Junge rasen, Alte schleichen – so ist das gängige Stereotyp. Doch die neuste Statistik des Bundesamts für Strassen (Astra) zeigt ein anderes Bild: Die grösste prozentuale Zunahme bei den Fahrausweisentzügen ergab sich bei den über 50-Jährigen mit fast 9 Prozent.
Bei den über 70-Jährigen sind es gar rund 15 Prozent (siehe Ausgabe von gestern). Wie ein Blick auf die detaillierten Zahlen zeigt, sind die häufigsten Gründe nicht etwa Fahrunfähigkeit oder Unaufmerksamkeit, sondern erhöhte Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer.
Alkohol am Steuer hat vor allem bei den 70-Jährigen zugenommen: Waren es 2005 noch 222 Auszüge, mussten im letzten Jahr bereits 274 Personen deswegen ihr Billett abgeben. «Bei älteren Menschen gelten zu schnelles Fahren und ein paar Gläser Wein vor der Heimfahrt immer noch als Kavaliersdelikt», sagt Sabine Jurisch
von der Strassenopfervereinigung Roadcross auf Anfrage.
Die Jungen hingegen würden heute mit der 0,5-Promille-Grenze aufwachsen und seien dadurch sensibilisiert. Dass gerade über 70-Jährige sich in den letzten Jahren zunehmend alkoholisiert hinters Steuer setzten, ist auch Thomas Rohrbach vom Astra aufgefallen.
Er gibt aber zu bedenken, dass es hier darauf ankomme, wann und wie häufig die Polizei Kontrollen durchführe: «Am Sonntagmittag ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einen über 60-Jährigen nach einem Mittagessen mit zu viel Promille zu erwischen.» Jurisch von Roadcross fordert nun eine verbesserte Prävention bei den über 50-jährigen Autolenkern. (JEP)