«Das gab es noch nie», sagen die Weinbauern zum Jahrgang 2009: Eine Grossernte wie im Vorjahr, eine Qualität fast wie 2003. Diese Kombination führt zu Superlativen, «das ist phänomenal», sagt der Aargauer Rebbaukommissär Peter Rey.
Hans Lüthi
Das mit grosser Spannung erwartete Gesamtresultat für den Aargauer Wein 2009 ist jetzt da. Doch zuerst müssen die Rebbauern in der Krone Lenzburg ausharren, bis Peter Rey die Zahlen präsentiert: Auf den gegen 400 Hektaren Fläche sind dieses Jahr 2,9 Millionen Kilogramm Trauben geerntet worden, nur 42 000 Kilogramm weniger als bei der Grossernte des Vorjahres. Das gibt viel Wein, gegen 24 000 Hektoliter oder 15 Prozent mehr als im Mittel der letzten zehn Jahre. Und: Die seltene Süsse der Trauben wird jetzt amtlich belegt, denn die Fachstelle für Weinbau kontrolliert Menge und Qualität, bis alle Zahlen auf dem Tisch liegen.
1390 Wägungen über 100 Öchsle
Das Jahr 2009 überrascht mit einigen Rekorden, dank ausgezeichnetem Wetter mit viel Sonne und Regen - und einer professionellen Arbeit in den Rebbergen. Von den positiven Seiten des Klimawandels profitierten die Rebbauern, betonte Rey. Der gemeldete Rekord ist mit 116 Öchsle in Oberflachs erreicht worden, kantonsweit gab es 1390 Wägungen von über 100 Öchsle. Bei der Hauptsorte Blauburgunder mit 1,5 Millionen Kilogramm stieg der Durchschnitt auf 101 Öchsle (Vorjahr 90, 2003 rund 105).
Bei der weissen Hauptsorte RieslingxSylvaner kamen 752 700 Kilogramm in die Trotten, mit einem Durchschnitt von 82 Öchsle (Vorjahr 76, 2003 rund 87 Öchsle). Von den fast 60 weiteren Traubensorten stechen mit Mengen von 58 000 bis 21 000 Kilogramm Garanoir, Sauvignon blanc, Chardonnay, Pinot gris, Regent, Kerner, Malbec, Cabernet Dorsat und Zweigelt ins Auge.
Intensive Pflege der Jungweine nötig
Schon bei der Begrüssung von gegen 100 Rebbauern meinte ein strahlender Präsident Peter Wehrli vom Branchenverband Aargauer Wein: «Freude herrscht, weil es nur sechs Jahre nach 2003 schon wieder einen derart aussergewöhnlichen Jahrgang gibt.» An der Herbstversammlung ging es neben dem geselligen Beisammensein um die üblichen Geschäfte, von der Werbung im nächsten Jahr bis zu den ersten Erfahrungen mit den Jungweinen.
Diese können die Kelterer übrigens nicht einfach in den Fässern liegen lassen, in der Meinung, von 2009 komme automatisch ein hervorragender Wein in die Flaschen. Es braucht die ständige Beobachtung, bei nötigen Eingriffen oder Unsicherheiten empfahl Vorstandsmitglied Urs Gasser, Präsident der AOC-Kommission, sich an einen Kollegen oder den Verband zu wenden. Von der eidgenössischen Forschungsanstalt für Weinbau sei keine Hilfe zu erwarten.
Überigens steht der Aargauer Weinbau vor einem Höhepunkt des Jahres: Spitzenkoch Harry Pfändler vom Gasthaus Bären in Birmenstorf stellte die Weingala als einen «Genuss hoch zehn» vor. Mit gegen 500 Gästen wird der Anlass nächsten Freitag und Samstag im Badener Martinsberg erneut für viel Freude sorgen. Pfändler forderte die Produzenten auf, die Gala vermehrt als Plattform zu nutzen, um die hervorragenden Weine auch unter die Leute und in die Aargauer Gastronomie zu bringen.
Abgabe auch für den Weinhandel
Dank der Bildung des Verbandes Deutschschweizer Wein könnten die Produzenten jetzt mit einer Stimmen sprechen, erklärte Präsident Wehrli. Wichtig sei dem Aargau die getrennte Berufsbildung für Önologen und Winzer. Über den Aargauer Wein am Schützenfest 2010 und die Werbung des Verbandes informierte Marketing-Leiter Marcel Suter. Finanziell geht es dem Verband ab nächstem Jahr gemäss dem Budget, präsentiert von Kassier Michael Wetzel, wieder besser. Neu soll auch der Weinhandel mit einer Abgabe belastet werden, um die Produzenten entlasten zu können.