In der Pneumologie des Kantonspitals Aarau profitieren Patienten mit Lungentumoren, Atemnot und Husten von modernsten Diagnose- und Therapieverfahren
Ursula Känel Kocher
Guido Meier*, 53 Jahre alt und seit seiner Jugend starker Raucher, ist beunruhigt: Seit ein paar Wochen hat er verstärkten Husten mit Auswurf, manchmal sogar mit Blut vermischt. Der Hausarzt röntgt seine Lunge, entdeckt eine Verschattung – und schickt Guido Meier mit dem Röntgenbild in die Pneumologie ins Kantonsspital Aarau. Verdacht: Lungentumor.
«Patienten wie Guido Meier werden uns häufig zugewiesen», sagt Sarosh Irani, seit Ende 2009 Chefarzt der Pneumologie und Privatdozent. Im Vergleich zu früher stünden heute verschiedenartige, moderne Diagnostik-möglichkeiten zur Verfügung.
Die Ultradünn-Bronchoskopie ist für Guido Meier der erste Schritt Richtung Gewissheit. Dabei wird ein flexibles Instrument in der Form eines Spaghettis durch die Nase in die Lungen geschoben und eine Gewebeprobe der verdächtigen Stelle entnommen. Diese wird vom Pathologen als Tumorgewebe identifiziert. Guido Meier wird darauf zu einer speziellen Computertomographie angemeldet, bei der ihm ein Kontrastmittel gespritzt wird, das allfällige Ableger an anderen Körperstellen sichtbar macht. Er hat Glück: Der Tumor hat sich noch nicht ausgebreitet.
Die Lungenspiegelung sei heute nicht mehr mit früher zu vergleichen: «Hantierte man damals vor allem mit starren, unhandlichen Geräten, verfügen wir heute am Kantonsspital Aarau über eine Vielzahl verschiedener Instrumente, die auch in Spezialsituationen, beispielsweise bei verengten Atemwegen oder bei Tumoren im Bereiche sehr kleiner Atemwege, eingesetzt werden können.»
Zudem könne man mit diversen technischen Möglichkeiten während der Lungenspiegelung nicht nur Diagnosen stellen, sondern therapeutische Interventionen durchführen; etwa durch die Einlage von so genannten «Stents» verengte Atemwege wieder durchgängig machen oder Blutungen in den Bronchien stillen.
«Ultraschall oder Thorakoskopie sind weitere Möglichkeiten, um das Brustfell wie das Lungenfell zu untersuchen – ohne dass dafür Röntgenstrahlen notwendig sind», sagt Sarosh Irani. Diese Methoden werden auf der Lungenabteilung des Kantonsspitals Aarau oft eingesetzt und erfolgen unter lokaler Betäubung, sind minimal-invasiv und meist ambulant möglich. Irani: «Ein grosser Fortschritt zum Wohl des Patienten.»
Welches diagnostische Verfahren gewählt wird, ist von Patient zu Patient verschieden. «Möglichst schonend und schnell», lautet dabei das Motto. «Unser Ziel ist, dass wir dem Patienten innert zweier Tage eine Diagnose stellen und ihn dann auch gleich über den weiteren Ablauf informieren können», sagt Sarosh Irani.
Entscheide, die er nie alleine von seinem Schreibtisch aus fälle, sondern stets gemeinsam im Team: An einer «interdisziplinären Konferenz» sitzen Röntgenspezialisten, Strahlentherapeuten, Pneumologen, Chirurgen und Nuklearmediziner ein- bis zweimal wöchentlich zusammen und legen für jeden Patienten das Vorgehen fest. Sie besprechen dabei Fragen wie: Wann und wie wird operiert? Ist eine Bestrahlung nötig? Braucht der Patient eine Chemotherapie?
Guido Meier liegt zehn Tage später auf dem Operationstisch. Da sich der – frühzeitig entdeckte – Tumor auf einen Lungenbezirk beschränkt, benötigt er im Nachgang keine Bestrahlung und kann bereits ein paar Tage später nach Hause gehen. Mit dem dringenden Rat von Sarosh Irani in der Tasche, künftig von Zigaretten zu lassen.
Die Pneumologie des Kantonsspital Aarau wird aber nicht nur von Patienten mit Lungentumor aufgesucht. «Häufig sind auch Symptome wie Atemnot, Husten oder Schmerzen beim Atmen», so Irani. Rolf Fischer* zum Beispiel, ein älterer, übergewichtiger Mann, leidet seit mehreren Monaten an einem hartnäckigen Husten. Er macht im Funktionslabor der Pneumologie einen Allergietest, der aber nichts Konkretes ergibt. «Im Gespräch und durch weitere Untersuchungen haben wir dann herausgefunden, dass der Husten durch aufsteigende Magensäure ausgelöst wird», sagt Sarosh Irani. Dank Medikamenten, die die Magensäure hemmen, sei dieses Problem einfach gelöst worden.
Etwas länger dauerte es bei Gabi Speicher*: Die 40-Jährige litt seit zwei Monaten an Atemnot. Der Hausarzt hatte bei der Untersuchung des Blutes Entzündungsanzeichen festgestellt. Gabi Speicher absolvierte im Funktionslabor einen Lungenfunktionstest, der zeigte, dass die Lunge zu wenig Sauerstoff aufnehmen kann. Anhand einer Lungenspiegelung und -Spülung stellt sich letztlich heraus, dass Gabi Speicher auf den Papagei, den sie von ihrer verstorbenen Mutter übernommen hatte, allergisch reagiert. Schweren Herzens trennt sie sich vom Vogel.
Das Funktionslabor ist eines der «Herzstücke» der Abteilung für Pneumologie: Dort sind Untersuchungen wie Blutgasanalysen, Allergietests, Belastungstests oder auch Lungenvolumenmessungen möglich. «Mit diesen und weiteren diagnostischen Mitteln können wir akute und chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma, Lungenentzündungen oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen erkennen», sagt Sarosh Irani.
*Namen geändert