Seit Ende Mai dieses Jahres stehen vor der ehemaligen Militärbaracke in Balsthal ein Fundament und ein Brunnenstock. Der dazugehörige historische Trog aber fehlt, er wurde am helllichten Nachmittag gestohlen – und dank der Aufmerksamkeit von Paul Brunner wieder gefunden.
Peter Wetzel
In Balsthal stellt man sich seit längerem die Frage, wo eigentlich der Brunnentrog ist, der schon seit bald fünf Monaten auf seinem Platz vor der ehemaligen Militärbaracke fehlt. Dieser historische Brunnentrog aus Liesberger Jurakalkstein soll früher im nördlichen Dorfteil gestanden haben und hat vor kurzem eine ungewöhnliche Reise gemacht: Er wurde an einem Nachmittag aufgeladen und abtransportiert. Auf Anfrage bestätigte Bauverwalter Anton Wüthrich, dass der 1800 Kilogramm schwere Trog wohlbehalten wieder in seinem Heimatdorf eingetroffen ist und auf seine Wiedereinsetzung wartet.
Vorerst spurlos verschwunden
Am Tag des Verschwindens machte der Brunnentrog einen kurzen Ausflug nach Péry im Kanton Bern, wo man ihn bereits einen Tag später auf einem Autotransporter entdeckte. Dies dank dem raschen Handeln von Polizei, Bauverwaltung, vor allem aber dank der Aufmerksamkeit des Balsthalers Paul Brunner, Inhaber eines Handwerkbetriebs.
«Mir war die Sache nicht ganz geheuer, als ich am Freitag, den 29. Mai, um etwa 14 Uhr von Mümliswil her nach Balsthal fuhr und kurz nach St. Wolfgang sah, wie zwei Männer im Begriff waren, mit einer Seilwinde den schweren Brunnentrog auf einen Autotransporter zu ziehen», berichtete Paul Brunner. Besonders aufgefallen seien ihm die Thurgauer Kontrollschilder am Auto. Brunner sprach die beiden Transporteure auf ihr Tun an. Doch die hätten auf «ich nix verstehn» gemacht.
Diebe waren schon weg
«Gottlob habe ich noch schnell die Autonummer aufgeschrieben. Ich bin dann zum Bauverwalter Anton Wüthrich gefahren und habe ihn gefragt, ob er den Brunnen verkauft habe.» Wüthrich sei aus allen Wolken gefallen und habe sofort die Polizei benachrichtigt. Wüthrich und Brunner kehrten an den Tatort zurück, mussten aber feststellen, dass der Brunnenraub bereits vollzogen worden war. Die Diebe waren weg mit ihrer schweren Beute. Schon am andern Tag fand die Polizei den Autotransporter, immer noch mit dem Brunnentrog beladen, an einem Strassenrand in Péry. Trotz thurgauischem Nummernschild konnten die beiden Täter, welche ebenfalls aus Péry stammen, gefasst werden. Ein paar Tage später konnte das ungewöhnliche Diebesgut mit einem Lastwagen in Péry abgeholt werden. Seitdem wartet der Brunnentrog darauf, dass er seine ihm zugedachte Funktion wieder aufnehmen kann.
Warum klaut man einen Trog?
Weshalb aber klaut man einen Brunnen? Die Antwort: Vor einem Haus in Péry stand ein Brunnen, welcher unter kantonalem Denkmalschutz stand. Der Besitzer der Liegenschaft verkaufte aber diesen Brunnen. Der Kanton kam ihm auf die Schliche und verlangte den Brunnen zurück. Der schlaue Besitzer heuerte zwei Komplizen an und beauftragte sie mit der Suche nach einem ähnlichen Trog. In Balsthal wurden sie schliesslich fündig.
Zum weiteren Vorgehen sagte Wüthrich: «Wir haben bei der Staatsanwaltschaft Klage eingereicht. Ich hoffe, dass wir wenigstes die durch den Diebstahl entstandenen Kosten von rund 10 000 Fr. zurückvergütet bekommen.» Der Brunnen werde noch diesen Winter am gleichen Ort instand gestellt.