil und Ramsei bereits bisher und organisierten auch gemeinsam den beliebten Dampfbahnbetrieb am SlowUp Emmental.
Weniger hier - mehr dort
Zwei Entwicklungen im Eisenbahnverkehr sind es, die sie nun noch näher zusammenrücken lassen: Einerseits wird nach dem Abschnitt Huttwil-Affoltern-Weier mit dem bevorstehenden Fahrplanwechsel auch die Fortsetzung von Weier nach Sumiswald-Grünen auf Busbetrieb umgestellt. Andererseits wird es für Nostalgiebahnen immer schwieriger, noch Zugang zum normalen Schienennetz zu erhalten: Dort wird der Fahrplan immer dichter und bereits zeichnen sich weiter verschärfte Vorschriften ab. Das verunmöglicht vor allem das Befahren mit den kleineren und langsameren Lokomotiven.
Weit herum konkurrenzlos
Eine Entwicklung, in der die Initianten eine grosse Chance für die stillgelegte Strecke sehen: Vergleichbare, nur für einen historischen Betrieb vorgesehene Linien gibt es bisher nur im Zürcher Oberland, im Schwarzwald und am Genfersee. Im Zürcher Oberland sei die Dampfbahn inzwischen ein respektabler Tourismus-Faktor, weil sie weit mehr als nur Eisenbahn-Freaks anspreche, gab Achermann zu bedenken.
Die vier Vereine steuern eine breite Palette an Rollmaterial bei: Unter anderem je acht Dampfloks, Elektrotriebfahrzeuge und Personenwagen. Die Strecke wiederum bietet gemäss den Initianten alle Elemente eines kompletten Bahnensembles: Einen Tunnel, Brücken, Remisen, Bahnhöfe, Haltestellen; ja sogar eine Drehscheibe ist am Endpunkt in Ramsei noch voll einsatzfähig. Zudem ist die Bahnlinie sorgfältig in die Emmentaler Landschaft eingefügt.
Übernahme «eine Option»
Noch ist allerdings vieles ungewiss. Entscheidend dürfte werden, was die BLS mit der Linie vorhat. Gespräche mit der BLS, aber auch mit dem Kanton hätten stattgefunden. Eine Übernahme der Infrastruktur stehe im Moment nicht zur Diskussion, sei aber später sicher eine prüfenswerte Option, erklärte Achermann.
Vorderhand geht es den vier Vereinen vor allem darum, dass die Strecke weiter betrieben wird und nicht schleichend ein weiterer Abbau stattfindet. Dazu planen sie ab 2010 pro Jahr zwischen Mai und Oktober öffentliche Fahrten, in den ersten drei Monaten am zweiten Sonntag, betrieben jeweils durch
einen der Vereine, dann im September der Verkehr am SlowUp und im Oktober schliesslich am dritten Sonntag die Huttwiler Dampftage. Die beiden letzten Anlässe werden gemeinsam organisiert.
Zustand genügt
Hans Martin Schaer, Mediensprecher der BLS, bestätigt die Kontakte mit den Museumbahnvereinen. Vorderhand bleibe die Strecke offen. Die BLS benütze sie für Überführungen zwischen der Linie Langenthal-Luzern und der Werkstätte in Oberburg, auch Güter würden noch befördert.
Längerfristig sei jedoch «wenig und nichts» klar. Sicher sei die Bahninfrastruktur in einem Zustand, der für den Betrieb einer Museumsbahn genüge. Kaum ein Bedürfnis sieht Schaer dagegen für die künftige Eisenbahner-Ausbildung auf dieser Strecke.