Es gibt ein bestimmtes Körperteil, das in diesem Winter auf jeden Fall bedeckt sein sollte: das weibliche Knie. Am besten bedeckt von Stiefeln, für die es einen Waffenschein braucht.
Wer vor einem Jahr - weit vor der Trendwerdung dieses klischeebehafteten Schuhs - nach Overkneestiefeln suchte, wurde höchstens in gewissen Geschäften fündig, die schon von fern rot leuchteten.
Die Rede ist von Stiefeln bis übers Knie, Overknees genannt. Sie sind der grosse Moderenner in diesem Herbst.
Mittlerweile gibt es die an Catwoman erinnernden Boots mit hohem oder flachem Absatz, in Lack, Wild- oder Glattleder in jedem Schuhdiscounter. Grund dafür sind Stars wie Beyoncé oder Jennifer Lopez, die die langen Schäfte der Overkneestiefel gekonnt nutzen, um ihre weiblich geformten Oberschenkel zu kaschieren.
Auch US-Präsidentengattin Michelle Obama ist dem Trend zum überlangen Stiefel erlegen: Gerade wurde bekannt, dass sie sich von dem französischen Nobelschuhmacher Robert Clergerie ein Paar eigens für sie angepasste schwarze Schaftstiefel mit flachem Absatz hat liefern lassen.
Die neuen «It-Schuhe» haben Killerpotenzial
Die popkulturelle Geschichte des meterhohen Stiefels begann 1961 in der TV-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone». Die willensstarke und emanzipierte Agentin Emma Peel trug Lack-Overknees zu ihrem Agentinnen-Outfit. In dem Schaft des Stiefels versteckte Peel nicht selten einen Revolver, mit dem sie ihren Gegner einschüchterte. Im Kino-Remake der Serie von 1998 verkörperte Uma Thurman die Rolle und brachte die Overknees wieder ins Gespräch.
Doch schon acht Jahre zuvor, 1990, erlangte der Stiefel Leinwandberühmtheit: Regisseur Garry Marshall ließ Schauspielerin Julia Roberts in seiner Kitschkomödie «Pretty Woman» als Prostituierte Vivian Ward den noblen Rodeo Drive entlangstolzieren - in Lack-Overknees mit weit geöffnetem Schaft. Von da an hatte jede Overknee-tragende Frau den Ruf einer Kleinstadtschlampe weg. Doch damit ist jetzt Schluss: Gestiefelte Kater wird man wohl in diesem Winter öfters begegnen. (cls)