Alle Jahre wieder kommt das Christuskind und damit auch die Diskussion um die Festtags-Öffnungszeiten. Über «offen oder nicht offen» wurde auch dieses Jahr heiss diskutiert. Ausser Lebensmitteln wird am Stefanstag nichts verkauft, am Bärzelistag gilt in der Stadt: Macht was ihr wollt.
Regula Bättig
«So nicht!», findet Daniela Jäggi. «Als Inhaberin von drei Geschäften in der Altstadt von Solothurn bin ich nicht bereit, bei solchen Ladenöffnungszeiten mitzumachen.» Die bevorstehende Adventszeit sorgt bei der Eigentümerin von «Cristina's», «Cristina's Uomo» und «Sarah» weniger für Besinnlichkeit denn für Ärger: Ihr Verkaufsteam bestehe aus Menschen, nicht Maschinen, macht sie sich in einem Leserbrief Luft. Und die würden sich darauf freuen, an Weihnachten und Neujahr mit ihren Familien und Freunden beisammen zu sein und zu feiern. «Aber wie soll das möglich sein, wenn sich die freie Zeit auf ein paar wenige Stunden konzentriert?»
Die Gruppe «Filialläden und Detaillisten» der neuen Stadt- und Gewerbevereinigung Solothurn, bezeichnenderweise von Manor-Direktor Pierre Monferini geführt, befasst sich in einer Umfrage bei den Mitgliedern mit den Ladenöffnungszeiten. Tenor: Man müsse diese dem neuen Kundenverhalten anpassen, um «die Umsätze zu sichern und die Arbeitsplätze zu erhalten.» Andere Kantone hätten sich bereits angepasst, und der Kanton Solothurn müsse nachziehen, damit die Kundenfrequenz nicht verloren gehe.
In der Umfrage interessiert erst einmal, ob ein grundsätzliches Interesse an einer Erweiterung der Ladenöffnungszeiten oder an zusätzlichen Öffnungstagen besteht. Im Detail dann, ob eine Ladenöffnung Samstags bis 18 Uhr begrüsst würde und an welchen der vier «gesetzlich nicht anerkannten Feiertage» Ostermontag, Pfingstmontag, Stephanstag (26. Dezember) und Bärzelistag (2. Januar) man das Geschäft öffnen möchte. Eine Stellungnahme wird weiter erwünscht zu zwei zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntagen, die derzeit in der politischen Diskussion sind. Und letztens befragt man die Stadtgeschäfte nach ihren bisherigen Öffnungszeiten: Ob am Montagvormittag (wie beispielsweise bei Manor) geöffnet ist, über den Mittag oder nicht, und ob man sich bis wann am Abendverkauf beteiligt, der in den letzten Jahren vor allem in der westlichen Hauptgasse und am Stalden doch ziemlich am Serbeln ist. (ww)
Schon so sei Weihnachten für das Verkaufspersonal die hektischste Zeit des Jahres, verdeutlicht Jäggi auf Anfrage. «Da muss man nicht noch eins draufsetzen.» Irgendwann sei einfach genug. Vor allem in kleineren Betrieben stosse man angesichts Hochbetrieb und der beiden Sonntagsverkäufe an Grenzen. «Irgendwann läuft das Personal auf dem Zahnfleisch», sagt sie. Zumal der Weihnachtstrubel vielerorts nahtlos über in den Ausverkauf übergeht und Ende Jahr meist auch noch Inventar gemacht werden muss.
Zahlenpolitur oder unnütz?
Entsprechend wenig Freude hat Jäggy am Entscheid der Stadt- und Gewerbevereinigung, dass die Läden in der Stadt am 2. Januar öffnen können - wenn sie denn wollen. Mit allen Mitteln werde versucht, die krisenbedingt schlechteren Umsätze des Jahres noch etwas aufzupolieren: «Aber rein betriebswirtschaftlich gesehen bringt weder der 26. Dezember noch der 2. Januar etwas», sagt Jäggi. «An diesen Tagen wollen die Leute nicht shoppen, sondern Zeit mit ihrer Familie verbringen.»
Tatsächlich ists so lange auch nicht her, dass auf der Homepage des Stadt- und Gewerbevereingung zu erfahren war, dass Solothurns Läden an Stefans- und Bärzelistag geschlossen sind. Doch dann kippte Coop - oder Migros, so genau weiss das niemand - und die Diskussion ging von vorne los. «Migros, Coop und Manor Food werden am 26. Dezember öffnen», sagt Willy Reinmann, Geschäftsführer der Stadt- und Gewerbevereinigung Solothurn - der Rest nicht. Den «freigegebenen» 2. Januar wollen laut Reinmann rund 20 Geschäfte nutzen.
Abendverkauf spaltet Geister
Nicht so Daniela Jäggi. Sie werde einzig bei den Sonntagesverkäufen mitmachen, denn auch von den vorverlegten Abendeinkäufen hält sie wenig: Letztes Jahr habe sie sich beteiligt, erzählt sie das Ganze sei aber ein ziemlicher Flop gewesen. «Die Stadt war leer.» Ein Eindruck, den manche teilen, manche auch nicht: Bei Manor war man durch zufrieden damit, sagt Direktor Pierre Monferini. Auch in anderen Punkten geht dieser nicht einig mit der «Cristina's»-Besitzerin.
So ist Monferini ein Verfechter des verkaufsoffenen «Bärzelistags». «Das ist sicher nicht immer sinnvoll», sagt er. «Aber so, wie die Feiertage dieses Jahr liegen, auf jeden Fall.» Stefans- wie Berchtoldstag fallen auf einen Samstag - per se der verkaufsstärkste Tag der Woche. Dennoch war der 26. Dezember für Manor kein Thema: «Das Personal hat eine strenge Zeit inklusive zweier Sonntagsverkäufe in den Knochen, die Leute sollen auch mal ausspannen können.»
In Sachen Öffnungszeiten hat Monferini in seinen eineinhalb Jahren Solothurn eines aber schon gelernt: «Das Thema ist ein wenig heikel.» Als Vertreter der Filialläden und der Detaillisten der Stadt- und Gewerbevereinigung, musste er diesbezüglich schon erste Erfahrungen machen. Momentan laufe diesbezüglich eine Umfrage bei den Mitgliedern der Vereinigung - wahrlich nicht die erste in den letzten Jahren. Das Ziel: «Ein möglichst einheitlicher Auftritt, denn davon könnten alle profitieren.»