Klemenz Marti
Bank mit einem Muni bedroht

Seit zwei Wochen zieren grosse Plakate Klemenz Martis Kuhweide in Bettlach. Er beschuldigt die UBS in Grenchen, «einige Betrüger und Vaganten» in ihren Reihen zu haben. Als er der Bank letzte Woche mit dem Zuchtmuni drohte, erhielt er Besuch von der Polizei.

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Klemenz Marti

Klemenz Marti

Solothurner Zeitung

Daniela Deck

«Der Polizist wollte wissen, ob ich tatsächlich mit dem Muni zur Bank will. Ich will. Jedenfalls schliesse ich das nicht aus.» Klemenz Marti erklärt, dass er den Muni, «ein liebes Tier», zuerst ans Halfter gewöhnen werde. «Dann muss ich mir die Tür der Schalterhalle ansehen. Nicht, dass er darin steckenbleibt.»

Der streitbare Bettlacher Landwirt macht nicht zum erstenmal mit unkonventionellen Methoden auf sich aufmerksam. Vor 19 Jahren zog er mit Stieren und seinen Kindern zum Schwimmbad Grenchen. Mehrere Tage lang protestierte er gegen den Zerfall des Fleischpreises. «Am Anfang hat alles gelacht. Heute gibt es hier in Bettlach noch Leute, die mich auf die damalige Aktion ansprechen. Vergeblich sei diese nicht gewesen, ist Marti überzeugt. Sie sei ein Teil der Proteste gewesen, die zur Einführung der Direktzahlungen geführt hat.

Streit um Aktienpaket

Jetzt geht es wieder um Geld. Diesmal hat die UBS-Filiale Grenchen Martis Zorn auf sich gezogen. Er beschuldigt die Bank, drei Viertel einer «risikoarm» angelegten Summe in den Sand gesetzt zu haben. Es handle sich um ein Kapital von mehreren hunderttausend Franken. Das Geld stamme aus dem Verkauf einer Parzelle Industrieland im November 2005.

«Ich habe dem Vermögensberater gesagt, der mich besuchte, dass ich keine Aktien will. Daran hat sich die Bank nicht gehalten.» In einem Schreiben vom 7. Juli letztes Jahr beschuldigt Marti die Bank, am 28. Dezember 2007 «eigenmächtig 402 UBS-Namenaktien» angekauft zu haben. Dieses Jahr, am 11. Juni, wirft er der Bank vor, ihn «mehrmals belogen und abgewimmelt» zu haben. Schliesslich habe er letzte Woche ein «Ultimatum» gestellt. In dem Schreiben lässt sich nachlesen: «Da es auf Weihnachten zu geht, möchte ich nicht mit leeren Händen da stehen. Ich werde somit meinen eine Tonne schweren Zuchtmuni mitbringen.» Marti grinst. «Ich hatte noch nie so schnell eine Reaktion von der UBS wie auf diesen Brief.»

UBS dementiert grossen Verlust

Bei der UBS ist man überzeugt, dass in der Kundenbeziehung zu Klemenz Marti alles seine Richtigkeit hat. Die Bank gibt schriftlich Auskunft, weil Marti das ausdrücklich wünscht. Gemäss UBS beläuft sich Martis Verlust auf «knapp zehn Prozent» und nicht auf drei Viertel des Kapitals. Auf Nachfrage präzisiert Firmensprecher Dominique Gerster: «Das Profil des Kunden war auf geringes bis mittleres Risiko ausgelegt. Da liegt dieser Verlust völlig im Rahmen.» Zum Vergleich weist er darauf hin, dass der SMI (Swiss Market Index) in derselben Zeitspanne ein Drittel verloren habe.

Die Bank schreibt, dass der Grossteil des Kapitals in strukturierten Produkten und Fonds angelegt worden sei, in denen «geringe Aktienanteile» enthalten waren. Es habe keine direkte Anlage in Aktien gegeben. Das Paket der 402 UBS-Namenaktien sei dem Kunden aber tatsächlich geliefert worden. Es sei als Option in einem strukturierten Produkt enthalten gewesen. Die Option sei zum Tragen gekommen, weil der UBS-Aktienkurs unter eine bestimmte Barriere fiel. Inzwischen habe die UBS mit Klemenz Martis Anlagen nichts mehr zu tun, schreibt die Bank weiter. Die Depotwerte seien auf Wunsch des Kunden an eine andere Bank transferiert worden.

Polizei will vermitteln

Bei der Kantonspolizei in Grenchen, die dem Landwirt letzten Freitag einen Besuch abstattete, betont Postenchef Daniel Dick: «Wir haben in dieser Sache allenfalls vermittelnde Funktion. Es liegt dazu keine Anzeige vor.» Zu den drei handgeschriebenen Plakaten auf Martis Mutterkuhweide will Dick sich nicht äussern. Ihm seien keine Plakate bekannt.

Wie die Nachfrage bei der Kantonspolizei zeigt, will die UBS-Filiale Grenchen offenbar kein Verfahren wegen Verleumdung gegen den Landwirt anstrengen. Dabei käme ein solches Marti nicht ungelegen, wie er sagt. Von sich aus will er die Bank nicht einklagen. «Ich will denen nicht den Persilschein liefern», begründet der Landwirt. Er argwöhnt, dass die Justiz rund um diese Grossbank nicht frei sei von Klüngelei.