Zeiten und Geschmäcker ändern sich, doch DJ Bobo bleibt beständig. Heute Freitag erscheint «Fantasy», sein 13. Studioalbum.
Dem Booklet Ihres neuen Albums «Fantasy» ist zu entnehmen, dass Sie sich für diese Aufnahmen wieder auf Grundstärken zurückbesonnen haben. Was darf man darunter verstehen?
DJ Bobo: In den letzten Jahren habe ich jeweils ein Thema ausgewählt, etwa «Pirates of Dance», oder «Vampires», und die Songs dann um dieses Thema herum komponiert.Diesmal aber nahm ich mir die Freiheit, einfach draufloszuschreiben - was ich eigentlich auch am besten kann.
Und weshalb dieser Wandel?
DJ Bobo: Es waren Fesseln, die ich mir selbst auferlegt habe. Allerdings haben diese Themenalben sowie die dazugehörigen Bühnen-Shows mich auch durch eine Zeit gebracht, als mein Musikstil nicht angesagt war. Heute sieht dies aber wieder ganz anders aus.
Inwiefern denn?
DJ Bobo: Tanzmusik befindet sich wieder auf dem aufsteigenden Ast. Was mir natürlich sehr entgegenkommt. Als ich vor etwa einem Jahr das erste Mal Lady Gaga hörte, dachte ich mir: «Hoffentlich schafft die den Durchbruch!» Nun haben dank ihr, David Guetta oder auch den Black Eyed Peas Dance- und Popmusik wieder Aufwind bekommen. Diese Künstler sind erst der Anfang dieser neuen Welle - ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren noch einige Lady-Gaga-Kopien erleben werden.
Haben diese jungen, erfolgreichen Acts Ihr neues Album beeinflusst?
DJ Bobo: Nicht direkt. Aber ich bin schon sehr happy, dass es wieder inspirierende Tanzmusik gibt. Das Album ist aber eher von dem befreienden Gefühl geprägt, nicht mehr im engen Korsett des Themenalbums arbeiten zu müssen. Ich konnte meiner Fantasie freien Lauf lassen - deshalb auch der Albumtitel «Fantasy».
Als Phänomen DJ Bobo leben Sie seit 15 Jahren in einer paradoxen Situation. Zum einen ist da der unbestrittene Erfolg. Sie füllen Stadien und haben über 14 Millionen Tonträger verkauft. Zum anderen erfahren Sie kritische Ablehnung. Wie erklären Sie sich das und wie gehen Sie damit um?
DJ Bobo: Ich komme nun mal aus dieser Eurodance-Schublade. Diese Musik wurde über Nacht populär. Für die Musikwelt war sie wie ein Unfall. Die Kritiker sahen diesen Boom nicht kommen und wussten auch nie was mit ihm anzufangen. Gleiches traf ja auch die Neue Deutsche Welle. Auch sie konnten Kritiker nie wirklich fassen und lehnten sie entsprechend heftig ab. Je länger ich aber dabei bin, umso milder werden die Stimmen. Zumindest mein Erfolg wird mittlerweile respektiert.
Spürt auch ein DJ Bobo die Krise der Musikindustrie?
DJ Bobo: Massiv. Auch meine CD-Verkäufe sind stark eingebrochen. Zu unserem Glück haben wir die grossen Live-Shows. Ich möchte aber nicht einer dieser an sich bereits etablierten Musiker sein, die gross lamentieren. Ich finde die Entwicklung vor allem für junge Künstler verheerend, für die es schwieriger wird, über nationale Grenzen hinaus bekannt zu werden.
Demnächst startet die Tournee zum neuen Album. Nicht mehr mit dabei sein wird Ihr langjähriger Bühnenpartner Anthony Moriah, welcher vergangenen Herbst plötzlich verstarb. Sie bezeichneten ihn oft als Ihr Sicherheitsnetz auf der Bühne. Wie ist es, ohne ihn dort oben zu stehen?
DJ Bobo: Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl. Tone wurde über die Jahre zu meinem Mentor, wenn es ums Gesangliche ging. Er fehlt vor allem emotional und wir alle haben seinen Tod noch lange nicht verarbeitet. Er hat mir beigebracht, als Sänger auf der Bühne bestehen zu können. Ich muss nun lernen, alleine den Weg weiterzugehen.