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300 Millionen für regionale KMU

Das vom Landrat geschnürte Energiepaket birgt für die Regio-Wirtschaft ein Auftragspotenzial von 300 Millionen Franken. Profitieren dürfte vor allem das Schreiner-, Maurer- und Dachdeckergewerbe.

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bz Basellandschaftliche Zeitung

Hans-Martin Jermann

Es ist eine Erfolgsgeschichte in der Baselbieter Energiepolitik - und ein gelungenes, in unserem Kanton (noch) seltenes Beispiel, wie Wirtschaft und Umweltschutz Hand in Hand gehen können: Das neue Förderprogramm für energieeffiziente Gebäudesanierungen. Vor zwei Wochen hat es der Landrat ohne Gegenstimmen genehmigt, gestern hat Regierungsrat Jörg Krähenbühl die Eckwerte zum neuen Energiepaket bekannt gegeben, das am 1. Januar startet. «Bei mir ist die Freude sehr gross», kommentiert Krähenbühl das vorgezogene Weihnachtsgeschenk für die Hauseigentümer.

Hintergrund des Programms sind die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft; ihnen müssen bis 2050 sämtliche Altbauten im Kanton genügen. Ein ehrgeiziges Unterfangen, bedenkt man, dass die vor 1990 erstellten Gebäude bis zu drei Mal mehr Energie pro Quadratmeter Wohnfläche benötigen als heutige Neubauten. Hier setzt das zehnjährige Förderprogramm an: Mehr als die Hälfte der gesprochenen 50 Millionen Franken hat der Kanton zur Unterstützung energetischer Altbausanierungen reserviert. Neben diesem Schwerpunkt steckt der Kanton aber auch Millionen in die stärkere Förderung von Neubauten im Minergie-P-Standard sowie in die Aufstockung der ebenfalls bestehenden Förderung der umweltfreundlichen Wärmeproduktion.

100 neue Arbeitsplätze pro Jahr

Die finanziellen Dimensionen sind gewaltig: Neben den 50 Millionen des Kantons soll nochmals dieselbe Summe vom Bund - aus der Teilzweckbindung der CO2-Abgabe - ins Förderpaket einfliessen. Total sind es also 100 Millionen Franken bis Ende 2019. Laut Jörg Krähenbühl könnten die Fördergelder in der regionalen Wirtschaft ein Auftragsvolumen von 300 Millionen Franken auslösen. Hauptnutzniesser seien das Schreiner-, Maurer- und Dachdeckergewerbe sowie Energie-Dienstleister, sagt Christoph Buser, Leiter KMU-Förderung bei der Wirtschaftskammer. Auch die mögliche Wirkung auf die Beschäftigung ist beeindruckend: Laut Forschungsinstitut Infras könnten die Fördergelder pro Jahr 100 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze generieren. «Das Programm kommt zum richtigen Zeitpunkt», sagt Kantonalbank-Chef Beat Oberlin mit Verweis auf die schlechten Konjunkturprognosen für die Bauwirtschaft.

Fragt sich nur, ob von den kantonalen Fördergeldern auch tatsächlich Baselbieter KMU profitieren. Denkbar wäre, dass die Hauseigentümer die Aufträge für Gebäudesanierungen grösstenteils ins Ausland vergeben, wo das Lohnniveau tiefer ist. KMU-nahe Politiker im Landrat hatten deshalb überlegt, ins Programm eine Bestimmung zur Bevorzugung heimischer Betriebe einzubauen. Dies hat sich indes als kaum praktikabel erwiesen. Für Beat Oberlin ist eine solche Bestimmung auch gar nicht nötig: «Die Unternehmen in der Region sind sehr kompetitiv.»

«Wir werden von Anträgen überhäuft»

Die Zuschüsse an die Investitionen, von denen die Hauseigentümer bei Altbausanierungen profitieren, liegen je nach Projekt zwischen 20 und 25 Prozent. Energiedirektor Krähenbühl ist überzeugt, dass der Anreiz, den der Staat mit den Fördergeldern schafft, genügend gross ist: «Die Hauseigentümer warten auf dieses Programm. Im ersten Jahr werden wir sicher von Anträgen überhäuft werden.» Bankchef Oberlin teilt diesen Optimismus: Im Baselbiet werde derzeit auch ohne solche Anreize sehr viel umgebaut.

Die Investitionsbeiträge werden nach dem Prinzip «S het solang s het» vergeben, betont Krähenbühl. Der Kanton sorge aber schon dafür, dass nicht gleich im ersten Jahr 30 Prozent der Fördergelder ausgeschüttet werden. «Wir müssen jetzt zuerst schauen, wie das Projekt anläuft», betont Krähenbühl.

Damit Private in den Genuss der Förderbeiträge kommen, müssen sie einen offiziellen Energieberater beiziehen. Der Kanton erstattet aber je nach Sanierungsgrad zwischen 50 und 80 Prozent der Beratungskosten an den Bauherrn zurück. Krähenbühl versichert, dass höchstens ein Prozent der gesamten Investitionskosten für diesen Coach aufzuwenden sei. Es werde also kaum Geld für die Verwaltung des Projekts verschwendet, stellt Krähenbühl klar.