«Böser Onkel» sucht 1000 Nackte
«Böser Onkel» sucht 1000 Nackte

Kein Schmuddel sollen die Aufnahmen für den Film «Der böse Onkel» werden für die 1000 nackte Statistinnen gesucht werden. Jetzt ist der Aufruf aber in einer eher schmuddeligen Ecke im Internet gelandet.

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Aargauer Zeitung

Elisabeth Feller/Louis Probst

Realität und Fiktion pflegen zuweilen zu verschwimmen. Das zeigt sich auch bei den Dreharbeiten für den Spielfilm «Der böse Onkel», die zur Zeit in Mandach stattfinden. Die Frau mit dem Besen vor der Kirche? Gehört sie nun zum Film oder nicht? Der Mann, der aus dem Volg-Laden kommt? Eindeutig zum Set gehört das junge Mädchen mit der erdbeerroten Tasche mit den weissen Punkten, das über die Strasse eilt. Und eindeutig zum Film gehören sollen auch 1000 nackten Statistinnen. Die werden allerdings noch gesucht.

Das «pralle Leben»

«Wir suchen Mutige und solche, die es werden wollen», steht auf der Homepage des «Bösen Onkel». «Wir suchen Freidenker und Freigeister, Lockere und Lässige. Kleine und Grosse für ein aussergewöhnliches Kunstevent. Wir wollen eine Schwimmhalle mit tausend nackten Frauen füllen für eine gesellschaftskritische Story. Kein Schmuddel, sondern das pralle Leben.»

Der Weg zu diesem prallen Leben ist allerdings nicht ganz einfach, wie Recherchen der AZ ergeben haben. Erst nach mehreren Verbindungen bestätigte eine freundliche Stimme, dass tatsächlich noch eine Menge Statistinnen und Statisten gesucht würden. Zu den 1000 Nackedeis hiess es: «Ja, da wäre sicherlich noch ein Platz frei.» Über das Wie und Wo war aber nichts zu erfahren. Näheren Aufschluss ergaben weitere Recherchen, die zu einschlägigen Internetadressen - wie nude.ch - führten. Zwischen Angeboten wie «Riesenauswahl an heissen Filmen» und «Nackter Panik» wird da auch der Nacktdreh für den «Bösen Onkel» angekündigt. Und zwar am 23. August in Villigen in der alten Turnhalle.

«Nicht verantwortlich»

«Ich suche Komparsen und Statistinnen», bestätigte Urs Odermatt am Rande des Drehs der AZ. «Ich sehe da kein Problem.» Zur Tatsache, dass der Aufruf offensichtlich Eingang in einschlägige Internetseiten gefunden hat, betonte er: «Davon weiss ich nichts, Ich bin nur für unsere eigene Homepage verantwortlich. Das Internet ist frei. Ich bin am Arbeiten. Ich habe keine Zeit zum Surfen.»

In Villigen, dem Ort des «nackten Geschehens» sozusagen, nimmt man die Sache eher locker. «Man kann über das Thema natürlich diskutieren», sagte Gemeindeammann Schebi Baumann gegenüber der AZ. «Wir sehen das aber nicht so eng. Wir haben das Gebäude vermietet. Es ist grundsätzlich Sache des Mieters was er drin macht. Allerdings kennen wir das Drehbuch nicht. Wir sind ursprünglich wegen Landschaftsaufnahmen angefragt worden. Zudem unterstützt die Ortsbürgergemeinde, wie andere Gemeinden, den Film mit einem Beitrag.»

«Eine Form von Ausbeutung»

Als «völlig geschmacklos» dagegen bezeichnet Ruth Ramstein die geplanten Nacktaufnahmen. Ruth Ramstein, die sich gegen den Film wehrt, hinter dem sie den Fall des Köbi F. sieht: «Auch das ist eine Form von Ausbeutung und Missbrauch. Viele sind sich gar nicht bewusst, auf was sie sich bei solchen Aufnahmen einlassen.»