Bankettrede von Stadtammann Dr. Marcel Guignard
Liebe Maienzugleute
In den letzten Jahren habe ich immer eine Schönwetter- und eine Schlechtwetter-Rede vorbereitet.
Dieses Jahr habe ich noch zwei zusätzliche Varianten ausgeheckt:
• eine für ein Bankett mit Essen und
• eine für ein Bankett ohne Essen
Ein Bankett mit Essen ist mir natürlich ein besonderes Anliegen gewesen:
Auch wenn die meisten von uns (wie ich) gut genährt sind und eigentlich nicht wegen dem Essen ans Bankett kommen, ist für einen Gastgeber nichts peinlicher, als wenn die Gäste nach dem Festmahl sagen:
nume s'Ässe
händs vergässe!
Ich bin daher sehr erleichtert, dass wir unsere Gäste heuer wieder am gedeckten Tisch begrüssen dürfen.
Zuerst freue ich mich über die vollzählige Aargauer Regierung am Ehrentisch.
Unser Aarauer RR Dr. Urs Hofmann ist so fulminant gestartet und ein so kraftvoller Innenminister, dass ich froh bin, dass er und seine Gattin Monika, sich an vollen Bankett-Tellern stärken können.
Das Gleiche gilt für den Herrn Landammann Roland Brogli und sein Frau Rosmarie und für den zweiten Mitstreiter aus dem Chriesiland, RR Alex Hürzeler und seine Partnerin Simone Stöckli.
Hoffen wir, dass es ihm bald gelingen wird, aus der Mischung von Kleeblatt und Kaktus ein süsses Chriesi zu machen.
Ebenso herzlich willkommen heissen wir den "weisen Regierer" aus Baden mit seiner Eva.
Er hat bei der Einweihung seiner über 100 Kreisel wahrscheinlich so viel zu essen bekommen, dass er letztes Jahr den leeren Teller am Bankett gar nicht bemerkt hat.
Nur nebenbei gesagt, freuen wir uns auf die baldige Inbetriebnahme von 2 weiteren Kreiseln auf Aarau-er Boden, in der Telli und am Knoten Weinberg.
Bei der neuen Gesundheitsdirektorin, RR Susanne Hochuli, gehe ich davon aus, dass sie mit einem PS von Reitnau nach Aarau gekommen ist und ihr "Ross" jetzt auf der Weide im Rathausgarten sein eigenes grünes Bankett geniesst.
Ihrem Departement hat der Stadtrat zu verdanken, dass er über Nacht weltberühmt worden ist.
Was die WHO für die grosse, weite Welt verfügt hat, ist in Aarau konsequent umgesetzt worden: Die Quarantäne in Form von Hausarrest für den Stadtrat.
Diese Quarantäne ist zum Glück schon bald wieder aufgehoben worden, und es ist auch nicht vorgesehen, dass der Stadtrat wegen Wahlfieber wieder unter Hausarrest gestellt werden wird.
Gerade dieses Wahlfieber trägt aber mit dazu bei, dass das Urteil des Blicks, Aarau sei vor Zürich die langweiligste Stadt, auf schwachen Füssen steht.
Für uns Aarauerinnen und Aarauer ist mit dieser Umfrage auch sonst klar geworden, dass die Blickleserinnen und -leser nicht immer Recht haben.
Im Gegenteil! In unserer Stadt ist viel in Bewegung:
• Der neue Bahnhof wächst täglich in die Höhe,
• nach überwältigender Zustimmung an der Urne erwarten wir freudig das Herannahen des Wolkendaches über dem Busbahnhof,
• demnächst wird das Kasernenparking den "Auto-Mobilen" die Alt- und Innenstadt näher bringen und
• mit der öffentlichen Auflage der Planwerke Torfeld Süd nähern wir uns mit einem Schritt der Eröffnung eines neuen Stadions.
Dazu kommt, dass wir Aarauerinnen und Aarauer mit Rohr schon bald eine Blutauffrischung erhalten werden.
Am 1. Jänner ist es soweit: Rohr und Aarau sind eins und, nachdem die Wettinger keine Städter sein wollen, auch die grösste Stadt im Kanton.
Darauf freue ich mich besonders, und ich begrüsse darum herzlich am Bankett Frau Gemeindeammann Regina Jäggi, die Gemeinderätin Hanna Weiersmüller und Gemeinderat Raymond Christen mit Gattin Christa zum letzten Mal als Gäste.
Ich meinte, es wäre sogar langsam an der Zeit, die Familie noch etwas zu vergrössern und zu verjüngen, damit wir alle zusammen stärker werden - z.B. im nationalen Standortwettbewerb.
Mitgerissen von der Festlaune und darum etwas übermütig würde ich (entgegen aller political correctness) gerne auch die Buchser, Suhrer, Entfelder, Erlinsbacher, Küttiger, Bibersteiner und die acht weiteren Gemeinden, die gemäss Bund zu unserer Agglomeration zählen, einladen, sich zu überlegen, ob nicht auch sie mit uns eine Familie gründen möchten.
Dass Mitglieder z.B. einer "IG echt Suhr" das anders sehen, ist ihr gutes Recht und hat mich auch nicht "echt suuhr" gemacht.
Freuen würde es mich aber trotzdem, wenn wir über die Vor- und Nachteile einer Heirat unvoreingenommen eine ernsthafte Debatte führen könnten.
Das neue Eherecht zeigt doch, dass man heute hei-raten kann, ohne die Identität und den Namen aufgeben zu müssen.
Wie auch immer diese Geschichte ausgeht: Die Delegationen unserer Nachbardörfer sind uns auch in Zukunft am Maienzug immer herzlich willkommen.
Wer erkennt, dass alles im Fluss bleiben wird, selbst unsere wohl gepflegte Staatsform der Demokratie, wird mit Interesse mitverfolgen, was im Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) passiert.
In diesem Zusammenhang komme ich gerne auf unsere besonderen Ehrengäste des Stadtrates am Maienzug 2009 zu sprechen, nämlich
• den Rektor der Uni Zürich, Herr Professor Dr. Andreas Fischer, der sich leider kurzfristig hat entschuldigen müssen, und
• den Direktionspräsidenten der Fachhochschule Nordwestschweiz, Herr Professor Dr. Richard Bührer, den ich hiermit herzlich begrüsse und willkommen heissen möchte.
Das Engagement dieser beiden Hochschulen, zusammen mit dem Kanton und der Stadt, in der Blumenhalde verleihen der Kantonshauptstadt Glanz und Flügel. Damit ist Aarau Werkplatz und Denkplatz.
Nicht nur als Mitglied des Fachhochschulrates der FHNW, nicht nur als Ständerätin und nicht nur als ehemalige Aarauer Seminaristin, sondern als eloquente Festrednerin an der perfekten Tellifeier begrüssen wir alle herzlich Christine Egerszegi und danken ihr für das Kommen und die farbige Rede.
Farbig ist wie immer auch das Programmheft. Wir danken Lionel Keller für seine Illustration des Titelbildes mit einem Sujet, das politischen Insidern und vielen Maienzüglern bekannt vorkommt, und Lea Spörri und Johannes Rüesch danken wir für die professionelle "Ufmachig".
Für Farbenpracht haben auch dieses Jahr wieder die Brunnen-Blumen-Frauen gesorgt, auch Ihnen ein grosses Dankeschön.
Dass sich der Kantonsschüler Andres Meier mit der Geschichte unseres Maienzuges auseinandergesetzt hat, ist in unserer schnelllebigen und oft von Vergesslichkeit geprägten Zeit besonders zu verdanken.
Auf seine Frage im Titel "Und nochmals 400 Jahre?" rufen wir ihm selbstverständlich ein überzeugtes JA zu.
Vergessen wir nicht, dass der Maienzug mit dem Einsatz von sehr vielen Leuten steht und fällt. Ihnen allen danke ich im Namen des Stadtrates herzlich für Ihren unermüdlichen und kreativen Einsatz:
• den Schulen, der Lehrerschaft und den Schulleitungen - was wäre der Maienzug ohne die Kinder und Jugendlichen!
• der "Bell-geprüften" Maienzugkommission unter der umsichtigen Leitung von Stadtrat Ruedi Zinniker, die sich dieses Jahr voll rehabilitiert hat,
• den Pontonieren, welche wie immer den behinderten Kinder die Teilnahme am Umzug ermöglicht haben und
• den Männern des Stadtbauamtes und der Polizei.
Zum Schluss erhebe ich meinen Becher auf Euch alle:
Möge auch der Maienzug 2009 in Euren Herzen haften bleiben als das Fest, wo man sich in Harmonie und vollen Bäuchen findet und nur an eins denkt:
Der Maienzug ist der schönste Tag im Aarauer Jahr!