Focetria ist da, nächste Woche folgt Pandemrix. Damit können die Hausärzte Risikopatienten gegen die Schweinegrippe impfen. Die anderen Berner müssen bis Anfang Dezember warten.
Bruno utz
«Seit Mitte dieser Woche kann den Arztpraxen einer der beiden zugelassenen Impfstoffe und ab nächsten Montag auch der zweite zugestellt werden.» Diese Meldung verbreitete gestern der Kanton Bern. Die Rede ist von Focetria und Pandemrix, den beiden Impfstoffen gegen die Schweinegrippe. Kinder und Erwachsene, die nicht zu den Risikogruppen gehören, müssen warten. Ab Anfang Dezember werde dann genügend Impfstoff zur Verfügung stehen, damit sich die breite Bevölkerung impfen lassen kann, heisst es in der Meldung weiter.
Ist das nicht etwas gar spät, angesichts der ebenfalls gestern vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) via Medien verbreiteten Information, «die Schweinegrippe-Pandemie ist da»? Auf Anfrage widerspricht Kantonsapotheker Daniel Steiner nicht. Mehr wolle und dürfe er dazu aber nicht sagen. Steiner: «Mir wurde ein Maulkorb verpasst.»
Berner impfen in Solothurn
«Ja, Anfang Dezember ist relativ spät», bestätigt hingegen der Allgemeinpraktiker Markus Frey (Herzogenbuchsee) die Behauptung des Journalisten. Er wisse auch, dass viele Mütter aus dem Kanton Bern ihre Kinder in Solothurn impfen liessen. Dort ist der Impfstoff bereits seit Ende letzter Woche vorhanden (wir berichteten). Frey: «Darunter leidet das Vertrauen in den Kanton Bern und in das Gesundheitswesen. Schliesslich ist es auch schwierig für uns Hausärzte, wenn wir den Patienten sagen müssen, wir haben keinen Impfstoff.» Die Hausärzte würden von Telefonanfragen überrannt. «Irrsinnig viele Leute rufen an. Selbst am Abend um 20, 21 Uhr fragen Mütter, was sie tun sollen, ihr Kind habe vermutlich die Schweinegrippe», sagt Frey, der Präsident des ärztlichen Bezirksvereins Oberaargau.
Gestern habe er den für Kinder zugelassenen Impfstoff Focetria erhalten. «Ich informierte umgehend die Mütter von Hochrisiko-Kindern.» Die zehn Dosen werde er innerhalb von zwei Tagen aufbrauchen. Die ihm zustehenden 20 Dosen Pandemrix, sie sind für die erwachsenen Hochrisikopatienten gedacht, hoffe er so rasch als möglich auch noch zu erhalten. «Damit muss ich allerdings auch mein Personal und mich impfen», zeigt Frey die knappe Anzahl Dosen auf.
Milder als normale Grippe
Grundsätzlich empfiehlt Frey zum Schutz gegen die Schweinegrippe normales hygienisches Verhalten sowie regelmässiges Händewaschen und allenfalls einen Mundschutz zu tragen. «Die meisten Leute merken vermutlich gar nicht, dass sie die Schweinegrippe haben. H1N1 verläuft nämlich milder als die üblichen saisonalen Grippewellen.»