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Auch mehr als zwei Jahre nach seinem Tod kann Jahrhundert-Künstler Hans Erni († 106) noch immer nicht in Frieden ruhen – war es doch sein letzter und grösster Wunsch, dass sein Aluminium-Relief «Poseidon» gerettet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde.
Die Ausmasse des Werkes, welches von 1968 bis 2012 im städtischen Hallenbad in Luzern hing und seither in grossen Holzkisten in einem Keller lagert, sind eindrücklich: 15 mal 8 Meter, 5 Tonnen, gefertigt aus 120 Aluminiumstücken.
Lange stritten sich die Verantwortlichen der Erni-Stiftung mit der Besitzerin des Bildes (der Stadt Luzern) darüber, was mit dem imposanten Werk passieren soll. Nachdem vor kurzem offiziell bekannt wurde, dass der Luzerner Anwalt und Immobilienbesitzer Jost Schumacher das Werk retten und es an eine Fassade einer seiner Überbauungen hängen wolle, ist der Deal gemäss Recherchen überraschend geplatzt: «Leider ist die Schenkung nicht zustande gekommen. Der Beschenkte hat unser Angebot nicht angenommen. Das Bild ist immer noch bei uns eingelagert und wir schauen uns um nach einem neuen Standort», verrät Rosie Bitterli, Kultur-Chefin der Stadt. Warum es doch zu keinem Vertrag kam, will sie nicht verraten. Bitterli sagt aber, dass die einzige Auflage der grosszügigen Schenkung sei, dass das Kunstwerk für immer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Und im Schenkungsvertrag werde zudem festgehalten, dass der neue Besitzer die Sanierungs- und Montagekosten von rund 400'000 Franken selber bezahlen müsse. Neue Interessenten für das Werk sind noch keine in Sicht: «Zurzeit gibt es keine konkreten Gespräche.»
«Poseidon» ist Hans Ernis wichtigstes Gemälde. 1968 erhielt er von der Stadt Luzern den Auftrag, das Wandbild zu malen, und das war für ihn eine Rehabilitation. Denn zuvor wurde Erni in der Schweiz 20 Jahre lang zur «Persona non grata» erklärt – weil er sich aktiv für Weltfrieden und Völkerverständigung einsetzte und mit dem Zürcher Kunsthistoriker Konrad Farner sympathisierte. Das brachte Hans Erni den Ruf eines Kommunisten und Landesverräters ein. Im Zuge der Fichenaffäre erhielt der Luzerner Künstler 1991 seine 36 Seiten umfassende Fiche.
Karl Bühlmann, Präsident der Hans-Erni-Stiftung und langjähriger Freund des verstorbenen Künstlers, bedauert es sehr, dass es so schwierig ist, «Poseidon» zu verschenken. «Es kommen gelegentlich Anfragen, doch die Grösse des Werkes und die Kosten für die Restaurierung machen es nicht einfach», sagt Bühlmann. Immer wieder ist der Präsident in der Kritik, warum er oder die Familie Erni mit der vermögenden Stiftung nicht selber in «Poseidon» investiere und somit dem Wunsch des verstorbenen Künstlers nachkomme. Bühlmann sagt, die Erni-Stiftung könne das Bild nicht übernehmen und es irgendwo platzieren, zumal man gegenwärtig viel Zeit und Geld in die Umgestaltung des Museums investiere. «Wir benötigen unsere Ressourcen dafür, denn wir wollen das Museum lebendiger machen und interessanter für die junge Generation.» Karl Bühlmann hofft auf eine andere Lösung und ist der Meinung, dass man «Poseidon» einiges unter 400'000 Franken restaurieren und installieren könnte. «Doch zuerst braucht man vor allem eine geeignete Fassade dafür.»