Die isländische Aschewolke hat Airlines und Flughafenunternehmen an den Anschlag gebracht. Jetzt wollen sie Geld vom Staat für ihre Millionenausfälle. Die Schweiz prüft eine Entschädigung.
Jessica Pfister
Hoffnung für vulkangeschädigte Unternehmen in der Schweiz: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) will abklären, ob sie Kurzarbeitsentschädigungen beantragen können. Es hat dazu einen entsprechenden Brief an die Kantone geschickt. Die betroffenen Unternehmen haben bis zum 16. Mai Zeit, dort ihre Ansprüche zu melden.
Eine Firma, die davon Gebrauch machen will, ist Swissport. «Wir brauchen diese Unterstützung», sagt Vizepräsident Stephan Beerli auf Anfrage. Bei der weltweiten Nummer 1 im Bodenabfertigungsgeschäft haben als Folge der Aschewolke 95 Prozent der Mitarbeiter in Kloten zu Hause bleiben müssen. «Diese Ausfälle müssen kompensiert werden, weil Swissport während dieser Zeit null Einnahmen hatte», so Beerli. Bei Swissport Schweiz rechnet man mit 300 000 bis 400 000 Franken Verlust pro Tag, bei Swissport International liegen die Schätzungen bei 2 Millionen Franken täglich.
Doch wie hoch beziffern andere vulkangeschädigte Unternehmen ihre Schäden und wer hofft auf eine Entschädigung? Eine Übersicht:
Flughäfen
Die Flughafen Zürich AG verzeichnet pro Tag, an dem der Flugbetrieb nicht wie gewohnt läuft, Einnahmenausfälle von rund 2 Millionen Franken. Zusammen mit den betroffenen Partnern und ihren HR-Verantwortlichen habe man sich darauf geeinigt, dass niemand von den betroffenen Mitarbeitenden Ferien beziehen oder Überzeit abbauen müsse, sagt Sprecherin Sonja Zöchling: «Wir sammeln nun die ausgefallenen Stunden und schicken sie in enger Absprache mit dem kantonalen Amt für Arbeit ans Seco.»
Die Verantwortlichen des Flughafens Genf kontaktierten bereits am Samstag das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) und das Seco.
Fluggesellschaften
Die Swiss beziffert den gesamten Verlust im zweistelligen Millionenbereich. «Mit fünf bis sechs Millionen Franken Verlust pro Tag sind wir wahrscheinlich in einer realistischen Grössenordnung», sagt Swiss-CEO Harry Hohlmeister in einem Interview mit der «Rundschau».
Bezüglich Schadenersatzforderungen an den Staat wollte er sich nicht konkret äussern, liess seine Meinung aber durchblicken: «Ich hoffe, dass die Politik, aber auch die Gesellschaft Verständnis dafür hat, dass die Aviatik hier das Risiko nicht alleine tragen kann.»
Reiseveranstalter
TUI Schweiz geht davon aus, dass die Flugausfälle das Unternehmen einige 100000 Franken kosten werden. «Genaue Zahlen können wir erst nennen, wenn die Verhandlungen mit Reiseversicherungen, Airlines und Hotels abgeschlossen sind», sagt Geschäftsführer Roland Schmid. Der gesamte TUI-Konzern rechnet mit Kosten von rund 33 Millionen Schweizer Franken. Bei Kuoni spricht man von einem «überblickbaren Schaden». «Die Mehrheit der Kunden, deren Flüge annulliert wurden, buchen neue Ferien», so Peter Brun.
Apropos Ferien: Wer denkt, die Schweizer Hotellerie habe von gestrandeten Passagieren profitiert, täuscht sich. «Während sich am Wochenende Annullationen und gestrandete Gäste die Waage hielten, sieht es diese Woche schlecht aus», so Jörg Arnold, Präsident der Zürcher Hoteliers. Viele Hotels hätten 50 Prozent der Belegung verloren. Auch bei den SBB reibt man sich nicht die Hände. Sprecher Daniele Pallecchi: «Für uns sind die Flugausfälle kein grosses Geschäft, da die ausserordentlichen Aufwände für Personal und Logistik immens waren.»