Markus Ehrat aus Windisch, der in Dietikon eine Immobilien- und Verwaltungsfirma führt, hat die ehemalige Hug-Fabrik in Dulliken erworben. Dort sollen Miet-Lofts entstehen, ähnlich wie er sie in der alten Spinnerei Kunz in Windisch realisiert hat.
Karin Schmid
Der Betriebsökonom HWV übernahm 1999 das Areal der Spinnerei von der damaligen Oerlikon Bührle AG. Seit 20 Jahren führt Ehrat eine umfassende Immobilien- und Verwaltungsfirma, die vor allem in der Projektentwicklung im Mehrfamilienhaus-Bausektor tätig ist. Heute beschäftigt er sieben Mitarbeiter.
Seine erste Erfahrung mit dem Umbau einer Fabrikliegenschaft machte Ehrat 1994. Er kaufte die rund 40 Jahre alten Gebäude der Firma Grab und Wildi in Urdorf und machte innerhalb der nächsten zwei Jahre das «Loft Village» mit zwölf Eigentumswohnungen daraus. «Dies weckte den Traum in mir, ein altes Fabrikgebäude zu erwerben und in Lofts umzubauen», erzählt Ehrat. Auf der Suche nach einem geeigneten Projekt stiess er auf die nicht mehr in Betrieb stehenden Gebäude der Spinnerei Kunz in Windisch.
Begehrter Wohnraum in der alten Spinnerei
Im Jahr 2000 startete Ehrat die Planung zur Umnutzung des Areals in Lofts. «Meine Idee, die Räume als Fläche zu verkaufen und die Gestaltung des Endausbaus den Käufern zu überlassen, fiel auf fruchtbaren Boden», erinnert er sich. Am
Mitte der 1930er-Jahre entstand am Bahnhof Dulliken eine Zweigniederlassung der Schuhfabrik Hug & Co AG. Der parallel zu den Bahngleisen stehende, lang gestreckte Bau überzeugte durch seine klare, architektonische und funktionelle Gestaltung und gehörte zu den bedeutendsten Industriebauten im Kanton Solothurn. 1965 verzeichnete die «Hugi» 389 Arbeitsplätze und galt als einer der grössten Arbeitgeber der Region. 1978 wurde die Fabrik stillgelegt. (mas)
Zehn Lofts auf vier Vollgeschossen mit 3000 m2 Fläche. Die Westseite der Fabrik wurde früher als Parkplatz genutzt und ist heute als Park mit Magerwiese und Schatten spendenden Obstbäumen gestaltet. Im Gebäude der Spinnerei II sind auf vier Vollgeschossen und im Dachgeschoss 14 Lofts untergebracht. Nebst privaten Kellerabteilen ist im Untergeschoss die Heizzentrale untergebracht. Die Spinnereigebäude I bis V werden ökologisch mit einer Grundwasserwärmepumpe beheizt. Die alte Werkstatt bietet Wohnraum für neun Parteien auf drei Etagen, das 1921 erstellte Feuerwehrhaus einer Partei auf rund 180 m2 Wohnfläche.
Loft-Mieter in Dulliken reden beim Ausbau mit
Die ehemalige Hug-Schuhfabrik in Dulliken hat Ehrat in einem internen Konkursverfahren gegen die bisherige Eigentümerin Adcasa AG, Olten, ersteigert. Das marode, grüne Gebäude an der Bahnlinie zwischen Olten und Aarau ist Ehrats drittes Fabrikumbauprojekt und das erste in der Region Olten. «Das hat mit dem Fahrweg zu tun. Olten-Aarau ist für mich streckenmässig die Grenze.» Bisher war er vor allem im Limmattal tätig, kam in der jüngeren Vergangenheit
jedoch immer mehr in Richtung Aargau. «Das Hugi-Gebäude ist - obwohl an der Aare und in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten - nicht so schön gelegen wie die Spinnerei.» Deshalb will er die Lofts in Dulliken nicht verkaufen, sondern vermieten. «Mittel- bis längerfristig überlegen sich die Leute, wo sie wohnen wollen. Flexibilität und eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr direkt vor dem Haus sind wichtig. Das bietet Dulliken.» Mit dem Angebot wolle man vor allem Singles und Paare mit zwei Einkommen und ohne Kinder ansprechen, «obwohl auch genug Platz für Familien vorhanden ist. Für diese Zielgruppe wurde bisher nie etwas gebaut in der Region Olten.»
Ehrat, der für jedes Bauprojekt einen Architekten hinzuzieht, will in Dulliken vier Meter hohe und rund 140 m2 grosse, querseitig unterteilte 21⁄2- oder 41⁄2-Zimmer-Wohnungen mit einem Schlafraum, einem grossen Wohnraum, einer Nasszelle und einer Küche anbieten. «Sie könnten nutzbar sein als Wohnraum oder abgetrennt als Wohn- und Arbeitsraum. Über den Ausbau könnte der Mieter entscheiden.» Ehrats Plan ist eine externe Erschliessung mit Schaffung einer Balkonsituation. Die monatlichen Mietzinsen werden bei etwa 2200 Franken liegen.
Bezugsbereit ab Herbst 2011
Zurzeit ist Ehrat mit einem Architekten an der Entwicklung eines konkreten Loft-Projekts. Renoviert werden soll in Dulliken die ganze Gebäudehülle mit Dach, Fenstern und Fassade. Viel Arbeit wird vor allem die Betonsanierung geben, da einige Stützen gerostet sind. Dann ist der Wohnungsaufbau mit Brüstungsisolation an der Reihe.
Laut Ehrat sollen 40 bis 50 Wohneinheiten entstehen. «Der Denkmalschutz will, dass das Haus wie früher aussieht. Das will ich auch. Wenn man Ja zu einem Gebäude sagt, muss man mit seiner Geschichte so umgehen, dass es nach dem Umbau aussieht wie vorher. Das ist eine Gratwanderung.» Die nahezu 3 Meter hohen Fenster sollen künftig den Charakter bilden. Ziel ist es, mit dem Umbau im Herbst 2010 zu beginnen, damit er ein Jahr später bezogen werden könnte. Das ist jedoch noch Zukunftsmusik. «Die Planungsphase hat gerade erst begonnen», betont Ehrat.