Chäferhuus
Chäferhuus wechselt den Besitzer

Die Gemeinde Pratteln will das Chäferhuus verkaufen. Dahinter steht die Absicht, alle Kinderkrippen gleich zu stellen und die soziale Durchmischung zu fördern.

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Chäferhuus

Chäferhuus

bz Basellandschaftliche Zeitung

Muriel Mercier

Der Prattler Gemeinderat will die Kinderkrippe Chäferhuus privatisieren. Die Krippe gehört seit ihrer Eröffnung 1965 der Gemeinde Pratteln. Im Chäferhuus bezahlen die Eltern je nach Einkommen; die Differenz zu den Betreuungskosten wird von der Gemeinde übernommen. In den privaten Tagesheimen - Rotkäppli und Pumuckl - begleichen dagegen die Eltern die Vollkosten für den Krippenplatz.

Mit der Privatisierung des Chäferhuus sollen alle drei Krippen gleichgestellt werden - die Finanzierung soll gleich geregelt werden. Nicht mehr nur ein einzelnes Heim, sondern die erbrachte Betreuungsleistung wird finanziert. Auf diese Weise erhalten die anderen Tagesheime in Pratteln gleich lange Spiesse, und die Eltern können die Kinderkrippe frei wählen.

«Es findet eine bessere soziale Mischung statt, weil nicht mehr nur Kinder besser situierter Eltern im selben Hort zusammen spielen. Es ist allen Familien gegenüber einfach fairer», sagt Gemeinderat Uwe Klein.

Klein hofft, dass der Einwohnerrat das vom Gemeinderat vorgeschlagene Reglement zur Auslagerung des Chäferhuus definitiv gutheisst. Eigentlich ist er zuversichtlich: «Von den meisten bürgerlichen und linken Einwohnerräten erwarte ich keine Gegenstimmen.» Wie die Rechte argumentieren wird, kann er nicht sagen.

Im Mai 2008 hat der Einwohnerrat dem Vorschlag einer privaten Trägerschaft für das Chäferhuus mit grossem Mehr zugestimmt. In der kommenden Sitzung muss der Einwohnerrat zum überarbeiteten Konzept - einige Punkte wie die Finanzierung mussten juristisch abgeklärt werden - Ja sagen.

Uwe Klein glaubt, mit einer Auslagerung des Tagesheims unter anderem die Anzahl Sozialhilfeempfänger in der Gemeinde reduzieren zu können. Grund: «Es gibt viele Familien, in denen die Frauen nicht arbeiten können, weil sie ein Kind zu betreuen haben und keinen Betreuungsplatz finden.»

SVP lehnt sich nicht aus Fenster heraus

Anfang Dezember 2008 begab sich der Gemeinderat auf die Suche nach einer Trägerschaft für das Chäferhuus. Unter vier Interessenten erfüllte der Verein Childcare Service Basel (CCS) die Kriterien am vollständigsten. Der Verein verpflichtet sich, alle Mitarbeitenden zu übernehmen und das aktuelle Betreuungsangebot weiterhin anzubieten. Heute gibt es 30 Krippenplätze, die über 40 Kinder beanspruchen. CCS führt zurzeit fünf Krippen in Basel-Stadt, Reinach und Oberwil.

Trotz der Zusicherungen des CCS fühlen sich die Angestellten des Heims nicht sicher. «Es heisst immer, wir müssen keine Angst vor Veränderungen haben, die uns betreffen. Aber diese Antwort reicht nicht», sagt Mitarbeiterin Marie-Jose Elohor. «Wir brauchen einen Träger, der unser Konzept übernimmt. Bei einem Wechsel können Änderungen passieren.» Ursula Wälti von der Abteilung Soziales beruhigt: «Mit der Trägerschaft Childcare Service Basel haben wir es mit einem Profi zu tun. Aber ich verstehe schon, dass ein Chefwechsel Angst bereitet.»

Billiger wird die geplante Kinderbetreuung nicht - im Gegenteil: Pratteln rechnet mit einem Anstieg der Kosten von 525 000 auf rund 800 000 Franken. Dafür stehen aber mehr Betreuuungsplätze zur Verfügung. SVP-Einwohnerrat Philippe Doppler nimmt noch keine Stellung, wie sich seine Partei zur Privatisierung des Chäferhuus äussern wird. «Wir bilden unsere Meinung in der Fraktionssitzung vom kommenden Montag. Auf jeden Fall nehmen wir die Finanzen unter die Lupe und prüfen, ob die Trägerschaft mit Childcare Service Basel funktioniert.»

Klein hofft, dass das Reglement nicht nochmal überarbeitet werden muss. «Dann verlängert sich die Privatisierung.» Heisst der Einwohnerrat den Vorschlag des Gemeinderats gut, kann die Auslagerung auf Juli 2010 umgesetzt werden.