Bezirksgericht
210 Einbrüche in 31 Monaten: Fünf Jahre Knast für dreisten Räuber

Rund 1 Million ist bei seinem Beutezug durchs Land zusammengekommen und Schäden von fast 800 000 Franken waren hinterlassen worden. Das Bezirksgericht Zurzach schickt nun den Kosovo-Albaner für fünf Jahre hinter Gitter. Und nach der Strafverbüssung muss er die Schweiz verlassen.

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Einbruch

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Keystone

Rosmarie Mehlin

Es geht laut zu und her im Gerichtssaal. Der Angeklagte nämlich ist schwerhörig, und obwohl er auf seinem Sünderstuhl direkt vor die Nase von Gerichtspräsident Cyrill Kramer gerückt ist, muss dieser seine Fragen sehr laut stellen und mehrfach wiederholen. Der 46-jährige Kole seinerseits feuert seine Antworten ab wie ein knatterndes Maschinengewehr.

1983 war er aus dem Kosovo hierher gekommen, hatte gearbeitet, 1993 eine Schweizerin geheiratet und sich sechs Jahre später von ihr scheiden lassen. Fast gleichzeitig hatte Kole seine Arbeit und die Aufenthaltserlaubnis verloren. Ohne festen Wohnsitz hatte er sich fortan abwechselnd im Ausland und in der Schweiz aufgehalten und war hier schon bald von vier Landsleuten angeheuert worden.

In wechselnder Besetzung - mal zu zweit, mal zu dritt oder zu viert - war man auf Beutezüge kreuz und quer durch die Deutschschweiz gezogen. Dabei hatte sich Kole vor allem als Chauffeur betätigt und Schmiere gestanden. Aber auch seine Muskelkraft war gefragt, wenn es galt, einen Tresor abzutransportieren und diesen im Wald mit Brachialgewalt zu öffnen. Und das war häufig der Fall.

In Rietheim gefilmt

Denn die Diebesbande hatte sich auf Einkaufszentren, Kioske, Bahnhöfe und Tankstellen spezialisiert. 210 Einbruchdiebstähle, begangen zwischen Anfang August 2005 und März 2008, wurden der Bande schliesslich zur Last gelegt. Beute im Wert von über 1 Million Franken hatte sie dabei gemacht und Sachschäden für gut 788000 Franken verursacht. Koles Komplizen wurden in anderen Kantonen vor Gericht gestellt.

Weil die erste seiner Taten ein Einbruch in eine Sammelgarage in Rietheim war, musste Kole sich vor Bezirksgericht Zurzach verantworten. Ausgerechnet jenen Einbruch in Rietheim hat er allerdings bestritten. Aber Kole war von einer Überwachungskamera gefilmt worden, wie er in jener Garage ein Auto knackte und damit weggefahren war. Das Fahrzeug war später in Turgi aufgefunden worden.

Die Entwendung von Motorfahrzeugen zum Gebrauch - 75 an der Zahl - stand ebenfalls in Koles Sündenregister und auch der betrügerische Missbrauch von Datenverarbeitungsanlagen, hatte er doch mit erbeuteten Kreditkarten getankt und Geld aus Automaten gezogen - oder solches zumindest versucht. Die Aussagen der Mittäter hatten Kole schwer belastet. Einige der ihm zur Last gelegten Taten allerdings bestritt er.

1999 erstmals vor Gericht

Der 46-Jährige hatte bereits 1999 erstmals wegen Einbruchdiebstahls vor Gericht gestanden: In Olten hatte er vier Monate kassiert, später in Morges zwei Monate und 2002 in Wil SG 27 Monate. Aus unerfindlichen Gründen allerdings war diese Strafe noch nicht vollzogen gewesen, als Kole Anfang März 2008 der Polizei ins Netz ging. Inzwischen hat er den grössten Teil jener 27 Monate verbüsst. Jetzt gesellen sich allerdings fünf Jahre dazu: So viel hat das Bezirksgericht Zurzach Kole aufgebrummt. Obwohl er von den meisten der bestrittenen Delikte freigesprochen wurde, ist die Liste der Schuldsprüche von imposanter Länge.

Der Staatsanwalt hatte 6 Jahre gefordert, die Verteidigerin 3 Jahre, eventuell teilbedingt. Wenn Kole, zusammen mit der Strafe des Wiler Gerichts, insgesamt 81⁄4 Jahre im Gefängnis sitze, koste das - so die Verteidigerin - den Steuerzahler weit über 1 Million: «Auf keinen Fall braucht es so viele Jahre, um das Rachebedürfnis zu befriedigen.» Darauf konterte der Staatsanwalt, Kole habe schliesslich seinerseits die Schweizer Wirtschaft um fast 2 Millionen geschädigt . . . So sicher wie das Amen in der Kirche ist jedenfalls, dass der Kosovo-Albaner nach Verbüssung der Strafe umgehend und ohne Retourticket ins Flugzeug mit Ziel Priština gesetzt wird.