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Die Ormalinger Biogasanlage produziert mehr Energie als erhofft. Auch die Gerüche liegen über den Erwartungen.
Andreas Maurer
Der erste Geburtstag der Ormalinger Biogasanlage erfüllt Mike Keller mit Stolz. «Das erste Betriebsjahr hat alle Erwartungen übertroffen. Wir haben bedeutend mehr Bioabfälle erhalten und eine höhere Biogasproduktion erzielt als angenommen», freut sich der Geschäftsführer der Firma Biopower Nordwestschweiz AG.
Im ersten Jahr wurde in Ormalingen mehr Biomasse verwertet als für die ersten drei Jahre geplant war. Die Vergärungsanlage verarbeitete 4000 Tonnen Grüngut und Bioabfälle aus Haushaltungen, Grüngut aus der Landschaftspflege sowie Abfälle aus der Nahrungsmittelindustrie.
Bei der Vergärung entsteht Methangas. In einem Blockheizkraftwerk wird damit Strom und Wärme produziert. So wird auf ökologisch sinnvolle Weise fast so viel Energie gewonnen wie in Ormalingen verbraucht wird: Die Anlage versorgt 450 Einfamilienhäuser mit Strom und 230 Haushalte mit Wärme über das Fernwärmenetz. Die Biogasanlage ist damit bereits praktisch ausgelastet.
Der Bau der Anlage wurde durch Einsprachen jahrelang verzögert. Anwohner befürchteten Lärm- und Geruchsbelästigungen. Keller hat darauf versprochen,dass diese Bedenken unbegründet seien. Zu den Einsprechern gehörte der Garagist Walter Pianezze. Er ist enttäuscht: «Es stinkt jeden Tag brutal: Mein Vater wacht oft um vier Uhr morgens auf, weil das Schlafzimmer stinkt wie ein Güllenloch.»
Keller steht immer noch zu seinem Versprechen: «Wir hatten im Frühling Probleme mit undichten Behälterabdeckungsfugen und im Sommer mit einer überdehnten Behälterabdeckung.» Die undichten Fugen führt er auf falsches Material zurück, die überdehnte Behälterabdeckung auf betriebliche Umstände: Die Vergärung gewisser Nahrungsmittelabfälle lieferte zwar enorm viel Energie, führte die Anlage aber auch an ihre technischen Grenzen. Diese Nahrungsmittelabfälle werden seither nicht mehr verarbeitet. Die überdehnte Behälterabdeckung wurde Ende Oktober ersetzt. Keller: «Das Geruchsproblem ist dadurch behoben.»
Pianezze widerspricht: «Es ist schon besser, aber es stinkt immer noch.» Keller zeigt sich über diese Aussage sehr überrascht. Ende August wurde an einer Anwohnerversammlung vereinbart, dass die Anwohner bei Geruchswahrnehmungen umgehend die Firma Biopower kontaktieren. «Diese Zusammenarbeit funktionierte sehr gut und half auch bei der Ursachenanalyse», sagt Keller. Seit die neue Abdeckung Ende Oktober montiert wurde, gingen keine Reklamationen mehr ein.
Das bestätigt das Lufthygieneamt beider Basel. Amtsleiter Roberto Mona berichtet: «Im normalen Betrieb ist die Geruchsintensität von Biogasanlagen gering und führt zu keinen übermässigen Belastungen in der Umgebung.
Das Lufthygieneamt geht davon aus, dass die Kinderkrankheiten der Anlage so rasch wie möglich behoben werden und ein Betrieb auf einem tiefen Emissionsniveau künftig gewährleistet sein soll.» Falls dies nicht eintreffen werde, würden Gemeinde und Lufthygieneamt schärfere Massnahmen verfügen.
Bei der Eröffnung der Anlage kündete Keller an, dass seine Firma in der Region weitere Anlagen plant. Im Gespräch sind Standorte in Arlesheim und Liesberg. Seine Firma müsse möglichst rasch weitere Anlagen realisieren, um den laufend zunehmenden Anlieferungsmengen nachzukommen: «Nach harzigem Start im April 2006 in Pratteln bin ich heute der Auffassung, dass sich die Bioabfallgetrenntsammlung und -vergärung in der Nordwestschweiz zu etablieren beginnt.
Die Einsicht wächst stetig, dass mit der Bioabfallvergärung wertvolle Beiträge für die Umwelt und gegen den Klimawandel geleistet werden können.» Da die Geruchsprobleme aus seiner Sicht behoben sind, stellen sie die Ausbaupläne für ihn nicht in Frage. Auch der Ormalinger Gemeindeverwalter Felix Beyeler wertet die Anlage als Erfolg: «Über den Standort im Wohngebiet kann man aber streiten.»